DPG-Preise: Turbulente Strömungen und Schwerionenkollisionen
Die DPG-Preisträgerinnen und Preisträger für das Jahr 2019 stehen fest.
Nach guter Tradition wählten die Preiskomitees der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) auf dem „Tag der DPG“ am vergangenen Wochenende die Preisträgerinnen und Preisträger des kommenden Jahres aus. Mit den unterschiedlichen Preisen werden besondere Leistungen in der Physik ausgezeichnet. Überreicht werden die Preise auf der 83. DPG-Jahrestagung im März 2019 in Rostock bzw. auf den DPG-Frühjahrstagungen in Regensburg und München.
Die Max-Planck-Medaille – die höchste Auszeichnung der DPG für Theoretische Physik – erhält Prof. Dr. Detlef Lohse von der University of Twente, Niederlande. Die Auszeichnung erfolgt „in Würdigung seiner bedeutenden theoretischen Beiträge zum Verständnis der Einzelblasen-Sonolumineszenz sowie zur Physik turbulenter Strömungen“. Detlef Lohse hat mit seinen herausragenden Arbeiten zur Theorie des fluiden Zustandes die moderne Hydrodynamik wesentlich beeinflusst. Insbesondere löste er das physikalische Rätsel der Sonolumineszenz von Einzelblasen, und er entwickelte (mit Siegfried Großmann) die führende Theorie für den Übergang zu turbulenter thermischer Konvektion. Seine Arbeiten über Tropfen und Blasen auf mikroskopischer Ebene kamen u.a. in Tintenstrahldruckern und bei Kontrastmitteln in der Herz-Ultraschalldiagnostik zur Anwendung.
Die Stern-Gerlach-Medaille, die höchste Auszeichnung der DPG für Experimentelle Physik, erhalten Prof. Dr. Johanna Stachel (Universität Heidelberg) und Prof. Dr. Peter Braun-Munzinger (Gesellschaft für Schwerionenforschung, Darmstadt) gemeinsam „in Würdigung ihrer federführenden Arbeiten in der Entwicklung und Etablierung experimenteller Techniken sowie für herausragende Beiträge zur Interpretation von Schwerionenkollisionen und zum Verständnis der Phasenstruktur von Materie unter extremen Bedingungen". Johanna Stachel und Peter Braun-Munzinger werden für ihre gemeinsam erbrachten, herausragenden Forschungsleistungen in der Hochenergie-Schwerionenforschung geehrt. Nach Bau und Betrieb zentraler Detektoren der ALICE-Kollaboration am CERN gelang ihnen – nach ihrer Vorhersage des Anstiegs der J/Psi-Mesonenzahl als Signal für Deconfinement in heißer Materie – nun in der ALICE-Kollaboration der Nachweis dieses Anstiegs.
Detlef Lohse (links) erhält 2019 die Max-Planck-Medaille für seine Beiträge zur Physik turbulenter Strömungen. Johanna Stachel und Peter Braun-Munzinger (rechts) werden gemeinsam mit der Stern-Gerlach-Medaille der DPG 2019 ausgezeichnet für ihre federführenden Arbeiten zum Verständnis der Phasenstruktur von Materie unter extermen Bedingungen (Bilder: privat / U Heidelberg / GSI).
Neben den beiden höchsten Auszeichnungen werden weitere hervorragende Forscherinnen und Forscher ausgezeichnet: Den Walter-Schottky-Preis 2019 erhält Dr. Eva Vera Benckiser vom Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart für ihre herausragenden Beiträge zur Erforschung komplexer Materialien und korrelierter Elektronen. Der Gustav-Hertz-Preis 2019 zeichnet Dr. Svend-Age Biehs von der Universität Oldenburg aus für seine wesentlichen Beiträge zum Verständnis des nahfeldinduzierten Strahlungstransports, insbesondere des Nahfeld-Wärmemikroskops. Der Gaede-Preis 2019 geht an Dr. Selina Olthof von der Universität zu Köln für ihre herausragenden Arbeiten zu den Grenzflächeneigenschaften von organischen Halbleitern und halbleitenden Perowskiten mittels Photoelektronen-Emissionsspektroskopie. Den Georg-Kerschensteiner-Preis erhält Thomas Biedermann vom Chrstian-Gymnasium in Hermannsburg für sein langjähriges herausragendes Engegament, Schülerinnen und Schüler nachhaltig für Physik zu begeistern.
Der Robert-Wichard-Pohl-Preis würdigt herausragende Beiträge zur Entwicklung, Demonstration und Anwendung von Materiewelleninterferometrie mit Makromolekülen und geht 2019 an Prof. Dr. Markus Arndt von der Universität Wien. Den Herta-Sponer-Preis 2019 erhält Dr. Adriana Pálffy-Buß, Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg, für ihre wegweisenden theoretischen Berechnungen der Wechselwirkung hochenergetischer Strahlung mit Atomkernen basierend auf Quanteneffekten.
Darüber hinaus vergibt die DPG gemeinsam mit anderen Fachgesellschaften internationale Preise: Der deutsch-britische Max-Born-Preis geht an Professor Michael Coey, Trinity College Dublin, Irland, für seine Beiträge zum Verständnis und die Beschreibung der magnetischen Eigenschaften von neuartigen magnetischen Materialien. Gemeinsam mit der Optical Society of America zeichnet die DPG 2019 Prof. Sir Peter Knight, Kavli Royal Society Centre, für seine bemerkenswerten Beiträge zur Quantenoptik und Quanteninformationstheorie mit dem Herbert-Walther-Preis 2019 aus. Den deutsch-französischen Gentner-Kastler-Preis erhält Prof. Dr. Christof Wetterich von der Universität Heidelberg für seine grundlegenden Arbeiten in der Quantenfeldtheorie. Mit dem deutsch-polnischen Smoluchowski-Warburg-Preis wird Prof. Dr. Dr. H.c. mult. Peter Hänggi, Universität Augsburg, geehrt in Anerkennung seiner bahnbrechenden und dauerhaften Beiträge zur nutzbringenden Rolle von Fluktuationen in der statistischen Mechanik sowohl im Gleichgewicht als auch außerhalb des Gleichgewichts.
Der DPG-Technologietransferpreis für einen gelungenen Technologietransfer geht an das Center für NanoScience (CeNS), Systems Biophysics, der LMU München, die Kontaktstelle für Forschungs- und Technologietransfer (KFT), Spin-off Service, der LMU und die NanoTemper Technologies GmbH, München. Sie erhalten den Preis für die herausragende Entwicklung der mikroskaligen Thermophorese, durch die außerordentlich geringe Mengen an Arzneimittelwirkstoffen in natürlicher Umgebung analysiert werden können, für den erfolgreichen Transfer dieser Technologie in eine Ausgründung und für die erfolgreiche wirtschaftliche Verwertung dieser Technologie bei der Medikamentenentwicklung.
Auch der physikalische Nachwuchs erhält 2019 DPG-Preise: M.Sc. Robin Engel (Hochschule Emden/Leer und Universität Oldenburg) wird mit dem Georg-Simon-Ohm-Preis ausgezeichnet für seine Abschlussarbeit im Masterstudiengang Engineering Phyics. Last but not least erhalten zehn Schülerinnen und Schüler für herausragende Leistungen bei der internationalen Physik-Olympiade bzw. beim International Young Physicists' Tournament den Schülerinnen- und Schülerpreis der DPG.
Maike Pfalz / DPG
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