Als die Sterne leuchten lernten
Wasserstoffkonzentration im Hubble Ultra Deep Field öffnet Blick auf die Sternentstehung im jungen Kosmos.
Schon seit kurz nach dem Urknall haben Galaxien in unserem Kosmos neue Sterne gebildet. Allerdings hat sich die Gesamt-
Abb.: Das Hubble Ultra Deep Field (HUDF) ist eine Fundgrube von Galaxien, die reich an Kohlenmonoxid sind (orange) und damit Potenzial für Sternentstehung haben. (Bild: B. Saxton / NRAO / AUI / NSF / ALMA / ESO / NAOJ / NRAO / NASA / ESA Hubble)
Die Astronomen haben dazu eine der am besten untersuchten Himmelsregionen überhaupt beobachtet: das Hubble Ultra Deep Field (HUDF). Dort haben sie unter anderem nach dem charakteristischen Licht gesucht, das die Anwesenheit von Kohlenstoffmonoxid verrät. Wo Kohlenstoffmonoxid, da auch molekularer Wasserstoff. Das lässt sich sogar quantitativ formulieren – Astronomen können aus der Menge an nachgewiesenem Kohlenstoffmonoxid auf die Menge an molekularem Wasserstoff schließen.
Da Sterne entstehen, wenn dichte Wolken aus molekularem Wasserstoff kollabieren, hängt die Sternentstehungsrate direkt mit der Verfügbarkeit von molekularem Wasserstoff, dem Rohmaterial für die Sternentstehung, zusammen. Bislang haben Sternen-
Derartige Studien zeigen interessante Trends bei der Sternentstehung. In der Vergangenheit haben Galaxien insgesamt deutlich mehr Sterne produziert als heutzutage. Tatsächlich geht die Sternentstehungsrate seit einer Blütezeit rund drei bis sechs Milliarden Jahre nach dem Urknall stetig zurück. Während der Phase maximaler Produktivität wurde pro Jahr rund zehn mal mehr Wasserstoff zu Sternen als heute. Die Hintergründe dieser Langzeitentwicklung sind derzeit noch unklar. Aber die neuen Beobachtungen können unserem Wissen über die Geschichte der Sternentstehung ein wichtiges Puzzleteil hinzufügen: Die Menge an molekularem Wasserstoff, die zu gegebener Zeit in Galaxien für die Sternentstehung zur Verfügung steht.
Abb.: Massendichte für molekularen Wasserstoff, aufgetragen gegen die kosmische Zeit in Form der Rotverschiebung. Die orangen Rechtecke zeigen die ALMA-Messungen an, die Linien sind Vorhersagen von Modellen, die grauen Fläche folgen aufgrund einer Extrapolation verfügbarer Daten. (Bild: R. Decarli, F. Walter et al.)
„Unsere neuen ALMA-Ergebnisse legen nahe: Je weiter wir in die Vergangenheit zurückblicken, umso mehr Gas finden wir in den Galaxien, die wir sehen" sagt Manuel Aravena, Astronom an der Universidad Diego Portales in Santiago in Chile und der Ko-Leiter des Astronomenteams. „Diese Zunahme an Gasgehalt dürfte der Grund für die beachtliche Zunahme der Sternentstehungsraten sein, die während des Höhepunkts der Galaxienentstehung vor rund zehn Milliarden Jahre einsetzte."
„Die Kohlenstoffmonoxid-
Die Fragen danach, wie all dies im Detail funktioniert und welche Faktoren die Verfügbarkeit oder der Mangel molekularen Wasserstoffs beeinflussen, sind Leitfragen des großangelegten Beobachtungsprogramms (Large Observation Programs) mit ALMA, das Walter und seine Kollegen gerade bewilligt bekommen haben. Bei der Bewilligung haben auch die jetzt veröffentlichten Resultate eine Rolle gespielt. Fabian Walter sagt: „Die genauen Hintergründe der Geschichte der kosmischen Sternentstehung müssen wir erst noch verstehen. Unser jetzt bewilligtes ALMA Large Program wird die fehlenden Informationen über das Rohmaterial der Sternentstehung für Galaxien im berühmten Hubble Ultra Deep Field liefern. Das sind wichtige weitere Puzzlestücke für das Rätsel der Sternentstehung in unserem Universum."
MPIA / DE