18.02.2009

Deutsch als Wissenschaftssprache

Gemeinsame Erklärung der Präsidenten von AvH, DAAD, Goethe-Institut und HRK



Gemeinsame Erklärung der Präsidenten von AvH, DAAD, Goethe-Institut und HRK
   
Bonn – Deutsch als Wissenschafts- und Kultursprache ist vor kurzem Thema einer Anhörung im Deutschen Bundestag gewesen, zu der auch Vertreter der Kultur- und Wissenschaftsförderung geladen waren. Die dort vorgebrachten Erkenntnisse zum sinkenden Anteil von Deutsch an den weltweiten fachlichen Publikationen haben eine Debatte ausgelöst, die zum Teil sehr emotional geführt wird. Es besteht die Sorge, Deutsch werde in der wissenschaftlichen Kommunikation weiter durch Englisch verdrängt.
In diesem Zusammenhang haben die Präsidenten der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), Helmut Schwarz, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Stefan Hormuth, des Goethe-Instituts (GI), Klaus-Dieter Lehmann, und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Margret Wintermantel, eine gemeinsame sprachenpolitische Erklärung abgegeben, die für eine mehrsprachige Wissenschaft plädiert:

"Die AvH, der DAAD, das GI und die HRK sind der Überzeugung, dass das Thema 'Deutsch als Wissenschafts- und Kultursprache' nicht im Sinne einer Konkurrenz zwischen Englisch und Deutsch aufzufassen ist, sondern im Sinne einer Komplementarität. Die Internationalisierung der Wissenschaft bedeutet, dass sich eine mehrsprachige Wissensgemeinschaft herausbildet, die zum einen des Englischen als lingua franca als Wissenschaftssprache mächtig ist, um an der weltweiten Fachkommunikation teilzuhaben. Zum anderen gibt sie die eigene Sprache nicht auf, sondern ist vielmehr in dieser Sprache so erfolgreich, dass ausländische Kollegen und Nachwuchskräfte sie sich aneignen wollen.

Die Attraktivität eines Standorts für Forschung und Lehre hat weitreichende Auswirkungen auf die Verbreitung der Sprache, die an diesem Standort inner- und außerhalb der Hochschulen gesprochen wird. In einigen Regionen der Welt erkennen Studierende und Wissenschaftler auch in den Natur- und Ingenieurwissenschaften mit wachsendem Interesse, dass das Erlernen der deutschen Sprache einen Mehrwert darstellt. Es verhilft dazu, sich fachlich wie sozial erfolgreich an deutschen Hochschulen und in der Kooperation mit deutschen Firmen zu bewegen. Mit einem breiten Angebot an sprachlicher und kultureller Vorbereitung schaffen die Programme und Maßnahmen der vier beteiligten Institutionen die dazu nötigen Grundlagen. Die Zusammenarbeit der Organisationen soll dafür weiter verstärkt werden.

In gemeinsamen Veranstaltungen wie der DAAD-Fachkonferenz "Deutsch als Wissenschaftssprache" oder der AvH-Konferenz "Braucht Deutschland eine kohärente Sprachenpolitik?" im Rahmen des vom GI ausgetragenen Festivals "Die Macht der Sprache" reflektieren unsere Institutionen die eigene Position und werben zugleich in Gesellschaft und Politik für ein verstärktes Bewusstsein für sprachenpolitische Fragen. Im Sommer 2009 werden der DAAD und die AvH die Mehrsprachigkeit der Wissenschaften im Rahmen der vom GI organisierten Veranstaltung "Sprachen ohne Grenzen" zum Gegenstand machen.

Schon jetzt ist deutlich, welcher Bedarf sich hinter dem von der EU beworbenen und von uns seit vielen Jahren im Rahmen unserer Aktivitäten umgesetzten Konzept der Mehrsprachigkeit auftut: Wenn wir dieses Konzept auch im Kontext der Wissenschaft ernst nehmen und darin dem Deutschen als Wissenschafts- und Kultursprache eine nachhaltige Lebendigkeit sichern wollen, dann benötigt dies eine entsprechende finanzielle Ausstattung. Damit können beispielsweise Dolmetscher auf internationalen Tagungen eingesetzt oder wissenschaftliche Übersetzungen unterstützt werden. Gastwissenschaftler können in spezifischen Sprachkursen mit Deutschland vertraut gemacht werden. In der Entwicklung neuer Fördermaßnahmen sehen wir die motivierende Herausforderung des Themas."


Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V.


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