Dem Wasser im Weltall auf der Spur
Erstmalig Spektren verschiedener Eisformen im Nahinfrarotbereich veröffentlicht.
Für die Frage nach außerirdischem Leben spielen mögliche Wasservorkommen im Weltall eine zentrale Rolle. Neue Daten der Uni Innsbruck helfen dabei, die Spuren von Wasser in astronomischen Beobachtungsdaten zu finden. Eine Forschungsgruppe um Christina Tonauer und Thomas Lörting hat Nahinfrarot-Spektren verschiedener Eisformen veröffentlicht. Mit diesen lassen sich insbesondere die Daten des James-Webb-Weltraumteleskops gut einordnen.
Lörting und seine Gruppe beschäftigen sich mit den vielfältigen und besonderen Eigenschaften von Eis und Wasser. So haben die Wissenschaftler im Labor neue Eisformen entdeckt und konnten in der Vergangenheit zeigen, dass Wasser aus zwei unterschiedlichen Flüssigkeiten besteht. Die Arbeitsgruppe ist in der Lage, im Labor auch Eisformen herzustellen, die nicht natürlich auf der Erde vorkommen, in den Weiten des Weltalls aber sehr wohl.
„Für die Herstellung dieser Eisformen benötigt es sehr tiefe Temperaturen oder einen sehr hohen Druck“, erklärt Tonauer. Die Erkenntnisse zu den Eisformen finden in verschiedenen Bereichen Anwendung. Für die Weltraumforschung sind sie wichtig, weil so die Bedingungen ergründet werden können, unter denen dort Eis entsteht, und wo es zu finden ist.
Zwanzig verschiedene Eisformen sind bisher bekannt. Und während auf der Erdoberfläche nur hexagonales Eis beobachtet wird, vermutet die Wissenschaft im Inneren der Eisgiganten Uranus und Neptun oder auf den von kilometerdicken Eisschichten überzogen Eismonden von Jupiter und Saturn eine Vielzahl unterschiedlicher Eisstrukturen. Zum ersten Mal liefern die Forscher jetzt Spektren dieser Eisformen im Nahinfrarotbereich, einem Frequenzbereich, in dem auch das neue James-Webb-Weltraumteleskop misst. Die im Weltall gemessenen Daten können mit den im Labor ermittelten Spektren verglichen werden und so Aussagen über Art und Struktur des Eises im All gewonnen werden.
„Die große Schwierigkeit war, das Eis für die Dauer der Messung auf minus 196 Grad Celsius zu halten, damit es sich nicht umformt“, erläutert Tonauer. „Wir mussten eine Methode entwickeln, um die Proben unter Zuhilfenahme von flüssigem Stickstoff in einem für Raumtemperaturen konzipierten Spektrometer messen zu können.“
Die Wissenschaftler waren erfolgreich und fanden in den Spektren im Wellenlängenbereich von 1,0 bis 2,5 Mikrometer zahlreiche charakteristische Merkmale, anhand derer etwa die Dichte und Porosität des Eises bestimmt werden können. „In diesem Wellenlängenbereich misst auch einer der Spektrographen am James-Webb-Weltraumteleskop“, erklärt Lörting. „Unsere Labordaten können als Referenzwerte für die Interpretation von Messungen im All herangezogen werden. So lernen wir vielleicht bald mehr über das Eis und Wasser im All.“
U. Innsbruck / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
C. Tonauer et al.: Near-infrared Spectroscopy for Remote Sensing of Porosity, Density and Cubicity of Crystalline and Amorphous H2O Ices in Astrophysical Environment, Astroph. J. 970, 82 (2024); DOI: 10.3847/1538-4357/ad4f82 - Chemie und Physik von unterkühltem Eis und Wasser (T. Lörting), Institut für physikalische Chemie, Universität Innsbruck, Österreich