02.12.2003

Elementtaufe in Darmstadt

An seinem Entdeckungsort wurde das Element 110 auf den Namen Darmstadtium getauft.



An seinem Entdeckungsort wurde das Element 110 auf den Namen Darmstadtium getauft.

Die Gesellschaft für Schwerionenforschung GSI hat das chemische Element 110 heute zu Ehren der Stadt Darmstadt offiziell auf den Namen Darmstadtium mit dem chemischen Symbol Ds getauft. Damit ist Darmstadt die erste deutsche Stadt, nach der ein chemisches Element benannt ist. Taufpaten waren die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, der Staatssekretär aus dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Joachim-Felix Leonhard, und der Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt, Peter Benz.

Das 1994 durch ein internationales Forscherteam um Sigurd Hofmann bei der GSI entdeckte Element Darmstadtium ist nun das schwerste chemische Element mit einem offiziellen Namen. "Mit dieser wissenschaftlichen Leistung hat die GSI eindrucksvoll ihre internationale Spitzenstellung im Bereich der physikalischen Grundlagenforschung bewiesen", sagte Bulmahn in Darmstadt.

In weiteren Experimenten konnten die GSI und andere Labore weltweit die Entdeckung bestätigen. Daraufhin hat der internationale Chemikerverband IUPAC der GSI im Jahr 2001 das Entdeckerrecht zugesprochen und sie aufgefordert einen Namensvorschlag zu machen. Am 15. August 2003 hat die IUPAC den Namensvorschlag Darmstadtium akzeptiert. Zur heutigen Tauffeier haben Schüler der Lehrer der Georg-Büchner-Schule in Darmstadt eigens eine Aufführung über die "Geburt der chemischen Elemente" entworfen und präsentiert.

Abb.: Dieses Target-Rad ist bestückt mit hauchdünner Blei-Folie. Unter Beschuss mit geladenen Zink-Atomen kann durch Verschmelzung der Kerne das Element Darmstadtium entstehen. (Quelle: GSI)

Um das Element 110 zu erzeugen verwendeten die Forscher bei der GSI die zwei Elemente Nickel und Blei. Deren Atomkerne besitzen zusammen genommen 110 Protonen. Mit dem 120 Meter langen Ionenbeschleuniger der GSI beschleunigten sie geladene Nickel-Atome, das heißt Nickel-Ionen, auf hohe Geschwindigkeiten, etwa 30.000 Kilometer pro Sekunde. Die Nickel-Ionen schossen sie dann auf eine dünne Folie aus Blei (Abb.). Durch die hohe Geschwindigkeit kann die Abstoßung zwischen den Nickel- und Blei-Kernen überwunden werden und in sehr seltenen Fällen verschmelzen beide zu Element 110. Das neue Element ist nicht stabil. Es zerfällt in Bruchteilen von Sekunden und wandelt sich in mehreren Stufen in andere leichtere Elemente um. Dabei sendet es jeweils ein Alpha-Teilchen aus. Mit einem empfindlichen Nachweis-Detektorsystem konnten die Forscher diese ausgesandten Alpha-Teilchen exakt vermessen und somit das neue Element eindeutig identifizieren.

Die Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt ist ein vom Bund und dem Land Hessen finanziertes Forschungszentrum der Grundlagenforschung. Das Forschungsprogramm der GSI umfasst ein breites Spektrum, das von Kern- und Atomphysik über die Plasma- und Materialforschung bis hin zur Tumortherapie reicht. Die wohl bekanntesten Resultate sind die Entdeckung von sechs neuen chemischen Elementen mit den Ordnungszahlen 107 bis 112 und die Entwicklung einer neuartigen Tumortherapie mit Ionenstrahlen.

Quelle: GSI/BMBF

Weitere Infos:

  • Gesellschaft für Schwerionenforschung GSI:
    http://www.gsi.de   
  • Weitere Forschungsartikel auf pro-physik.de finden Sie in der Rubrik Forschung.

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