30.09.2021 • Otto-Hahn-Preis

Eine Passion für Präzision

Der diesjährige Otto-Hahn-Preis geht an Klaus Blaum vom Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg.

Der Kernphysiker Prof. Dr. Klaus Blaum, Direktor am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg, erhält den mit 50.000 Euro dotierten Otto-Hahn-Preis, den die Stadt Frankfurt am Main, die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) gemeinsam verleihen.

„Eine Passion für Präzision“ charakterisiert in prägnanter Form die Forschung des Physikers Klaus Blaum, dessen Arbeiten wegbereitend sind für weite Bereiche der Atom-, Kern- und Teilchenphysik, insbesondere für den Test der fundamentalen Kräfte der Natur im Mikrokosmos. „Klaus Blaum ist, wie man als Laie vielleicht sagen könnte, der Kartograph des Mikrokosmos. Mit Akribie und Genauigkeit vermisst er, welche Kräfte dort walten“, beschreibt der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann die Arbeiten des Preisträgers.

„Mit seiner Forschung erweitert Blaum unsere Erkenntnisse von den grundlegenden Eigenschaften der Bestandteile der uns umgebenden Materie“, ergänzt DPG-Präsident Lutz Schröter. Blaums Forschung an exotischen Teilchen und Zuständen ist weit gefächert und umfasst Untersuchungen an hochgeladenen Ionen, an kurzlebigen Atomkernen, an Antimaterie sowie an schwersten, künstlichen Elementen.

Heute werden die Eigenschaften elementarer Teilchen und die zwischen ihnen wirkenden Kräfte oft bei höchsten Energien untersucht. Eine Reihe grundlegender Fragen der Teilchenphysik und der Kosmologie lassen sich aber besonders gut bei niedrigen Energien verfolgen.

Da hier die Effekte in der Regel winzig sind, ist höchste Präzision gefordert. Dazu entwickelte Blaum mit seiner Gruppe ausgeklügelte Techniken und führte die Experimente oft an einzelnen Teilchen bei tiefsten Temperaturen durch. Mittels brillanter Ideen und durch außergewöhnliches Experimentiergeschick kombinierte er anspruchsvolle Techniken der Atom-, Kern- und Beschleunigerphysik.

Der Physiker Klaus Blaum vom Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik...
Der Physiker Klaus Blaum vom Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik wird für seine herausragenden Arbeiten, die wegbereitend für weite Bereiche der Atom-, Kern- und Teilchenphysik sind, mit dem Otto-Hahn-Preis 2021 ausgezeichnet. (Foto: Stefanie Aumiller / MPG)

Klaus Blaum gehört zu den weltweit produktivsten und meistzitierten Forscherinnen und Forschern auf dem Gebiet der Präzisionsphysik und Messtechnik. Er wurde bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem 2004 mit dem Gustav-Hertz-Preis der DPG, 2012 mit dem Helmholtz-Preis der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und 2020 mit dem Lise-Meitner-Preis der Europäischen Physikalischen Gesellschaft. 2019 wurde er als Auswärtiges Mitglied in die Physikklasse der „Royal Swedish Academy of Sciences“ aufgenommen.

Klaus Blaum (geb. 1971) studierte Physik an der Universität Mainz, wo er 2000 promoviert wurde. Anschließend war er bis 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt sowie am CERN bei Genf. Dort war er bis 2004 Projektleiter für „Massenspektrometrie exotischer Kerne mit ISOLTRAP an ISOLDE“. 2006 habilitierte er sich an der Universität Mainz über Hochpräzisionsmassenspektrometrie mit Penningfallen für geladene Teilchen und Speicherringen.

Im Oktober 2007 wurde er im Alter von nur 35 Jahren zum Direktor und wissenschaftlichen Mitglied des Max-Planck-Instituts für Kernphysik in Heidelberg berufen. Im April 2008 folgte seine Berufung zum Honorarprofessor (W3) der Universität Heidelberg. Seit Juli 2020 ist Blaum als Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft zuständig für die Institute der Chemisch-Physikalisch-Technischen Sektion. Das Physik Journal unterstützt er seit 2018 als Kurator für Kernphysik.

Der Otto-Hahn-Preis dient der Förderung der Wissenschaft insbesondere auf den Gebieten der Chemie, Physik und der angewandten Ingenieurwissenschaften durch die Anerkennung herausragender wissenschaftlicher Leistungen. Die Verleihung erfolgt am 5. November im festlichen Rahmen in der Frankfurter Paulskirche. 

DPG / Maike Pfalz

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