15.07.2011

Data Mining nach braunen Zwergen

AIP-Astronomen finden „verhinderte Sterne“ im Archiv des Wise-Satelliten.


AIP-Astronomen finden „verhinderte Sterne“ im Archiv des Wise-Satelliten.

Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) gelang die Entdeckung von weiteren bisher verborgenen kosmischen Nachbarn: Zwei braune Zwerge im ungefähren Abstand von nur 15 und 18 Lichtjahren von der Sonne. Für ihre Entdeckung nutzten Ralf-Dieter Scholz und seine Kollegen vom AIP die erst kürzlich veröffentlichten Daten des Wide-field Infrared Survey Explorer (Wise). Die beiden neuen Nachbarn der Sonne, mit den Namen WISE J0254+0223 und WISE J1741+2553, fielen durch den extremen Kontrast zwischen ihrer starken Helligkeit im Infrarotlicht und ihrer kaum noch sichtbaren Erscheinung im optischen Licht auf.

Abb.: Falschfarben-Bilder des neu entdeckten braunen Zwergs WISE J0254+0223aus drei Aufnahmen mit verschiedenen Filtern im Infrarotlicht. (Bild: AIP, NASA/IPAC Infrared Science Archive)

Außerdem zeigen beide Objekte eine große Eigenbewegung, d.h. ihre Positionen sind gegenüber früheren Aufnahmen stark verschoben. Dies deutete auf ihre unmittelbare Nähe hin, was die Forscher durch den Vergleich ihrer Farben und Helligkeiten mit anderen Objekten bestätigten. Das hellere Objekt war zum Zeitpunkt der Entdeckung gerade am Nachthimmel sichtbar, sodass das AIP-Team mit Hilfe von Beobachtungen am Large Binocular Telescope (LBT) in Arizona den Spektraltyp und die Entfernung noch genauer bestimmen konnte. Beide Objekte gehören zu den kühlsten Vertretern der braunen Zwerge vom T-Spektraltyp, an der Schwelle zum vorausgesagten aber noch nicht entdeckten ultrakühlen Y-Typ.

Es handelt sich jedoch zweifelsohne um „misslungene Sterne“, da die beiden Himmelskörper bei ihrer Entstehung nicht genug Masse ansammeln konnten, um den natürlichen Kernfusionsreaktor in ihrem Innern dauerhaft zu zünden. Deshalb verlieren braune Zwerge mit der Zeit stark an Helligkeit. Die Astronomen vermuten, dass die meisten braunen Zwerge nur noch Oberflächentemperaturen aufweisen, die unter der „Backofentemperatur“ von etwa 500 Kelvin liegen und eventuell sogar mit der Temperatur an der Erdoberfläche vergleichbar sind. Die Fahndung nach diesen verborgenen Nachbarn der Sonne läuft gegenwärtig auf Hochtouren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass uns ultrakühle braune Zwerge in ähnlich großer Zahl wie Sterne umgeben, und der tatsächlich nächste Nachbar unserer Sonne nicht Proxima Centauri sondern ein brauner Zwerg ist.

AIP / OD

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