AKL '10: Networking, Rekorde und Innovationen
Auf dem International Laser Technology Congress in Aachen wurde auch der Innovation Award Laser Technology vergeben.
AKL’10: Networking, Rekorde und Innovationen
Auf dem International Laser Technology Congress in Aachen vom 5. bis 7. Mai 2010 wurde auch der Innovation Award Laser Technology vergeben.
Bereits zum 8. Mal fand in Aachen der International Laser Technology Congress (kurz AKL) statt. Den rund 500 Teilnehmern wurde ein internationales und hochkarätiges Kongressprogramm mit rund 60 Vorträgen geboten. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine konferenzbegleitende Ausstellung sowie ca. 80 Live-Präsentationen und Exponaten im Fraunhofer-Institut für Lasertechnik und bei den Firmen des Laser-Anwenderzentrums.
Abb.: Ein Highlight des diesjährigen International Laser Technology Congress AKL‘2010 war die Verleihung des Innovation Award Laser Technology 2010. Von links nach rechts sind folgende Personen abgebildet. Hintere Reihe: Reinhart Poprawe, Andres Gasser, Elke Weiss, Frank Boekhoff, Guido Pethan, Stefan Kaierle, Hans-Jörg Bullinger, Ulrich Berners. Mittlere Reihe: Gerhard Backes, Jürgen Dupré, Hermann Lembeck. Vordere Reihe: Claus-Rüdiger Haas, Alexander Schell, Daijun Li, Keming Du (Bild: Arbeitskreis Lasertechnik e.V.)
Die Eröffnungsrede zum 8. Laserkongress begann mit einem Weltrekord. Reinhart Poprawe (Fraunhofer ILT, Institutsleiter) verkündete den erfolgreichen Test eines Femtosekundenlaser-Prototypen mit einer mittleren Leistung von 1,1 kW bei 600 fs und einer Pulsspitzenleistung von 90 MW. Damit brachen die Forscher vom Fraunhofer ILT den von ihnen im Sommer 2009 aufgestellten Weltrekord - damals erreichten sie „nur“ 400 W.
Die Vortragenden des Technologie Business Tages, die über Lasermärkte in Europa, USA und Asien referierten, waren sich einig: Thomas Merk (Rofin Baasel Lasertech), David Belforte (Belforte Associates) und Kunihiko Washio (Paradigm Laser Research) kamen gleichermaßen zu dem Ergebnis, dass der Lasermarkt die Talsohle durchschritten hat und sich nun kontinuierlich erholt. Nach David Belforte werden insbesondere „grüne“, ökologische Anwendungen der Lasertechnik (wie z. B. Photovoltaik oder Elektromobilität), in den kommenden Jahren Wachstumstreiber für Zulieferer und Hersteller der Laserbranche sein.
In der Gerd Herziger Session, die zu Ehren des Gründers des Fraunhofer ILTs benannt ist, wurden aktuelle Laserstrahlquellenkonzepte von Peter Leibinger (Trumpf), Ulrich Hefter (Rofin), Volker Krause (Laserline) und Andre Mashkin (IPG Laser) auf deren Zukunftstauglichkeit und Trends hin untersucht. Allem Anschein nach scheint die Frage, die noch vor wenigen Jahren heftig diskutiert wurde, ob sich der Faser- oder der Scheibenlaser durchsetzt, beantwortet. Beide Strahlquellen haben jeweils ihre Daseinsberechtigung und bieten applikationsabhängige Vorteile. Auch CO2-Laser sind aus der industriellen Produktion mittelfristig nicht wegzudenken, bewegen sich laut Peter Leibinger allerdings in einem gesättigten Marktniveau. Anders verhält es sich mit Ultrakurzpulslasern, die sich noch im Anfangsstadium ihres Produktlebenszyklusses befinden und insbesondere durch ihre anhaltende Leistungsskalierung in den kommenden Jahren eine erhöhte Nachfrage erfahren werden. Durch höhere Leistungen werden zukünftig neue Anwendungen erschlossen.
Markus Beck, der den Vortrag für Bertold Hopf (Daimler AG) hielt, stellte mit RobScan ein Remote-Laserschweißverfahren vor, das gerade für Produktionen mit hohen Volumina geeignet ist und sich innerhalb der Daimler AG bereits etabliert hat. Durch eine stetige Weiterentwicklung des Verfahrens sollen sich Fixkosten noch weiter verringern lassen. 2008 erhielt Bertold Hopf und sein Team den Innovation Award Laser Technology 2008 für die Entwicklung von RobScan (Robot-guided remote Scanner for laser beam welding).
