Dünne Trabantenscheibe um Andromedanebel
Etliche Zwerggalaxien drehen sich gleichförmiger um unsere Nachbargalaxie als erwartet.
Zwerggalaxien sind zwar zahlreicher, aber auch deutlich kleiner als ausgewachsene Galaxien wie unsere Milchstraße. Auch wenn sie schwieriger zu beobachten sind, spielen sie gerade für die Entwicklung großer Galaxien eine entscheidende Rolle. Sie sind Überreste früher Strukturen im Universum, die sich schließlich zu großen Galaxien zusammengeschlossen haben. Nun veröffentlichte Beobachtungsdaten zeigen aber, dass offensichtlich die Modelle zur Galaxienentstehung überdacht werden müssen. Denn viele Zwerggalaxien um den Andromedanebel, die Nachbargalaxie unserer Milchstraße, bewegen sich gleichförmiger, als gegenwärtige Modelle dies vorsehen.
Abb.: Die Bahn der Satellitengalaxien des Andromedanebels. Links oben eine Echtfarben-Aufnahme von Andromeda mit dem Canada France Hawaii Teleskop. Rechts oben unser Blickwinkel auf die Zwerggalaxien, links unten eine daraus abgeleitete Seitenansicht. (Bild: Ibata et al.)
Die Milchstraße ist von einigen Trabantengalaxien umgeben, wie etwa der Großen und der Kleinen Magellanschen Wolke. Im Andromedanebel kennt man gar 27 solcher Begleiter; diese wird er sich wahrscheinlich im Lauf der nächsten Jahrmilliarden einverleiben. Die Umgebung unserer Milchstraße ist weniger gut kartiert, da wir uns in ihrer Scheibe befinden und unser Sichtfeld teilweise durch deren Materie behindert ist. Die großräumige Struktur um den auch unter dem Sternenkatalognamen Messier 31 bekannten Andromedanebel können Astronomen deshalb besser auflösen.
Der Andromedanebel ist nahe genug, um die Position und Geschwindigkeit verschiedener Strukturen genau bestimmen zu können. Die Forscher untersuchten die Verteilung der 27 bekannten Trabantengalaxien. Dabei machten sie die überraschende Feststellung, dass 13 von ihnen in einer sehr dünnen Ebene mit gemeinsamem Drehsinn um den Andromedanebel rotieren. Bei einer Entfernung zwischen rund 100.000 und 1,3 Millionen Lichtjahren Abstand von der Galaxie lag ihre Bahn in einer schmalen Scheibe mit nur knapp 50.000 Lichtjahren seitlicher Streuung.
Nach theoretischen Modellen ist eine so eng bemessene Bahnebene völlig unerwartet. Als mögliche Erklärungen diskutieren die Forscher zwei Ansätze. Einerseits könnten die Zwerggalaxien bereits fertig entwickelt vom Andromedanebel eingefangen worden sein. Die Vorläuferstruktur einer solch uniformen Gruppe von Zwerggalaxien müsste aber deutlich schmaler gewesen sein als alle bekannten ähnlichen Strukturen.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass die Trabanten sich aus Richtung Andromeda strömenden Gasfilamenten gebildet haben, die zufällig so gleichförmig ausgerichtet waren. Diese Überlegungen stehen allerdings in Konflikt mit Berechnungen zur vermuteten Verteilung Dunkler Materie um Galaxien.
Auch unsere Milchstraße liegt mit nur einem Grad Abweichung in dieser Ebene. Ihre Scheibe steht beinahe senkrecht zu ihr. Ob diese Übereinstimmungen reiner Zufall sind oder einer gemeinsamen Entstehungsdynamik in unserer lokalen Galaxien-Gruppe geschuldet sind, müssen künftige Studien zeigen.
Dirk Eidemüller
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