05.10.2016

Blick in den Reflexionsnebel Messier 78

VISTA-Telekop bringt hinter Staub versteckte Sterne zum Vorschein.

Messier 78, auch kurz M78 genannt, ist ein gut erforschtes Beispiel für einen Reflexions­nebel. Er befindet sich ungefähr 1600 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Orion, direkt links oberhalb der drei Sterne, die den Gürtel des Orion bilden und oft als Orientierungs­hilfe am Himmel dienen. In diesem Bild ist Messier 78 der bläuliche Nebel in der Mitte; der andere Reflexions­nebel rechts daneben trägt den Namen NGC 2071. Als Entdecker von Messier 78 im Jahr 1780 gilt der fran­zösische Astronom Pierre Méchain. Heutzutage ist das Objekt jedoch haupt­sächlich als 78. Eintrag im gleich­namigen Katalog des fran­zösischen Astronom Charles Messier bekannt, der den Nebel im Dezember 1780 in seinen Katalog aufnahm.

Abb.: Mit dem Teleskop VISTA lässt sich durch den Reflexionsnebel Messier 78 blicken. (Bild: ESO)

Beobachtet man Messier 78 mit Instrumenten wie dem Wide Field Imager der ESO am La Silla-Obser­vatorium im sichtbaren Licht, erscheint es als leuchtende, azurblaue Fläche, die von dunklen Bändern umgeben ist. Kosmischer Staub reflektiert und streut das Licht, das von den jungen, bläulichen Stern im Herzen von Messier 78 stammt, weshalb das Objekt als Reflexionsnebel bezeichnet wird.

Die dunklen Bänder, die sich um den Nebel schlängeln, sind dicke Wolken aus Staub, die das sichtbare Licht blockieren, das von dahinter­liegenden Objekten stammt. Diese dichten, kalten Regionen sind die Hauptgeburtsstätten für neue Sterne. Wird das Licht aus Messier 78 und seines Nachbarn beispiels­weise mit dem Atacama Path­finder Experiment (APEX) zwischen Radio­wellen und infra­rotem Licht im Sub­millimeter-Wellen­längen­bereich beobachtet, kommt das Leuchten von Staub­körnern in Gebieten zutage, die kaum wärmer sind als ihre extrem kalte Umgebung. Irgendwann werden sich in diesen Regionen aus den Staub­körnern immer größere Klumpen gebildet haben, die sich schließlich infolge ihrer eigenen Gravi­tation zusammen­ziehen und aufheizen, wodurch neue Sterne entstehen.

Zwischen dem sichtbaren Licht und dem Submilli­meter-Wellen­längen­bereich befindet sich der nah­infrarote Teil des elektro­magnetischen Spektrums, aus dem Astro­nomen mit Teleskopen wie dem Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy (VISTA) wichtige Infor­mationen gewinnen können. Trotz des Staubes, der das sichtbare Licht größten­teils reflektiert und blockiert, kann VISTA die Sterne im Inneren von Messier 78 beobachten, die den Nebel leuchten lassen. Im Zentrum des Nebels in der Mitte des Bildes scheinen zwei blaue Überriesen­sterne mit den Namen HD 38563A und HD 38563B. Im Nebel rechts daneben ist auch der Über­riese HD 290861 zu erkennen, der NGC 2071 erleuchtet.

Abgesehen von großen, blauen, heißen Sternen sind dank VISTA im kosmischen Staub, der sich über diese Himmels­region verteilt, auch viele Sterne zu sehen, die gerade erst entstehen und deren rötliche und gelbe Farben in diesem Bild klar erkennbar sind. Diese farben­frohen jungen Sterne finden sich in den Bändern aus Staub um NGC 2071 und entlang der Staub­spur, die von Messier 78 zur linken Seite des Bildes führt. Einige von ihnen sind T Tauri-Sterne. Obwohl sie vergleichs­weise hell sind, sind sie noch nicht heiß genug, um die Kern­fusion in ihrem Innern in Gang zu bringen. In einigen zehn Millionen Jahren werden auch sie aus­gewachsen sein und gemeinsam mit ihren Stern­geschwistern die Region um Messier 78 zum Leuchten bringen.

ESO / JOL

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