Der Radar-Ritter
Im historischen Rätsel der neuen Ausgabe von Physik in unserer Zeit wird dieses Mal ein Physiker mit Radarkenntnissen gesucht. Verlost werden drei Buchpreise.
Bei seinem Tod ging ein Rauschen durch den Blätterwald. Schließlich war ein echter Ritter gestorben, der nicht nur wegen seiner Verdienste in der Radioastronomie in diesen Ehrenstand gekommen war: Als Radar-Experte hatte er im Kalten Krieg an vorderster Front gestanden.
Schließlich konnte niemand so wie er per Teleskop über den Eisernen Vorhang blicken, was ihn angeblich sogar in Lebensgefahr brachte. Bei einem Besuch in der Sowjetunion im Jahre 1963 glaubte er sich starker elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt. „Ich war heilfroh, auf der Rückreise die Lichter von London wiederzusehen“, erinnerte er sich später. „Ich war für eine ziemliche Zeit krank, aber ich habe mich wieder erholt.“
Fast fünfzig Jahre lang schwieg der Physiker über seinen Verdacht – und selbst danach blieb er vage. „Ich habe ein Memorandum über den ganzen Besuch geschrieben, und auch über meine Besuche in der Sowjetunion davor und danach. Das ist nun im John Rylands Archive und ich habe darum gebeten, es nicht zu veröffentlichen, so lange ich lebe.“ Man darf gespannt sein, was darin zu lesen sein wird.
Im Internet sind noch keine Auszüge daraus zu finden, dafür anderes: Große Teile seiner Kindheit und Jugend verbrachte er auf dem Kricketplatz. Das Spiel blieb seine Passion, ebenso wie die Orgel, mit der er Jahrzehnte hindurch das ganze Kirchspiel unterhielt. Bäume scheint er auch geliebt zu haben – so erweiterte er einen Teil des Botanischen Gartens der Universität Manchester zu einem 14-Hektar-Garten mit exotischen Bäumen in Jodrell Bank bei Manchester.
Genau dort parkte er in den 1940er Jahren eine mobile Radaranlage der Armee, auf der Flucht vor elektrischen Störungen durch Straßenbahnen und andere städtische Stromquellen Manchesters. In dieser Zeit war der promovierte Physiker die Nummer Eins der britischen militärischen Radartechnik: Seine Anlagen hatten im Krieg aufgetauchte deutsche U-Boote aufgespürt und Flugzeuge geleitet.
So konnte er auch durchsetzen, auf dem Parkplatz ein stationäres Teleskop mit 76 Metern Durchmesser zu errichten. Heute trägt es seinen Namen. Weil die Baukosten damals in die Höhe schossen, verschuldete er sich persönlich mit 50.000 Pfund. Doch mit dieser Antenne – seinerzeit der Größten seiner Art weltweit – konnte der Physiker nicht nur die Bahn der Rakete verfolgen, die Sputnik I ins All trug. Er musste damit auch vor Kontinentalraketen mit atomaren Sprengköpfen warnen, was ihn zu einem der wichtigsten Wissenschaftler im Kalten Krieg machte. Immerhin wurden ihm nach dem Sputnik-Erfolg seine Schulden erlassen.
So lange allerdings keine militärischen Raketen flogen, durfte der Physiker das Teleskop auch für andere Aufgaben nutzen, für die er sich mehr interessierte – etwa die Untersuchung von Pulsaren und anderer Radioquellen im All. Der Radar-Ritter wurde so zu einem der wichtigsten Radioastronomen seiner Zeit.
Andreas Loos
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