Doping für die STED-Mikroskopie
Thulium-dotierte Nanokristalle ermöglichen deutlich verringerte Belichtungsintensitäten.
Einst galt das Abbesche Beugungsgesetz als eherner Grenzpfahl für das Auflösungsvermögen optischer Mikroskope. Die Überwindung dieser Grenze durch moderne Methoden der Fluoreszenzmikroskopie war deshalb eine große Überraschung – vor allem für alle Zellbiologen, denen sich nun ganz neue Untersuchungsmöglichkeiten eröffneten. Weniger überraschend war deshalb die Verleihung des Nobelpreises in Chemie 2014 an Stefan Hell, Eric Betzig und William Moerner für die Entwicklung dieser neuen Methode. Der Trick bei der „Stimulated Emission Depletion“, kurz STED: Die Probe wird mit fluoreszierenden Farbstoffen markiert und Schritt für Schritt mit einem Objektstrahl abgerastert. Gleichzeitig sorgt ein intensiver, Donut-
Abb.: Ytterbium-Ionen übertragen nach Bestrahlung mit 980-
Vor allem die Möglichkeit, Fluoreszenzmarker etwa über spezielle Antikörper an die gewünschten Stellen in einer Zelle zu binden, macht die STED-
Ein Team um Dayong Jin von der Uni Sydney hat deshalb versucht, mit neuartigen Nanopartikeln niedrigere Abregungsintensitäten zu ermöglichen. Hierbei erwies sich insbesondere Thulium als viel versprechende Substanz. Thulium ist ein Lanthanoid mit der Ordnungszahl 69 und besitzt wie andere Lanthanoide ein interessantes Spektrum an metastabilen elektronischen Zuständen für Laseranwendungen. Die Forscher nutzten Nanokristalle mit dreifach ionisiertem Thulium und Ytterbium.
Das Ytterbium regten die Forscher mit einem Laserstrahl von 980 Nanometern Wellenlänge an. Dieses gab seine Anregungsenergie an das Thulium ab, wodurch sich dessen „Zustandsleiter” Schritt für Schritt bevölkerte und das Thulium Fluoreszenzlicht abstrahlte. Mit Hilfe eines zweiten Laserstrahls von 808 Nanometern Wellenlänge ließ sich diese Fluoreszenz wieder unterbinden, denn diese Wellenlänge entspricht einem wichtigen Übergang im Thulium. Die durch diesen Laser induzierte Emission entvölkerte den metastabilen Zustand wieder, so dass die die höheren Zustände im Thulium unbesetzt blieben.
Abb.: Solange nur Photonen von 980 Nanometern Wellenlänge eingestrahlt werden, ist helle Fluoreszenz sichtbar (links). Zusätzliche intensive Bestrahlung mit 808 Nanometern Wellenlänge schaltet diese praktisch völlig ab (rechts; Bild: Y. Liu et al. / NPG)
Die nun entwickelten Nanoteilchen besitzen Ausdehnungen von etwas über zehn bis zu vierzig Nanometern, was ungefähr der erreichten Auflösung von etwa dreißig Nanometern entspricht. Wie sich zeigte, war die Konzentration an Thulium-
„Unsere Nanoteilchen haben den Vorteil, dass sie bei Wellenlängen funktionieren, die transparent für biologisches Gewebe sind, und dass sie deshalb besonders nützlich für die Abbildung von tiefer im Gewebe liegenden Strukturen sind, auch bei trüben Medien”, sagt Jin.
Anstelle von bisher genutzten Markern, die Abregungsintensitäten zwischen einem bis über 200 MW cm-2 nutzen, benötigen die Thulium-
Die neuartigen Nanopartikel besitzen zwar ihre Vorzüge, allerdings auch Nachteile. So haben ihre leuchtenden Zustände eine relativ hohe Lebensdauer und damit einhergehend entsprechend schwache Emissionsraten. Dies führt zu einem langsameren Entstehen der Pixel im Bild und damit zu einer größeren Aufnahmedauer – rund eine Größenordnung über derjenigen von gewöhnlicher STED-
Die Forscher wollen diese Probleme in den nächsten Monaten angehen. Eine Möglichkeit, höhere Aufnahmegeschwindigkeiten zu erzielen, bestünde auch darin, parallel aufzunehmen und Multiplexing-
„Wir wollen auch noch kleinere Nanopartikel erzeugen”, so Jin. Gut wären Kristallgrößen unter zehn Nanometern, besser noch unter fünf Nanometern. Schon in wenigen Jahren wollen die Forscher dann mit ihrer Methode nicht nur tief in Gewebestrukturen blicken, sondern auch einzelne Moleküle in lebenden Zellen verfolgen.
Dirk Eidemüller
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RK