16.10.2017

Die Solarhäuser von Konrad Frey

Absichtslose Ästhetik – aus der Funktion zur Form.

Konrad Frey war ein Pionier. Er hat daten­basiert und wissenschafts­orientiert Solar­häuser geplant und gebaut. Bekannt sind er und sein Werk nur wenigen. Das soll ein vom öster­reichischen Wissen­schafts­fonds FWF unter­stütztes Projekt des Archi­tektur­theore­tikers Anselm Wagner ändern. „Die Archi­tektur Freys zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre Form aus der Funktion heraus ent­wickelt“, sagt Wagner. Bereits 1972 hat Frey zusammen mit Florian Beigel das erste Solar­haus Öster­reichs ent­worfen – basie­rend auf seinen wissen­schaft­lichen Arbeiten zur Nutzung der Sonnen­energie seit Ende der 1960er Jahre.

Abb.: In jeder Hinsicht ungewöhn­lich: Das Haus Zankel nahe Genf plante Frey ab 1976 für den da­ma­ligen CERN-Physiker Karl Zankel. (Bild: P. Eder)

Frey ist dennoch weitgehend unbekannt. Ein war ein Forschender, der nur wenig gebaut hat, und das noch dazu meist am Rand, in der Provinz. Abseits der Metro­polen. „Hätte er in Wien gear­beitet, wären seine ersten Arbeiten im Umfeld der Stadt ent­standen, seine Archi­tektur wäre längst schon Gegen­stand der Forschung“, ist Wagner über­zeugt.

In den vergangenen Jahren hat die Debatte um Nachhaltig­keit Fahrt auf­ge­nommen. Doch Wagner kriti­siert, diese drehe sich in erster Linie um Öko­nomie und Öko­logie, nicht aber um die Archi­tektur. „Das hat Folgen für die Land­schaft, in Form uninspi­rierter Null-Energie-Häuser. Die Ästhetik wird voll­kommen außer Acht gelassen“, kommen­tiert Wagner. Dabei finden wissen­schaft­liche Erkennt­nis, Stil­empfin­den und öko­lo­gischer Anspruch durch­aus zusammen. Das zeigen die Arbeiten Freys, der in den 1970 Jahren am Forschungs­zentrum Joanneum in Graz die Energie­beratung auf­baute.

Das Haus Zankel nahe Genf plante Frey ab 1976 für den damaligen CERN-Physiker Karl Zankel. Es ist in jeder Hin­sicht unge­wöhn­lich, ist eine aus­drucks­volle Raum­skulptur, ein Solar­labor, eine Versuchs­station. Es vereint aktive und passive Gewin­nung von Solar­energie und funktio­nelle Technik­begeis­terung mit post­modernem Witz. „Frey hat aus der Funktion heraus seine Formen gefunden. Er konnte gar keine Schule begründen. Es gibt keine Linie, kein Design, das er geprägt hat“, erklärt Wagner. Viel­mehr handele es sich bei den Bauten des Energie­beraters um eine absichts­lose Ästhetik. Wesent­lich sei indes der Begriff des „Environ­ments“, erklärt Wagner. „In dem Sinne, dass für Frey ein Haus nicht nur eine Wohn­maschine ist, sondern den physi­schen und psychi­schen Bedürf­nissen seiner Bewohner ebenso ent­sprechen muss, wie es sich in seine Um­ge­bung ein­fügt.“

Das Projekt sucht nun die Detailarbeit des Architekten fest­zu­halten, seine Zugänge frei­zu­legen und die Über­setzung von Erkennt­nis in Raum­ge­stal­tung nach­voll­zieh­bar zu machen. „Frey hat einen stark wissen­schaft­lichen Ansatz in seiner Archi­tektur“, betont Wagner. Das unter­scheide ihn von seinen Zeit­ge­nossen und Kollegen. Was ihn wiederum mit ihnen ver­bindet, ist die Eige­nschaft konse­quenten Quer­denkens. In seinem jüngsten Bau, seinem Privat­haus, setzte Frey aus­schließ­lich Standard­bau­ele­mente aus dem Bau­markt ein. „Er wollte damit“, erklärt Wagner, „belegen und beweisen, dass es mög­lich ist, günstig und mit gängigen Ele­menten ein Solar­haus zu errichten. Ein anspruchs­volles Solar­haus.“

FWF / RK

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