Eine Ratsche in der Bakterien-Membran
Bakterien ziehen DNA mit Hilfe einer Translokationsratsche in ihre Zelle.
Obwohl Bakterien sich asexuell fortpflanzen, können sie auch Erbgut untereinander austauschen. Der sogenannte horizontale Gentransfer stellt ein großes Problem bei der Resistenzentwicklung von Bakterien dar. Mit ihm können resistente Bakterien ihre Fähigkeit, Antibiotika zu überleben, an andere Bakterien weitergeben. Kölner Forschern ist es gelungen, einen Teil des Mechanismus aufzuklären, der den Gen-
Abb.: Die Translokationsratsche in der Zellmembran von Bakterien (Bild: C. Hepp & B. Maier)
Die einfachste Art des horizontalen Gentransfers ist die Transformation. Dabei nehmen Bakterien DNA aus ihrer Umgebung auf und integrieren sie ganz oder teilweise in ihr eigenes Erbgut. So kann beispielsweise ein Gen, das Resistenz gegen ein Antibiotikum vermittelt, auf ein Bakterium übertragen und von diesem genutzt werden.
Der erste Schritt dieses Gentransfers ist der Transport der DNA durch die Zellhülle des Bakteriums. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass Biomoleküle passiv durch Poren ins Zellinnere gelangen. Dieser Prozess wird durch thermische Bewegung ermöglicht, die durch ungeordnete Stöße von Molekülen in der Umgebung der DNA erzeugt wird. Allerdings handelt es sich bei der aufgenommenen DNA um ein sehr langes Molekül, das die Länge des Bakteriums um ein Vielfaches übertreffen kann. Ein zufälliger Prozess wie die thermische Bewegung würde dazu führen, dass sich die DNA in der Pore hin und her bewegt, ohne voranzukommen. Um den Transport dennoch zu ermöglichen, benötigt das Bakterium einen Motor.
Wie funktioniert dieser Antrieb? Christof Hepp kann den Mechanismus des Motors nun erklären. Mit Methoden der Nanotechnologie gelang es ihm, die Aufnahme einzelner DNA-
Auf der Innenseite binden nun Proteine, die die Bewegung der DNA aus der Zelle heraus blockieren. So wird die Hin- und Her-
Nach diesem ersten Transportschritt der DNA muss in vielen Bakterien noch ein weiterer erfolgen, da sie über eine zweite Zellmembran verfügen, die von der DNA ebenfalls überwunden werden muss. Der Vergleich mit früheren Arbeiten weist darauf hin, dass ein noch stärkerer Motor für diesen zweiten Schritt verantwortlich ist. Der Mechanismus dieses zweiten Motors wird Gegenstand zukünftiger Forschung sein.
U. Köln / DE