Babyboom im jungen Universum
Bildung riesiger Galaxienhaufen beflügelte schon kurz nach dem Urknall eine starke Sternentstehung.
Mit den ALMA- und APEX-Radioteleskopen in Chile ist es zwei internationalen Forscherteams unter Beteiligung von Wissenschaftlern vom Bonner Max-
Abb.: Galaxiengruppe SPT 2349 in zunehmender Vergrößerung. Links: Südpol-
Das „Atacama Large Millimeter/submillimeter” Array (ALMA) und das „Atacama Pathfinder Experiment” (APEX) haben tief ins Universum geblickt, und damit auch zurück in eine Zeit, als das Universum nur rein Zehntel seines heutigen Alters hatte. Dadurch wurden sie Zeugen des Beginns einer gewaltigen Ansammlung von Materie durch Zusammenstöße von jungen Galaxien mit heftiger Sternentstehung. Die Astronomen hatten bisher angenommen, dass solche Ereignisse zirka Milliarden Jahre nach dem Urknall stattgefunden hätten. Es war eine große Überraschung, als die neuen Beobachtungen zeigten, dass dies sich bereits viel früher ereignete, als das Universum nur halb so alt war. Aus solchen Galaxiensystemen, so nimmt man an, entstehen die massereichsten Strukturen überhaupt im bekannten Universum, nämlich Galaxienhaufen.
Zwei internationale Forscherteams, angeführt von Tim Miller von der Dalhousie-
Mit dem Blick über neunzig Prozent des Wegs im beobachtbaren Universums hat das erste Team einen entstehenden Galaxienhaufen mit der Bezeichnung SPT 2349-
Die einzelnen Galaxien in dieser dichten kosmischen Anhäufung und die Konzentration von heftiger Sternentstehung in einem solch eingegrenzten Bereich macht dieses Objekt zur aktivsten Region überhaupt, die jemals im frühen Universum beobachtet wurde. Insgesamt 15.000 Sterne werden dort in einem Jahr neu geboren, im Vergleich zu nur einem Stern, der in unserer Milchstraße jährlich neu entsteht.
Die Wissenschaftler des zweiten Teams haben durch die Kombination von Beobachtungen mit ALMA und APEX ein ähnliches Megafusions-
Die neu entstehenden Galaxienhaufen wurden zunächst als schwache (Radio-)Lichtflecken in Beobachtungen mit dem Südpol-
Die neuen ALMA-
„Die Gesamtdauer des Sternentstehungsausbruchs in jeder der Galaxien ist kurz im Vergleich zur Zeitskala der Entwicklung zu einem Galaxienhaufen”, erklärt Axel Weiss vom Max-
„Die neuen Entdeckungen mit ALMA stellen nur die Spitze des Eisbergs dar. Zusätzliche Beobachtungen mit APEX haben schon gezeigt, dass die tatsächliche Anzahl dieser sternbildenden Galaxien sogar dreimal höher sein dürfte. Mit den zur Zeit laufenden Beobachtungen mit dem MUSE-
Die momentanen theoretischen und numerischen Modelle lassen darauf schließen, das derart massereiche Galaxienhaufen eine wesentlich längere Entwicklungszeit benötigen sollten. Mit den Beobachtungsdaten von ALMA mit seiner hervorragenden Winkelauflösung und Empfindlichkeit als Input für neue ausgefeilte Computersimulationen sind die Wissenschaftler nun in der Lage, die Entstehung von Galaxienhaufen weniger als anderthalb Milliarden Jahre nach dem Urknall zu erforschen.
„Wie diese Ansammlung von Galaxien so schnell gewachsen ist, bleibt ein Rätsel. Das ereignete sich nicht allmählich über Milliarden von Jahren, wie wir Astronomen vielleicht erwartet hätten. Unsere Entdeckung bietet eine hervorragende Gelegenheit, zu untersuchen, wie aus massereichen Galaxien diese gewaltigen Galaxienhaufen entstehen”, schließt Tim Miller, Doktorand an der Yale-
MPIfR / DE