Ein Zwerg heizt dem anderen ein
Astronomen beobachten exotischen Doppelstern.
AR Scorpii ist 380 Lichtjahren von der Erde entfernt. Er besteht aus einem sich schnell um seine eigene Achse drehenden weißen Zwerg, sowie einem kühlen roten Zwergstern als Begleiter. Die beiden umkreisen sich alle 3,6 Stunden. In dem System geht es recht rau zu: Der weiße Zwerg rotiert nicht nur sehr schnell, sondern ist auch noch stark magnetisch. Deshalb beschleunigt er Elektronen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit. Bei ihrer Ausbreitung durch den Raum senden diese hochenergetischen Teilchen gerichtete Strahlung aus, die dann wie der Scheinwerfer eines Leuchtturms die Oberfläche des roten Zwergsterns überstreicht und das gesamte System alle 1,97 Minuten sich aufhellen und wieder verdunkeln lässt. Diese energiereichen Pulse enthalten auch Radiostrahlung, wie sie nie zuvor in einem System mit einem weißen Zwerg beobachtet wurde.
Abb.: Künstlerische Darstellung des exotischen Doppelsterns AR Scorpii. (Bild: M. Garlick / U. Warwick / ESO)
AR Scorpii wurde erstmals Anfang der 1970er Jahre näher untersucht. Wegen seiner regelmäßigen Helligkeitsänderungen im Rhythmus von 3,6 Stunden hat man ihn zunächst als einzelnen veränderlichen Stern klassifiziert. „AR Scorpii wurde zwar schon vor über vierzig Jahren entdeckt, aber seine wahre Natur war bislang unbekannt“, erklärt Tom Marsh von der der University of Warwick in Großbritannien. „Bis wir 2015 begonnen haben, ihn zu beobachten. Schon wenige Minuten nach Beginn unserer Messungen wussten wir: Da passiert etwas Außergewöhnliches.”
Die ermittelten Eigenschaften von AR Scorpii sind einzigartig und gleichzeitig mysteriös. Strahlung über einen weiten Frequenzbereich deutet auf Elektronen hin, die in Magnetfeldern beschleunigt werden, was mithilfe der Rotation des weißen Zwergs erklärt werden kann. Der Ursprung der Elektronen allerdings bleibt ein großes Rätsel – es ist nach wie vor unklar, ob sie zu dem weißen Zwerg oder seinem kühleren Begleiter gehören.
ESO / RK