04.04.2014

Brennstoffzellen immer vielseitiger

Forschungszentrum Jülich zeigt neue Entwicklungen auf der Hannover Messe.

Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien nehmen die Schwankungen bei der Stromerzeugung zu. Um sie auszugleichen, werden Speicher benötigt, die große Mengen Energie über einen längeren Zeitraum aufnehmen können. Wasserstoff ist hierfür mit seiner hohen Energiedichte optimal geeignet. Das Forschungszentrum zeigt auf der Hannover Messe, wie sich der klimafreundliche Energieträger mithilfe sogenannter PEM-Elektrolyseure noch effizienter aus Wind- und Solarstrom gewinnen lässt. An Stand C68 in Halle 27 präsentieren Jülicher Forscher außerdem innovative Testsysteme mit Brennstoffzellen, die im Haus-, Fahrzeug- und Industriesektor hocheffizient Energie bereitstellen können.

Abb.: Hochtemperatur-Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen-Stack (HT-PEFC) mit einer Leistung von bis zu 5 Kilowatt für den Betrieb mit Reformatgas aus einem Brenngasmodul (oben), die etwa für die Bordstromversorgung eingesetzt werden können. (Bild: FZ Jülich)

„Die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie besitzt ein enormes Potenzial für die effizientere Nutzung und großskalige Speicherung von Energie. Wir arbeiten daran, die Grundlagen dafür zu schaffen, die klimaneutrale Technologie in immer mehr Anwendungsbereichen auch wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu machen. Dazu optimieren wir die gesamte Produktionskette vom gezielten Werkstoffdesign bis hin zur Entwicklung neuer Herstellungsverfahren und anwendungsnaher Systemlösungen“, erklärt Bernd Emonts vom Jülicher Institut für Energie- und Klimaforschung.

Aus wirtschaftlichen Gründen wird heute nur ein kleiner Teil des Wasserstoffs durch Elektrolyse erzeugt, in der Regel durch sogenannte alkalische Elektrolyseure. Jülicher Wissenschaftler arbeiten ausgehend von ihrer Expertise an Brennstoffzellen mit einer protonenleitenden Polymermembran (PEM). Die PEM-Elektrolyse soll es erleichtern, kompakte, überlastfähige Anlagen zu errichten. Gleichzeitig verspricht sie eine höhere Leistungsdichte und einen höheren Wirkungsgrad. PEM-Elektrolyseure arbeiten auch dann noch effizient, wenn infolge ungünstiger Wetterbedingungen nur wenig Strom zur Verfügung steht. Umgekehrt ist die Technologie dafür ausgelegt, extreme Überlasten aufzunehmen. Somit könnte sie etwa dazu beitragen, Lastspitzen abzubauen, wenn starker Wind weht. Ein Vorteil, der nicht nur der Stromausbeute zugute kommt, sondern auch der Netzstabilität.

Abb.: Einheit mit Direktmethanol-Brennstoffzelle (DMFC) für die Versorgung von Service-Robotern (Bild: FZ Jülich)

Mini-Kraftwerke im Heizungskeller können Gebäude unabhängig vom Stromnetz mit Wärme und Elektrizität versorgen – teilweise mit einem Gesamtwirkungsgrad von über neunzig Prozent. Neuartige Blockheizkraftwerke mit Brennstoffzellen arbeiten dabei im Bereich der Stromerzeugung deutlich effizienter als konventionelle Gasmotoren. Insbesondere dieser gute elektrische Wirkungsgrad kommt dem Trend nach vermehrtem Strom- und weniger Wärmebedarf entgegen. Um sie wettbewerbsfähig zu machen, haben Jülicher Verfahrenstechniker ein Testsystem mit oxidkeramischen Hochtemperatur-Brennstoffzellen (engl. Solid Oxide Fuel Cell; SOFC) und einer Leistung von 20 Kilowatt entwickelt. Es besteht aus vier Sub-Modulen, die für eine kostengünstige Serienfertigung optimiert sind. Die verschiedenen Module – bestehend aus Brennstoffzellen-Stacks, Wärmetauscher und Vorreformer zur Brennstoffaufbereitung – sind so ausgelegt, dass sie sich ohne Rohre einfach aufeinanderstapeln lassen.

Mit drei bis zehn Kilowatt benötigen Trucks und Kühlwagen im Schnitt genauso viel Energie wie ein Mehrfamilienhaus. Jülicher Wissenschaftler haben ein Brennstoffzellensystem entwickelt, das diesen Bedarf während der Fahrpausen ohne laufenden Motor decken kann – deutlich leiser und effizienter als die gelegentlich zu diesem Zweck eingesetzten Generatoren. Derzeit erproben sie ein Testsystem mit einer elektrischen Leistung von 5 Kilowatt. Ein vorgeschalteter Reformer wandelt den Flüssigkraftstoff, den Diesel, für die eingesetzten Hochtemperatur-Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen (HT-PEFC) in Wasserstoff um.

Direktmethanol-Brennstoffzellen (DMFC) können Methanol ohne zusätzliche Aufbereitung in einem Reformer direkt in elektrischen Strom umwandeln. Der Brennstoff ist flüssig und damit einfach zu handhaben und leicht in größeren Mengen zu lagern. Daher eignet sich dieser Brennstoffzellentyp insbesondere als Batterieersatz für mobile Anwendungen und abgelegene Einsatzorte, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind. Sollte der Brennstoff doch einmal zur Neige gehen, müssen die Systeme nicht langwierig aufgeladen werden – sie lassen sich einfach wieder auftanken. Am Jülicher Institut für Energie- und Klimaforschung entwickelte DMFC Systeme werden derzeit für verschiedene Anwendungen getestet, etwa für die Notstromversorgung von Mobilfunkstationen, die auch längere Zeiträume überbrücken kann, oder für Serviceroboter in Logistikzentren.

FZ Jülich / DE

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