Auf Planetenjagd
Schweizer Astrophysiker haben vor zehn Jahren den ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Heute kennt man 169.
Auf Planetenjagd
Paris (dpa) - Die Sensation schlug vor einem Jahrzehnt ein wie ein Meteorit. Die Schweizer Astrophysiker Michel Mayor und Didier Queloz vom Genfer Observatorium verkündeten, den ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt zu haben - im Sternbild Pegasus, von der Erde 40 Lichtjahre entfernt. In den zehn Jahren seit dieser Premiere, die das Wissen der Astronomen revolutionieren sollte, ist die Zahl der nachgewiesenen «extrasolaren» Planeten auf 169 hochgeschnellt.
Ein Astronomenteam hat im Sternbild Fuchs das jüngste Mitglied der Schar dieser so genannten Exo-Planeten aufgespürt. Der Planet HD 189733b ist nur 60 Lichtjahre entfernt und hat in etwa den Umfang und die Masse des Jupiters, wie das Observatorium der Hochprovence und das Astrophysikalische Labor Marseille berichten.
Mittlerweile kommt es sogar vor, dass solche Entdeckungen kaum so richtig wahrgenommen werden - wenn die Wissenschaftler sich gerade angeregt darüber austauschen, wie sie mit besseren Instrumenten und Satelliten demnächst einen Schwester-Planeten der Erde finden wollen.
«In den nur zehn Jahren ist eine früher unvorstellbare Sammlung von sehr unterschiedlichen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zusammengekommen», sagt der «Planeten-Jäger» Alfred Vidal-Madjar. Es war sein Team, das vor sechs Jahren den riesigen Gasplaneten Osiris entdeckte, der so nahe in einer Umlaufbahn um seinen Stern ist, dass er in der Sekunde als «Reibungsverlust» 10 000 Tonnen Wasserstoff verliert. Was die Astronomen als immer spannenderes Abenteuer fern im All ansehen, hat ihnen neben Entdeckungen ungeahnte Erkenntnisse eingebracht. So wissen sie inzwischen, dass etwa jeder zehnte Stern Planeten hat, «obwohl doch bislang nur im Vorhof der Sonne gesucht wurde», wie der südfranzösische Astronom Alain Lecavelier festhält.
Angespornt werden die Planetensucher nicht zuletzt von der ersten Infrarot-Ablichtung eines Planeten, geschossen mit dem riesigen Teleskop VLT der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile. Denn die «Entdeckungen» von Planeten ist bisher nur auf einem indirekten Weg möglich, über Messungen leichter Schwankungen der Muttersterne, was auf die Passage eines Planeten hinweist. In Europa wie in den USA wird an Instrumenten und Satelliten gearbeitet, mit denen die Bewegungen von Sternen genauestens vermessen und auf diese Weise Planeten aufgespürt werden können. «Unser Ziel ist es, Planeten von der Größe der Erde zu finden», erläutert der Astrophysiker Stephane Udry.
Das Abenteuer im Weltall scheint jedenfalls gerade erst so richtig begonnen zu haben. Eine Menge erhoffen sich die Astrophysiker von dem für 2006 geplanten Start des französischen Satelliten «Corot» für die Europäische Weltraumorganisation ESA. Nachdem eine erhebliche Zahl großer Gasplaneten außerhalb des Sonnensystems nachgewiesen worden ist, soll «Corot» Dutzende von Planeten aufspüren, die nicht mehr als zwei oder drei Mal den Umfang der Erde haben. Zwei Jahre später nimmt dann der amerikanische Satellit «Kepler» die Spurensuche auf - im Zusammenspiel mit immer feineren Instrumenten auf der Erde.
Noch riesigere Teleskope, noch leistungsstärkere und findigere Satelliten - alles soll letztlich der Frage aller Frage dienen: Gibt es Schwester-Planeten der Erde, die auch Leben ermöglichen würden? Manche Forscher denken, in 10 bis 20 Jahren eine erste Antwort wagen zu können.
Hanns-Jochen Kaffsack, dpa
Weitere Infos:
Deutsches Kompetenzzentrum für Exo-Planeten:
http://www.exoplanet.de