05.06.2009

Atmosphäre mit Turbowaschgang

Ein bislang nicht entschlüsselter Mechanismus verstärkt die Selbstreinigungskräfte der Atmosphäre um das Drei- bis Fünffache



Jülich (dpa) - Die Atmosphäre hat zur Reinigung von Schadstoffen einen Turbowaschgang: Ein bislang nicht entschlüsselter Mechanismus verstärkt die Selbstreinigungskräfte der Atmosphäre um das Drei- bis Fünffache. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam unter Leitung Jülicher Wissenschaftler nach Untersuchungen in China. In diesem «Waschgang» entstehe deutlich weniger Ozon als in dem bisher bekannten Reinigungsverfahren der Atmosphäre. Diese Ergebnisse stellen Franz Rohrer und seine Kollegen im US-Fachjournal «Science» vor.

In der stark verschmutzten Luft über dem Perlflussdelta in Südchina hatten die Wissenschaftler im Tagesverlauf alle am Waschprozess beteiligten Eingangs- und Ausgangssubstanzen gemessen. Sie stellten fest, dass der atmosphärischen Schadstoffabbau von etwa 10.00 Uhr morgens an in den Turbogang schaltet. Durch die deutlich höhere Konzentration von Hydroxyl-Radikalen (OH-Radikalen) als Reinigungsmittel erhöhte sich auch die Abbaugeschwindigkeit.

Überraschend war für die Wissenschaftler, dass bei dieser Reinigung weniger Ozon entstand als erwartet. Beim normalen Waschgang werden die Hydroxyl-Radikale mit Stickstoff recycelt. Danach stehen sie für weitere Waschgänge zur Verfügung. Bisher ging man davon aus, dass für jedes abgebaute Stickstoff-Molekül ein bis zwei Ozon- Moleküle entstehen. Bei dem neu entdeckten Mechanismus waren die gemessene Stickstoff-Konzentration und das erzeugte Ozon dafür jedoch viel zu gering.

Ähnliche Beobachtungen hatte es vorher schon in ländlichen bewaldeten Gebieten in Nordamerika und im tropischen Regenwald im südamerikanischen Suriname gegeben. Die Jülicher Wissenschaftler wollen den Mechanismus nun mit Experimenten in der Atmosphären- Simulationskammer entschlüsseln.


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