21.09.2022

Das beste Röntgenauge auf der Welt

PETRA IV soll Grundlagenforschung und industrielle Innovation auf neues Niveau heben.

In Hamburg soll das beste Röntgenmikroskop der Welt entstehen. PETRA IV wird 3D-Bilder aus dem Nanokosmos liefern und Einblicke mit bisher unerreichter Präzision in Materialien und biologische Strukturen ermöglichen – vom Aufbau von Krankheits­erregern über Katalysatoren bis zu innovativen Mikrochips und Quanten­materialien. „Mit PETRA IV entwickeln wir ein entscheidendes Werkzeug für die Innovations­fähigkeit von Deutschland im 21. Jahrhundert“, betonte DESY-Direktor Helmut Dosch. Auf Einladung des Hamburger Senats präsentierte DESY das Projekt am Dienstag im Rathaus der Hansestadt.

 

Abb.: Nobelpreis­träger Stefan Hell, Wissenschafts­senatorin Katharina...
Abb.: Nobelpreis­träger Stefan Hell, Wissenschafts­senatorin Katharina Fegebank und DESY-Chef Helmut Dosch (v.l.) im großen Festsaal des Hamburger Rathauses (Bild: D. Reinhardt / DESY)

Katharina Fegebank, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Wissenschafts­senatorin, sagte: „Mit dem Zukunfts­projekt PETRA IV entsteht in Hamburg das beste 3D-Röntgenmikroskop der Welt. Die Forschungs­anlage steht für ein einzigartiges Innovations-Ökosystem, das Grundlagen­forschung mit anwendungs­orientierter Forschung aus beispielsweise dem Bereich Life Science verbindet und damit neue Maßstäbe an unserem Wissenschafts­standort setzt. Deshalb tun wir alles, um das Projekt in der Science City Hamburg Bahrenfeld zu verwirklichen!“

Die analytische Forschung an PETRA IV soll entscheidend dazu beitragen, Lösungen für eine klimaschonende und nachhaltige Wirtschaft zu finden, welche die natürlichen Lebens­grundlagen erhält. In einer Studie hat DESY dazu Technologietrends ausgewertet, die innerhalb der nächsten Dekaden erwartet werden. Entlang dieser Vorgaben sowie auf Grundlage ausführlicher Workshops werden die Analyse­methoden und -werkzeuge an der geplanten Großanlage auf den Bedarf von Forschung und Wirtschaft zugeschnitten. Beispiels­weise können Katalysatoren, funktionale Materialien oder die Entstehung von Korrosion unter natürlichen und natur­nahen Bedingungen in 3D beobachtet werden, live und auf allen relevanten räumlichen und zeitlichen Skalen.

„Mithilfe dieser weltweit einzigartigen Analysemöglichkeit sind bahnbrechende Ergebnisse viel schneller möglich“, sagte Thomas Blatt, Leitender Wissenschaftler des Beiersdorf-Konzerns, in einer Videobotschaft. „Die Halbleiterindustrie kann zum Beispiel von der Untersuchung der strukturellen Eigenschaften von neuen Materialien unmittelbar profitieren. Solche einzig­artigen analytischen Werkzeuge sind für den wissenschaftlichen Fortschritt essenziell.“

Nobelpreisträger Stefan Hell, Direktor am Göttinger Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Natur­wissenschaften sowie am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg, betonte in einem Vortrag die Rolle der Wissenschaft als Impulsgeberin für Innovation und Transfer.

„Wir verbinden exzellente Grundlagenforschung aufs Engste mit Themen der angewandten Forschung, die zentral für Wirtschaft und Gesellschaft sind“, erläuterte Dosch. „Das Ziel ist, PETRA IV zum Kern eines einzigartigen Forschungs-Innovations-Ökosystems zu machen – zu einem starken Innovations­generator.“ Wie ein begleitendes Symposium illustrierte, wird PETRA IV dank der herausragenden Analytik Forschern zahlreicher Disziplinen bislang nicht erreichbare Erkenntnisse liefern – von Physik, Chemie und Biologie über Medizin, Ingenieur- und Geowissen­schaften bis hin zur Kunst- und Kulturforschung – und Unternehmen helfen, ihre Innovationen zu entwickeln.

In einer Videobotschaft zum Symposium, das am Nachmittag bei DESY stattfand, sagte der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Reimund Neugebauer: „Wir bei Fraunhofer begrüßen es außerordentlich, dass DESY die Kooperation mit der angewandten Forschung und der Industrie heute bereits massiv ausbauen und optimieren möchte.“

Rund um die Analysemöglichkeiten wird DESY Forschern aus Wissenschaft und Wirtschaft zusätzliche Dienstleistungen anbieten, etwa zur Probenpräparation, Datenspeicherung und -auswertung. „DESY wird als Nationales Analytikzentrum einen wesentlich erweiterten Service für Forscher und Unternehmen anbieten, um Innovationen und wissenschaftliche Lösungen zu beschleunigen“, kündigte Dosch an.

„Mit PETRA IV denken wir die Großforschung bei DESY ganz neu“, fasste Projektleiter Harald Reichert zusammen. „PETRA IV ist nachhaltige Investition in die Zukunft – sie wird auf Jahrzehnte hinaus das Flaggschiff der Röntgen­forschung bleiben und für Deutschland ein wichtiger Baustein, um die Technologiesouveränität zu erhöhen.“

DESY / DE

 

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