24.01.2012

Der Quanten-Prozess

Ein Independent-Film über das rätselhafte Verschwinden von Wissenschaftlern am CERN.

Ein Film mit dem bekannten Schauspieler Heiner Lauterbach als Physik-Professor? 23 Wissenschaftler, die spurlos im Kontrollraum des LHC am CERN verschwinden? Und das alles für rund 90000 Euro Produktionskosten? Das lässt zunächst ein krude gewobenes Kinogarn erwarten, erst recht, wenn man in der offiziellen Inhaltsangabe von „unberechenbaren Experimenten“ liest, bei denen sich ein „temporäres Schwarzes Loch“ bildet, verbunden mit der Frage, ob vom LHC eine unkalkulierbare Gefahr für die gesamte Erde ausgeht.

Doch diese Aussagen führen in die Irre, abgesehen von der Ausgangssituation des Films „Reality XL“ des Regisseurs Tom Bohn: Gemeinsam mit 23 Kollegen betritt Professor Carus (Heiner Lauterbach) am 13. Januar 2011 den Kontrollraum des Teilchenbeschleunigers am Forschungszentrum CERN. Acht Stunden später, am 14. Januar 2011 um 6.00 Uhr morgens, sind alle Wissenschaftler dieser Schicht bis auf Carus spurlos verschwunden. Dieser wird von Vertretern der Schweizer Ermittlungsbehörden an einem ungewöhnlichen Ort vernommen, und zwar der Erdfunkstelle im bayerischen Raisting. Ein „provisorischer Vernehmungsraum“ und das Innere der strebenlosen, kugelförmigen Traglufthalle sind die Orte, an denen sich fast die ganze Handlung des Films abspielt.

Der Physik-Professor Konstantin Carus (Heiner Lauterbach) muss sich für das...
Der Physik-Professor Konstantin Carus (Heiner Lauterbach) muss sich für das Verschwinden von 23 Kollegen verantworten (Foto: Indie-Stars Filmproduktion)

Auf äußere Handlung und spektakuläre Effekte verzichtet der Film, sondern konzentriert sich als Kammerstück voll und ganz auf die Akteure des Verhörs, d. h. Carus und die Vertreter der Schweizer Ermittlungsbehörden (Max Tidof, Annika Blendl und Godehard Giese). Auch wenn sich das Gespräch um Quanten, Quarks, Materie und die Frage der Realität aus physikalischer Perspektive dreht, ist der Film ganz sicher keine Nachhilfestunde in Quantenmechanik. Aber das soll er nach Aussage von Regisseur Tom Bohn auch nicht sein. Der fragte immerhin einen Physiker um Rat und ließ sich auch durch die Hallen des LHC führen. „Klar hat REALITY-XL einen Bezug zu dem, was gerade erforscht wird! Aber auch die Wissenschaftler stoßen immer mehr an ihre Grenzen. Was natürlich so Paranoikern wie mir sehr viel Raum für mystische Spekulationen gibt.“, bekennt Bohn freimütig.

Herausgekommen ist so ein erstaunlich effektiver „Mystery-Thriller“, der mehr Anklänge an einen Film wie „Inception“ hat als an „Illuminati“, der auch am CERN spielt. Dass die Physik bei „Reality XL“ keinen rechten Schaden nimmt, dafür sorgen die überraschenden Wendungen der Geschichte. In Zeiten, in denen „Mystery“ oft genug in Pressemitteilungen zu physikalischer Forschung auftaucht, dürfte es nur fair sein, wenn sich ein Filmemacher seinen eigenen Reim auf die Geheimnisse unserer Realität macht. Die „Weltformel“ hat auch Tom Bohn nicht entdeckt, so viel darf man verraten. Und auch die Formeln, die Heiner Lauterbach in seiner Rolle aufs Papier kritzelt, versprechen keine physikalischen Durchbrüche.

Alexander Pawlak

 

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