Cool gefügt
Laser-Fügetechnik für temperaturempfindliche Bauteile.
Fünf Buchstaben stehen für eine Neuentwicklung, die Spezialisten aus der Elektronikfertigung inspirieren soll: LIMBO, Laser Impulse Metal Bonding. „Das neue Verfahren erweitert die Prozessgrenzen des sonst üblichen Laserschweißens und Lötens erheblich“, erklärt Simon Britten, Leiter des Projekts LIMBO am Fraunhofer-Institut für Lasertechnik. „Es erschließt völlig neue Anwendungsfelder beim Fügen von temperaturempfindlichen Bauteilen.“ Innerhalb von drei Jahren entstand ein thermischer Fügeprozess, der die Prozessgrenzen üblicher Verfahren überwindet und nur ein Minimum an Energie in das Bauteil einbringt.
Abb.: Mit LIMBO gefügt: zweihundert Mikrometer dicker Verbinderleiter. (Bild: Fh.-ILT)
Damit wird es erstmals möglich, dicke Verbinderleiter direkt mit Kontaktstellen von Leistungselektronik-Komponenten zu verbinden. Diese sind wiederum häufig mit sensiblen, schnell schaltenden Chips, etwa für Windkraftanlagen oder Elektrofahrzeuge, ausgerüstet und bedürfen einer schonenden Bearbeitung. Im Gegensatz zum Löten sind die LIMBO-Verbindungen hochtemperaturfest und zeigen im Vergleich zum konventionellen Schweißen und Bonden nur geringste Einflüsse auf das Bauteil.
„Mit LIMBO können wir nun auch Verbinderleiter mit einer Dicke von zweihundert Mikrometern und mehr auf dünne Metallisierungen thermisch fügen“, so Britten weiter. Das Geheimnis besteht in dem Aufbrechen des klassischen Schweißprozesses mit den Phasen Erhitzen und Fügen. Im Gegensatz zu sonst üblichen elektrischen Verbindungen werden durch die Verfahrenstechnik Bauteil und Verbinder thermisch isoliert betrachtet. „Wir steuern den insgesamt nur weniger als zwanzig Millisekunden dauernden Prozess so, dass die Anbindung im Wesentlichen durch einen Schmelzetransfer erfolgt.“
Das LIMBO-Verfahren lässt sich insbesondere dort anwenden, wo die Metallisierungsschicht zehn bis zwanzig Mikrometer Dicke aufweist und Verbinderdicken von einigen hundert Mikrometern verwendet werden. „Für das Verfahren eignen sich alle Laserstrahlquellen, die sich im Bereich von Milli- bis Mikrosekunden modulieren lassen“, erläutert Britten. Aufgrund der kurzen Einwirkzeit wird für den Prozess eine Laserleistung von etwa zwei Kilowatt benötigt, beim Faserlaser reichen bereits rund fünfhundert Watt.
Nach der Grundlagenarbeit des Fraunhofer ILT steht für den Projektleiter und sein Team fest, dass und wie LIMBO prozesssicher arbeitet. Dank einer niedrigen Einschweißtiefe von weniger als zwanzig Mikrometer kann LIMBO insbesondere für die Bearbeitung wärmeempfindlicher sensibler Bauteile eingesetzt werden, wobei die Palette für mögliche Anwendungen sehr breit ist: Sie reicht von Hochleistungskontaktierungen in der Umrichtertechnik für alternative Energien, beispielsweise für die Wechselrichter von Windkraftanlagen, bis hin zur Leistungskontaktierung in Batterietechnik und Elektromobilität.
Fh.-ILT / RK