Die Feder ist mächtiger als der Lötkolben
Silbertinte ermöglicht einfache manuelle Herstellung von Leiterbahnen.
Silbertinte ermöglicht einfache manuelle Herstellung von Leiterbahnen.
Um Leiterbahnen zu erzeugen werden heute üblicherweise Kupferschichten durch Ätzprozesse (seltener auch mit dem Laser) strukturiert. Für die Mikroelektronik auf flexiblen Substraten ist der Ansatz ein anderer: hier werden die Leiterbahnen gezielt auf das Trägermaterial aufgebracht, zum Beispiel durch eine Art Tintenstrahldrucker. Der letzte Schrei ist nun eine, von Wissenschaftlern der Universität von Illinois entwickelte, leitfähige Silbertinte, welche sich mit einem Kugelschreiber per Hand auf diverse Oberflächen, zum Beispiel Papier, aufbringen lässt.
Abb.: Flexibles „Papier-Display“: Auf handelsüblichem Kopierpapier wurden Leiterbahnen mit Silbertinte und weiteren Papierstreifen (zur Erzeugung von Brücken) produziert. Jede einzelne der 25×16 LEDs wurde mit Klebstoff am Papier angeheftet und einem Tropfen Silbertinte kontaktiert. (Bild: B. Y. Ahn, University of Illinois)
Die Tinte, welche nach dem Austrocknen Bahnen echten Silbers hinterlässt, erfüllt eine Reihe von Anforderungen, die es unter einen Hut zu bringen galt. Natürlich muss die Tinte unter „normalen“ Umgebungsbedingungen zu einer leitfähigen Schicht austrocknen, sich durch einen Kugelschreiber verteilen lassen, darf aber nicht aus der Spitze lecken, nicht eintrocknen und nicht mit der Stiftspitze verkleben. Durch ein mehrschrittiges Präparationsverfahren gelang es den Wissenschaftlern all diese Eigenschaften mit einem speziellen Lösungsmittel für das Silber zu gewährleisten.
Abgesehen von Reparaturen und industriellen Anwendungen wird durch dieses neue Werkzeug die Herstellung von Elektronik im Heimgebrauch deutlich vereinfacht. In Anlehnung an PCBs könnte man dann vielleicht von WCBs („written circuit boards“) sprechen.
Konrad Kieling