Auf der Suche nach dem ältesten Eis der Erde
Forscher hoffen auf neue Erkenntnisse zur Periodizität von Kalt- und Warmzeiten.
In der Antarktis suchen international führende Eis- und Klimawissenschaftler von 14 Institutionen aus zehn europäischen Ländern nach dem ältesten Eis der Erde. Ziel ist es zu erkunden, wo in der Antarktis zukünftig der am weitesten in die Erdgeschichte zurückreichende Eiskern erbohrt werden kann. Ein solcher Bohrkern erlaubt durch die Entschlüsselung vergangener Klimaprozesse bessere Prognosen für die Zukunft. Das Alfred-
Abb.: Ein Eiskern ist gebohrt und wartet darauf, aus dem Bohrer genommen zu werden. (Bild: S. Kipfstuhl, AWI)
Bis zu 1,5 Millionen Jahre altes Eis zu finden, das zukünftig erbohrt werden kann, ist das Ziel des Projekts. Zum Vergleich: Der bisher älteste Eiskern reicht 800.000 Jahre zurück. In solchen Kernen ist die Luft vergangener Zeiten eingeschlossen. Durch deren Analyse lässt sich die Zusammensetzung der Atmosphäre entschlüsseln. „Wir wissen derzeit nicht, was dazu geführt hat, dass es vor 900.000 bis 1.200.000 Jahren einen Wechsel in der Periodizität von Kalt- und Warmzeiten gegeben hat“, erklärt Projektkoordinator Olaf Eisen vom AWI.
Vor diesem mittleren Pleistozän-Übergang wechselten sich Warm- und Kaltzeiten etwa alle 40.000 Jahre ab. Seitdem beträgt diese Periode etwa 100.000 Jahre. Dieses Wissen der Forscher stammt beispielsweise aus Sedimentkernen, die jedoch keine Gase beinhalten. „Wir können die Rolle der Treibhausgase bei diesem Übergang bisher nicht gezielt untersuchen, weil uns schlicht die geeigneten Proben für solche Messungen fehlen“, so der AWI-
Das soll „Beyond EPICA - Oldest Ice“ nun ändern: Das Projekt beinhaltet geophysikalische Messungen, Schnellbohrverfahren und Altersbestimmungen von Eis vor Ort. Außerdem werden notwendige Bohrtechnologien weiterentwickelt und erprobt. Die ersten praktischen Arbeiten dazu starten bereits in Kürze: In der Antarktis werden AWI-
In einem Bodenprogramm messen Forscher deshalb parallel in einem Feldcamp den Schneezutrag und setzen neue Technologien zum Abteufen von Bohrlöchern ein, um in diesen die Temperatur zu erfassen. „Aus früheren Studien haben wir Gebiete herausgearbeitet, in denen wir das älteste Eis der Erde vermuten“, sagt Eisen. „Jetzt gilt es, möglichst viel über die Ablagerungsprozesse und die Beschaffenheit des Eises zu lernen.“
AWI / RK