Die ganze Welt wird smart
Software und physische Komponenten wachsen zu integrierten Systemen zusammen – und bringen uns eine Welt, in der alles vernetzt ist.
Man tippt Daten ein, lässt den Computer rechnen, und am Ende bekommt man ein Ergebnis angezeigt – so sah lange Zeit die Arbeit mit Computerprogrammen aus. Doch heute genügt das längst nicht mehr. Computerprogramme steuern den Airbag im Auto, die Raumtemperaturen in Häusern und den Takt von Herzschrittmachern. Software und physische Komponenten wachsen zu integrierten Systemen zusammen, und viele solche Systeme werden zu „Cyber-
Abb.: Vom Chip, der Airbags auslöst bis zur intelligenten Stadt: „Cyber-
Österreich spielt in diesem Bereich eine international führende Rolle – sowohl in der akademischen Forschung als auch in der industriellen Anwendung. Jetzt findet in der Wiener Hofburg die wichtigste wissenschaftliche Veranstaltung in diesem Bereich statt: Gleich vier wichtige Konferenzen wurden zur „CPS-
„Cyber-physische Systeme werden unseren Alltag völlig verändern“, erklärt Radu Grosu von der TU Wien. „Man schätzt, dass bis zum Jahr 2020 auf jeden Menschen ungefähr tausend elektronische Systeme kommen.“ In jedem Auto sind schon heute viele kleine miteinander vernetzte Prozessoren eingebaut. Schon bald werden die meisten Autos automatisch fahren und durch smarte Steuerung miteinander aushandeln, wer welchen Weg nehmen soll. Cyber-
Wissenschaftlich betrachtet bringt das viele neue Herausforderungen mit sich. „Der Faktor Zeit muss in cyber-
Die physischen Eigenschaften des Systems legen fest, wie lange die Software Zeit hat, um eine Antwort zu finden. Es muss nicht unbedingt die bestmögliche Antwort sein. Eine brauchbare Näherungslösung zur richtigen Zeit ist besser als die exakte Lösung, die zu spät kommt. Ein weiteres Charakteristikum von cyber-
Um mit solchen Unsicherheiten richtig umgehen zu können, muss man in der Programmierung grundlegend neue Herangehensweisen entwickeln. „Wir sind in der Informatik heute in einer ähnlichen Situation wie die Physik vor hundert Jahren“, so Grosu. „Wiener Forscher wie Ludwig Boltzmann oder Erwin Schrödinger zeigten, wie man in der Physik mit Zufall und Unvorhersagbarkeit umgehen kann. Heute haben wir in der Informatik eine ähnliche Aufgaben zu lösen.“ Wahrscheinlichkeiten oder deterministische Gesetze, kontinuierliche Größen oder diskrete Zustände – wenn man Programmcodes und physische Systeme kombiniert, muss man auch unterschiedliche mathematische Zugänge sauber miteinander verbinden. Forscher wie Henzinger haben dazu das weltweit gängige mathematische Modell der „hybriden Automaten“ entwickelt.
Cyber-physische Systeme sind nicht dazu da, den Menschen zu ersetzen, sie sollen nützliche und höchst zuverlässige Werkzeuge für unseren Alltag sein. Viele zukünftige Herausforderungen unserer Gesellschaft werden wir nur durch einen gezielten Einsatz von digitalen Kommunikationssystemen bewältigen können. „Informations- und Kommunikationstechnologien sind zur zentralen Lebensader unserer Gesellschaft geworden“, sagt Helmut Leopold vom Austrian Institute of Technology. „Smarte Produktion und Verteilung von Elektrizität, intelligente und autonome Verkehrssysteme, moderne Gesundheitsdienste wie beispielsweise Telemedizin oder Unterstützung im Alter, Umweltmanagement, öffentliche Sicherheit und Bewältigung von Naturkatastrophen, wettbewerbsfähige industrielle Fertigungsanlagen im globalen Wettbewerb und vieles mehr – all diese Beispiele zeigen eindrucksvoll, dass die immer enger werdende Verbindung zwischen physischer Welt und elektronischen Steuermechanismen völlig neue Chancen für gesellschaftliche, als auch unternehmerische Entwicklungen bergen.“
Am Ende soll ein computertechnologisches Ökosystem stehen, das verschiedenste Lebensbereiche durchdringt. „Wir werden täglich mit tausenden Computerprozessoren zu tun haben, sie aber kaum bemerken“, glaubt Grosu. Cyber-
TUW / RK