Außenposten im Orbit
Seit zwanzig Jahren leben auf der Internationalen Raumstation ISS durchgehend Menschen.
Der Aufbau der Internationalen Raumstation ISS begann mit dem russischen Modul Sarja und dem US-amerikanischen Modul Unity im Dezember 1998. Knapp zwei Jahre später war der Außenposten im Orbit so weit gediehen, dass sich die erste Langzeitcrew an Bord wagte. Seither ist die Station durchgehend besetzt und stetig erweitert worden.
Am 2. November 2000 öffnete die erste ISS-Crew die Luke: Kommandant William McMichael Shepherd (NASA) und die Roskosmos-Kosmonauten Sergei Konstantinowitsch Krikalev und Juri Pawlowitsch Gidsenko traten ihren 136-tägigen Aufenthalt an. Gestartet waren sie zwei Tage zuvor mit einer Sojus-TM-31-Kapsel vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur. Von dort hatte 40 Jahre zuvor auch Juri Gagarin seine Reise in den Orbit angetreten.
Während ihrer Zeit auf der ISS nahmen die drei Männer lebenswichtige Systeme in Betrieb: die Wasseraufbereitung, einen Kohlendioxidabsorber sowie die Küche und die Toilette. Außerdem galt es, Kommunikations- und Steuerungssysteme für den weiteren Ausbau zu installieren. Gleichzeitig begann mit der „Expedition 1“ auch die Forschung auf der ISS. Als erstes Experiment diente das deutsch-russische PKE-Experiment dazu, das Wachstum von Plasmakristallen in Schwerelosigkeit zu erforschen.
Drei Spaceshuttle-Crews brachten bis März 2001 weitere Bauteile zur ISS, darunter die großen US-amerikanischen Sonnensegel und das US-Labor Destiny. Seitdem ist die Raumstation auf sechs Forschungslabore, zwei Wohneinheiten und eine Beobachtungskuppel sowie zahlreiche Stauräume und Verbindungsknoten angewachsen. Bis heute fanden insgesamt 2950 Experimente auf der ISS statt.
Das in Bremen gefertigte, europäische Columbus-Labor brachte Hans Schlegel zusammen mit Kollegen im Februar 2008 zur ISS. In diesem Modul lassen sich unter anderem Experimente zum Verhalten von Flüssigkeiten, Zellen, Mikroorganismen oder Pflanzen in Schwerelosigkeit durchführen. Vor Schlegel hatte bereits Thomas Reiter 166 Tage an Bord der ISS verbracht (2006); nach Schlegel war mit Alexander Gerst bisher nur ein weiterer Deutscher dort. Nach seinem ersten Langzeitaufenthalt 2014 übernahm Gerst im Oktober 2018 als erster Deutscher und zweiter Westeuropäer die Funktion des ISS-Kommandanten. Matthias Maurer – wie Gerst aktives Mitglied des Europäischen Astronautenkorps – wartet noch auf seinen ersten ISS-Besuch. Geplant ist dieser momentan für das nächste Jahr.
Kerstin Sonnabend
Weitere Informationen
Weitere Beiträge
- M. Pfalz, Ein kleiner Bruder für Columbus, Physik Journal, April 2020, S. 7 (PDF)
- A. Hauck, Happy Birthday, ISS, Physik Journal, Januar 2019, S. 8 (PDF)
- M. Pfalz, Im NanoRack zur ISS, Physik Journal, Juni 2018, S. 30 (PDF)
- A. Pawlak, Labor in der Schwebe, Physik Journal, März 2018, S. 6 (PDF)
- M. Pfalz, „Gebt eurem Traum eine Chance!“ – Interview mit Alexander Gerst, Physik Journal, November 2017, S. 28 (PDF)
- A. Pawlak, Physik auf der Umlaufbahn, Physik Journal, Juli 2014, S. 8 (PDF)
- M. Keuntje, „Ein ganz anderes Lebensgefühl“ – Interview mit Hans Schlegel, Physik Journal, August/September 2008, S. 26 (PDF)
- M. Keuntje, Countdown für Columbus, Physik Journal, Dezember 2007, S. 7 (PDF)
- Rezension zu „166 Tage im All“ von Alexander Gerst
Meist gelesen
Siegreicher D-A-CH-Schaden
Das deutsch-schweizerische Team D-A-CH-Schaden hat den Studierendenwettbewerb PLANCKS gewonnen.
Abbremsen für neuen Schwung
Die ESA-Sonde Juice hat den weltweit ersten Vorbeiflug an Mond und Erde erfolgreich absolviert.
Rohstoffe aus dem Harz
Geophysikalische Erkundungen unter Einsatz eines Hubschraubers beginnen.
Führungswechsel bei SmarAct
Michael Weigel-Jech steht an der Spitze des Unternehmens für Hochpräzisionspositioniertechnik.
Pionier der Lasertheorie gestorben
Der theoretische Physiker Hermann Haken, Begründer der Synergetik, ist im Alter von 97 Jahren gestorben.