08.03.2017

Besserer Kontrast bei der Krebsdiagnose

Neues Verfahren ermöglicht den Einsatz hochsensibler Kontrastmittel bei der Hyperpolarisations-MRT.

Kleinste Tumorherde und andere krankhafte Stoffwechsel­vorgänge mit Hilfe von Magnet­resonanz­tomografie (MRT) sichtbar machen: Diesem Ziel sind Physiker des Deutschen Konsortiums für Trans­lationale Krebs­forschung (DKTK) am Universitäts­klinikum Freiburg einen großen Schritt näher gekommen. Die Wissenschaftler nutzten dafür die hoch­sensitive Hyperpolarisations-MRT, die durch die Verwendung magnetischer Kontrast­mittel um ein Vielfaches empfindlicher ist als die klassische MRT. Den Freiburger Forschern gelang es, die bislang sehr aufwändige und teure Herstellung derartiger Kontrastmittel extrem zu vereinfachen. Dadurch könnten zukünftig auch Kontrast­mittel herstellen lassen, mit denen sich krankhafte Stoffwechsel­vorgänge bei Krebs in Echtzeit beobachten lassen.

Abb.: Aufnahmen an einer Ratte belegen die Wirksamkeit des neuen Verfahrens. (Bild: A. B. Schmidt et al.)

„Mit dem von uns SAMBADENA genannten Verfahren können wir Kontrast­mittel für die Hyper­polarisations-MRT viel billiger, einfacher und schneller herstellen als bisher“, sagt Projektleiter Jan-Bernd Hövener, Emmy-Noether-Forschungs­gruppenleiter in der Klinik für Radiologie – Medizin­physik des Universitäts­klinikums Freiburg. Gemeinsam mit seinen Doktoranden Andreas Schmidt und Stephan Berner gelang jetzt ein entscheidender Schritt bei der Herstellung hyperpolarisierter Kontrast­mittel. „Zum ersten Mal ist es möglich, die Injektions­lösung mit dem Kontrast­mittel innerhalb weniger Sekunden direkt am Einsatzort, im MRT-Gerät selbst, zu produzieren“, sagt Schmidt.

Bei der Hyperpolarisations-MRT wird ein magnetisch markiertes Kontrast­mittel in den Körper eingebracht und sendet von dort Signale aus, die wesentlich stärker sind, als sie bei einer klassischen MRT möglich wären. Dadurch lässt sich die Empfindlichkeit der MRT deutlich steigern und es lassen sich zusätzliche, für die Diagnose und Therapie entscheidende Informationen sammeln. Bislang werden flüssige hyper­polarisierte Kontrast­mittel vornehmlich mit der dynamischen nuklearen Polarisierung (DNP) hergestellt. Für diese Methode, welche bereits am Menschen im Einsatz ist, benötigen die Wissenschaftler jedoch ein bis zu 2,5 Millionen Euro teures und komplexes Gerät. Das neue Verfahren eröffnet die Möglichkeit, diese Kosten drastisch zu senken. „Wir hoffen, dass die Hyper­polarisations-MRT dadurch intensiver und flächen­deckend weiter­entwickelt werden kann“, sagt Hövener, der im Programm Radio­therapie und Bildgebung des Deutschen Krebs­konsortiums forscht, und Teil des von der Europäischen Union geförderten Forschungs-Netzwerks EUROPOL-ITN ist.

Indem die Forscher das Kontrastmittel direkt im MRT-Gerät erzeugen können, lassen sich zukünftig vermutlich auch Moleküle als Kontrast­mittel verwenden, deren Markierung sonst bereits während des Transports zum MRT-Gerät zerfallen wäre. „Wir arbeiten nun intensiv daran, SAMBADENA auch auf Bio­moleküle anzuwenden, die natürlicher­weise im Körper vorkommen. Deren Ab- oder Umbau könnten wir dann in Echt­zeit beobachten“, sagt Hövener. Erste bislang unveröffentlichte Ergebnisse deuten in diese Richtung. Da Krebszellen häufig einen veränderten Stoffwechsel aufweisen, könnte ein verstärkter oder verminderter Abbau des Kontrast­mittels auf Tumorgewebe hindeuten. Dadurch ließen sich Metastasen früher finden und Tumore genauer charakterisieren. Ebenso möglich scheint es, anhand der Veränderung des Krebsstoff­wechsels frühzeitig zu erkennen, ob eine Therapie anschlägt oder nicht. „Ein weiterer Vorteil ist, dass gegen körper­eigene Stoffe keine Allergien auftreten, was bei bisherigen MRT-Kontrast­mitteln manchmal der Fall ist“, sagt Hövener. In weiteren Studien soll nun eine Reihe geeigneter Kontrast­mittel entwickelt werden.

Universitätsklinikum Freiburg / DE

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