Dynamik in allen Facetten
Dynamic Days Europe fanden dieses Mal in Bremen statt.
Von Klimawandel bis Zahlentheorie: Fünf Tage lang versammelten sich 518 Teilnehmer der renommierten Dynamic Days Europe Konferenz auf dem Campus der Constructor University in Bremen, um über Themen rund um reine und angewandte dynamische Systeme zu diskutieren. Insgesamt fand die Veranstaltung zum 44. Mal statt, in Bremen war sie erstmals zu Gast. Auf dem Programm standen neben Plenarvorträgen führender Wissenschaftler auch zahlreiche parallele Sessions und Mini-Symposien.
Unter dem Dach dynamischer Systeme deckten die elf Plenarvorträge zentrale Themen der Konferenz ab, von Neurowissenschaften, Klimawissenschaften, Quantenphysik und Turbulenz bis hin zur Mathematik partieller Differentialgleichungen und Zahlentheorie. Zu den Plenarrednern gehörte Martin Hairer, der 2014 mit der Fields-Medaille ausgezeichnet wurde. Sie gilt als höchste Auszeichnung in der Mathematik, vergleichbar mit einem Nobelpreis. In seinem Plenarvortrag „Top Lyapunov exponent for advection-diffusion“ diskutierte er mathematische Aspekte der Messung der Komplexität der Teilchenbewegung in einem Fluid, das durch Zufallseffekte angetrieben wird. Ein weiterer Höhepunkt war die Anwesenheit mehrerer Constructor University Alumni, unter ihnen Vlad Vicol, der einen Plenarvortrag mit dem Titel „Über anomale Diffusion“ hielt, und Christian Kühn, der eines der Mini-Symposien organisierte und einen Session-Vortrag hielt.
In seinem öffentlichen Vortrag „Leben in einer sich erwärmenden Welt“ diskutierte Thomas Jung vom Alfred-Wegener-Institut die Auswirkungen des Klimawandels auf lokaler Ebene. Anhand von Daten von Jetstream-Bewegungen in Kombination mit aktuellen Klimamodellen veranschaulichte er, wie man Wetterergebnisse in einer vom Klimawandel betroffenen Welt berechnen kann – oder umgekehrt, wie das Wetter heute in einer Welt vorindustrieller Klimabedingungen aussehen würde. Er betonte, wie wichtig es sei, das Verständnis für die verschiedenen möglichen Szenarien zu vertiefen – um sich auf Herausforderungen vorzubereiten, aber auch um positive Veränderungen auf gesellschaftlicher und politischer Ebene anzustoßen: „Ja, es gibt eine unvermeidliche Erwärmung mit unvermeidlichen schlimmen Folgen. Aber aus meiner Sicht ist es auch wichtig, mögliche positive Narrative aufzuzeigen.“
Etwa die Hälfte der Teilnehmer an den Dynamics Days Europe waren Doktoranden oder junge Postdoktoranden. „Diese Möglichkeit, während meiner Doktorarbeit international zu reisen, ist eine der wenigen und daher sehr wichtig für meine Zusammenarbeit mit internationalen Forschenden und um zu sehen, was der neueste Stand auf diesem Gebiet im Bereich dynamischer Systeme ist“, so Ramón Nartallo-Kaluarachchi, Doktorand am Mathematischen Institut der Universität Oxford. Nartallo-Kaluarachchi arbeitet an der Modellierung und Analyse der Dynamik von Gehirnnetzwerken. Er ist einer von 21 Nachwuchswissenschaftlern, deren Besuch in Bremen von der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung unterstützt wurde.
Zusätzliche Mittel für die Dynamic Days Europe 2024 wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Wolfgang Ritter Stiftung und dem Springer-Verlag zur Verfügung gestellt. Die Posterpreise wurden vom American Institute of Physics (AIP) Publishing sowie von Cambridge University Press gesponsert.
Constructor U. / DE