Einen großen Schritt haben Diodenlaser hinsichtlich Ihrer industriellen Anwendbarkeit erzielt. Mit Audi konnte Laserline einen namhaften Autohersteller gewinnen, der beim Schweißen bestimmter Karosserieteile auf die Vorteile des Hochleistungsdiodenlasers setzt, da das Absorbtionsverhalten für Diodenlaser bei Aluminium besonders gut ist. Weiterhin gelang es dem Unternehmen die Haltbarkeit und Stabilität der Dioden zu optimieren. In den nächsten Jahren sollen die Leistungen der Diodenlaser für die direkte Materialbearbeitung auf 10 bis 20 kW erhöht und deren Steckdoseneffizienz bis auf 50 Prozent verbessert werden. Auch Strahlqualitäten zwischen 15 und 25 mm*mrad sollen mit Diodenlasern der Kilowatt-Klasse in wenigen Jahren möglich sein. Laut Guido Bonati (Jenoptik Laserdiode) wird die Nachfrage nach Diodenlaser besonders durch neue Applikationen gesteigert, wie z. B. der Haarentfernung per Laser. Ziel ist es große Stückzahlen zu erzeugen, um die Herstellungskosten von Diodenlasern senken zu können.
Ein weiterer Trend, der auf dem AKL’10 deutlich zu erkennen war, ist das sogenannte Laserauftragschweißen, das einerseits den Rohstoffbedarf reduziert und gleichzeitig Zeit- und Kostenvorteile bietet. Dabei wird mittels Laserstrahlung ein Metallpulver oder –draht punktgenau aufgeschmolzen; Andres Gasser (Fraunhofer ILT) und Klaus Eimann (Procter & Gamble) stellten einige marktreife Anwendungen vor. Beispielsweise setzt Rollce-Royce Deutschland das Verfahren ein, um Verschleißteile in Turbinen kostengünstig zu reparieren statt sie zu ersetzen. Das Verfahren ist zertifiziert und bereits zugelassen. Neben der kostengünstigen Instandhaltung von Spritzgießwerkzeugen per Laserauftragschweißen bedient sich Procter & Gamble des Rapid-Prototypings, um kühl- und fertigungsoptimierte Spritzgießformen herzustellen, da es im Vergleich zu klassischen Produktionsmethoden deutliche Vorteile bietet. Wenn es zukünftig gelingt, die Prozesseinflussgrößen und die eigentliche Auftragschweißung besser zu kontrollieren sowie bessere, lasergerechte Pulver zu entwickeln, wird das Verfahren mittelfristig für eine Vielzahl von Anwendungen massiv an Bedeutung gewinnen.
Der nächste AKL’12 findet vom 9.–11. Mai 2012 in Aachen statt.
Feierliche Verleihung des Innovation Award Laser Technology in Aachen
Ein weiteres Highlight des diesjährigen International Laser Technology Congress AKL‘2010 war die Verleihung des Innovation Award Laser Technology 2010. Sie fand am 5. Mai im geschichtsträchtigen Krönungssaal des Aachener Rathauses vor rund 300 Teilnehmern und geladenen Gästen statt. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft und Gastredner der Festveranstaltung verlieh den 1. Preis des Innovation Award Laser Technology 2010, der mit 10.000 Euro dotiert ist, an Keming Du und sein Team der EdgeWave GmbH (Würselen) für die Entwicklung von „gütegeschalteten Innoslab Lasern für die hoch qualitative Mikrobearbeitung“. Der Preisträger Du wurde weiterhin zum AKL Fellow und ELI Fellow ernannt. Die Trophäe für den Preisträger sowie die Urkunden für Du und die anderen Mitglieder des Projektmanagement-Teams Claus-Rüdiger Haas, Alexander Schell und Dailjun Li wurden durch Ulrich Berners, Vorstandsvorsitzender des Arbeitskreises Lasertechnik AKL e.V. und Stefan Kaierle, Vorstandsvorsitzender des European Laser Institute ELI überreicht.
Innoslab Laser stehen für eine neue Klasse von Lasern, die für viele Anwendungen in unterschiedlichen Bereichen der Industrie und Wissenschaft eingesetzt werden können. Mit seinen Eigenschaften erlauben sie eine ganze Reihe von anspruchsvollen und Mehrwert erzeugenden Anwendungen wie beispielsweise die Mikrobearbeitung von Glas, das Laserritzen, die Randentschichtung, das Strukturieren von Dünnschichten bei hohen Durchsatzraten und das Pumpen von Farbstofflasern.
Den zweiten Platz des Innovation Award Laser Technology 2010 belegten Jürgen Dupré und sein Team der Rolls-Royce Deutschland Ltd. & Co. KG (Dahlewitz und Oberursel). Bei der Innovation handelte es sich um ein Instandsetzungsverfahren für Flugzeugtriebwerk-Komponenten mittels Laserauftragschweißen.
Den dritten Platz des Innovation Award Laser Technology 2010 belegte Hermann Lembeck und sein Team der Meyer Werft Laserzentrum GmbH (Papenburg). Bei der Innovation handelte es sich um das Laser-Hybridschweißen dicker Stahlplatten mit Scheibenlaser im Schiffbau.
Francisco Velasco
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