07.12.2015

Empfindliche Quantensysteme stabilisieren

Methode zur Stabili­sierung mit Laser­pulsen bringt Quanten­techno­logien voran.

Der Quanten­physik liegt ein Prinzip zugrunde, das für Nicht-Physiker schwer nachzuvollziehen ist: Ein Teilchen, zum Beispiel ein Photon oder ein Atom, befindet sich nicht in einem ein­deutigen Zustand, sondern kann zu einem bestimmten Zeitpunkt zwei Zustände zugleich einnehmen. Auf die Computer­technologie über­tragen bedeutet das zum Beispiel, dass die Bits, aus denen eine Information auf einem normalen Computer besteht, die Zustände 1 oder 0 haben können, auf einem Quanten­computer hingegen die Zustände 1 und 0 gleich­zeitig, in jeder beliebigen Kombination. Ein Quanten­computer kann in derselben Zeit, in der ein herkömm­licher 32-Bit-Rechner einen seiner 232 möglichen Zustände verarbeitet, parallel alle diese Zustände verarbeiten.

Eschner, Morigi und ihr Kollege Christoph Becher im Quantenphysik-Labor der Saar-Uni. (Bild: I. Maurer)

Den Zustand eines Systems solcher Teilchen ist verschränkt. Das Quanten­system hat dabei eine wichtige Eigen­schaft: Unter­sucht man den Zustand eines Teilchens im System, kennt man auto­matisch den Zustand des gesamten Systems. Die Teil­chen in diesem verschränkten Zustand zu halten, ist allerdings sehr schwierig und eine der größten Herausforderungen für die zeit­genössische Physik. Bereits winzigste äußere Ein­flüsse können das Quanten­system zerstören, und die vorteil­haften Eigen­schaften sind dahin.

„Methoden zur robusten Erzeugung solcher Zustände sind also sehr gesucht. Dies ist vergleichbar mit einer Konstruktions­vorschrift für ein Leicht­bauboot, welches auch bei schwerem Sturm ruhig seinen Kurs hält”, erklärt Giovanna Morigi. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Jürgen Eschner, dem Physik-Nobel­preis­träger David Wineland vom National Institute of Standards and Technology in Boulder, Colorado, und weiteren Physikern beschreiben sie nun ein System aus vier Atomen, das in einen verschränkten Zustand übergeht und stabil dort bleibt.

Die Forscher schlagen vor, das Quanten­system mit einer gezielten Sequenz von Laser-Impulsen ener­ge­tisch anzu­regen. Das alleine würde aber nicht reichen, um die Verschränkung stabil zu halten. „Gleich­zeitig wird das System mit einem weiteren Laser gekühlt“, ergänzt Eschner, der mit Morigi ein Forschungs­semester bei Wineland verbracht hat. Der besondere Clou der Methode besteht darin, dass die Laserkühlung, welche normaler­weise die Ver­schränkung zunichte macht, hier im Zusammenwirken mit den Pulsen den umge­kehrten Effekt ent­wickelt, diese zu stabili­sieren.

Die Erkenntnisse, die das inter­nationale Forscher­team gewonnen hat, sind wichtige Grund­lagen für weiter­führende Forschungen: Die Gruppe von Wineland entwickelt Atom­uhren, die Quanten­techno­logien wie eben die Ver­schrän­kung mehrerer Atome zur präziseren Zeit­messung ausnutzen. Die Gruppen von Morigi und Eschner arbeiten an Techniken zur Quanten­kommuni­kation, welche auf der Ver­schränkung zwischen Atomen und Photo­nen beruhen.

UdS / SK

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