Ein Lungenvolumen-Detektor für die Erde
Per Radar aus dem All die Biomasse unseres Planeten präzise bestimmen.
Nach einem reibungslosen Start in die Commissioning-Phase des Erdbeobachtungssatelliten „Biomass“ der Europäischen Weltraumorganisation Esa erzeugte das Biomass-Team des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt jetzt das erste Radarbild – ein Meilenstein, denn es ist das erste fokussierte SAR-Bild im P-Band, das jemals aus dem Weltraum aufgenommen wurde. Die Bilder und Ergebnisse entstanden im Rahmen des von der ESA finanzierten Programms „Esa Biomass In-Orbit Commissioning“.

Die Start- und Frühbetriebsphase, in der der Satellit in seine Umlaufbahn gebracht und seine Systeme aktiviert und getestet wurden, endete mit dem Entfalten der zwölf Meter großen Reflektor-Antenne. Direkt im Anschluss begann – nahezu zwei Wochen früher als geplant – die Inbetriebnahmephase, das In-Orbit Commissioning. Das SAR-Instrument – SAR steht für „Synthetic Aperture Radar“ – wurde am 21. Mai erstmals eingeschaltet. Die erste Radaraufnahme erfolgte bereits am nächsten Morgen. Noch am selben Tag wurden die ersten Datensätze zur Erde übertragen und erschienen wenige Stunden später auf den Servern des Esa-Bodenstationssegments am European Space Research Institute bei Rom. Um 16.20 Uhr wurde schließlich von den DLR-Wissenschaftlern des DLR-Instituts für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme in Oberpfaffenhofen das erste fokussierte Radarbild erzeugt.
Ziel der Inbetriebnahmephase ist es, sowohl das Instrument als auch die gesamte Prozesskette der Datenerfassung und -verarbeitung zu kalibrieren, zu charakterisieren und zu verifizieren. Aufgrund der hochinnovativen Auslegung der Biomass-Mission ist die Planung und Durchführung dieser Phase komplexer als bei konventionellen SAR-Systemen. Sie ist auf eine Dauer von etwa sechs Monaten angesetzt. Gestartet war der Satellit der insgesamt siebten Earth-Explorer-Mission der Esa am 29. April vom Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana.
„Biomass“ ist nicht nur die erste weltraumgestützte Mission im P-Band, sondern auch die erste vollständig polarimetrische Esa-Mission sowie die erste mit einem systematischen Multi-Winkel-Aufnahmekonzept. Entsprechend mussten im Verlauf der Entwicklung – von der ersten Missionsidee bis zur Startbereitschaft – zahlreiche wissenschaftliche und technologische Herausforderungen gemeistert werden.
DLR / RK