Diamanten sind nicht nur besondere Schmuckstücke, künstliche Diamanten sind auch als Material für Laseroptiken attraktiv: Mit ihrer ungewöhnlich hohen Brechzahl und der exzellenten Wärmeleitung erlauben sie zehnmal leichtere Laseroptiken. Faserlaser im Kilowatt-Bereich könnten damit deutlich flexibler agieren. Drei Fraunhofer-Institute haben in den letzten Jahren die Herstellung und Bearbeitung der Diamantlinsen optimiert, jetzt ist die erste Schneidoptik mit diesen Linsen im Test.
Abb.: Diamantoptiken zeichnen sich durch deutlich größere Wärmeleitung und höhere Brechzahl bei herausragenden mechanischen Eigenschaften aus. (Bild: Fh.-ILT, V. Lannert)
Diamanten zeigen einige verblüffende Eigenschaften: Zum Beispiel liegt ihre Brechzahl bei 2,4. Das ist extrem hoch und ermöglicht viel dünnere Optiken. Die Wärmeleitfähigkeit beträgt zwei Kilowatt pro Meter und Kelvin und ist damit mehr als 1400-mal höher als bei normalem Glas. Zusammen mit der hohen Zerstörschwelle machen diese Eigenschaften Diamanten hochinteressant für Optiken im Hochleistungsbereich.
Bislang werden polykristalline Diamantsubstrate als Fenster bei Kohlendioxid-Lasern verwendet. Aufgrund von Unreinheiten und Störstellen absorbieren und streuen sie Laserstrahlung bei Emissionswellenlängen um ein Mikrometer, was sie für Faserlaser ungeeignet macht. Einkristalline Diamanten haben dieses Problem nicht, sind aber schwerer herzustellen.
Am Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF in Freiburg wird seit Jahren an der Herstellung von monokristallinen Diamanten geforscht. Die am IAF entwickelten CVD-Reaktoren mit stabilen Plasmabedingungen machen Substrate von bis zu mehreren Millimeter Dicke möglich. Dabei werden maximal sechzig Diamanten gleichzeitig hergestellt. Mit Aufbauraten von bis zu dreißig Mikrometern pro Stunde lassen sich so Optiken mit einer Apertur von zirka zehn Millimetern herstellen.
Linsen aus den synthetischen Einkristall-Diamanten aus Freiburg zeigen eine niedrige Absorption und auch eine niedrige Doppelbrechung. Jetzt wurden einige Exemplare mit Antireflexionsbeschichtungen versehen und in einen Schneidkopf für Faserlaser eingebaut. Martin Traub vom Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT in Aachen sagt dazu: „Wir haben erstmals eine komplette Laseroptik für die Diamantlinsen optimiert. Der Schneidkopf wird damit mehr als neunzig Prozent leichter.“
Die Linsen mit sieben Millimetern Durchmesser hatten vorher Tests mit zwei Kilowatt Laserleistung ohne Probleme absolviert. Jetzt wurde ein System für Schneidversuche mit einem Ein-Kilowatt-Faserlaser aufgebaut. Im Schneidkopf integriert sind eine Wasserkühlung und die Schutzgaszufuhr. Eine Prozessüberwachung ist derzeit noch nicht vorgesehen. Mit dem kompakten Schneidkopf werden derzeit erste Versuche durchgeführt.
Die neue Optik dürfte die Flexibilität beim Laserschneiden deutlich erhöhen. Die geringe Baugröße ermöglicht eine Bearbeitung auch an schwer zugänglichen Stellen, das geringe Gewicht erleichtert wiederum hochdynamische Bewegungen bei der 3D-Bearbeitung.
Die Entwicklung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Fraunhofer-Institute für angewandte Festkörperphysik IAF (Freiburg), für Lasertechnik ILT (Aachen) und für Produktionstechnologie IPT (Aachen). Die Optik wird auch auf der Laser World of Photonics 2017 in München präsentiert. Am Gemeinschaftsstand A2.431 stehen die Experten allen Interessenten Rede und Antwort.
Fh.-ILT / DE