17.07.2015

Erste Messung des Magnetfelds von Wendelstein 7-X

Geschlossene Flussflächen nachgewiesen – Voraussetzung für Stella­rator­betrieb bestätigt.

Obwohl Wendelstein 7-X noch nicht in Betrieb ist, liefert das Experiment bereits die ersten wissenschaftlichen Resultate: Das Magnetfeld entspricht genau dem, was nötig ist, um heiße Fusionsplasmen einzuschließen. Dies zeigen die ersten Messungen der Feldstruktur. „Wir haben schöne ge­schlossene Flussflächen“, freut sich der zuständige IPP-Bereichsleiter Thomas Sunn Pedersen.

Abb.: Der Fluoreszenzstab macht geschlossene, ineinander liegende magnetische Flächen sichtbar – der Magnetfeldkäfig für das Plasma ist so wie er sein soll. (Bild: M. Otte, IPP)

Wie baut man einen Magnetfeldkäfig für das Plasma? Die Fusionsforscher nutzen aus, dass die geladenen Plasmateilchen – Ionen und Elektronen – von elektromagnetischen Kräften auf engen Spiralbahnen um magnetische Feldlinien gehalten werden. Von einem geeignet geformten Feld wie auf Schienen geführt, können die schnellen Teilchen daher von den Wänden des Plasmagefäßes ferngehalten werden. Für einen dichten Käfig müssen die Feldlinien im Zentrum des ringförmigen Plasmagefäßes geschlossene, ineinander geschachtelte Ringflächen aufspannen – wie die ineinander liegenden Jahresringflächen eines Baumstamms. So werden nach außen weisende Feldlinien vermieden, die die Plasmateilchen auf die Wände führen würden. Die nötigen hohen Plasmatemperaturen wären sonst unerreichbar.

„Nachdem die Flussflächen-Diagnostik in Betrieb genommen wurde, konnten wir sofort erste magnetische Flächen sehen“, berichtet Matthias Otte, der für das Messverfahren verantwortlich ist. „Unsere Aufnahmen zeigen deutlich, wie die Magnetfeldlinien in vielen toroidalen Umläufen geschlossene Flächen aufbauen.“ Mit der Flussflächen-Diagnostik lässt sich die Struktur des Feldes genau vermessen. Dazu wird ein dünner Elektronenstrahl eingeschossen, der sich entlang einer Feldlinie in Ringbahnen durch das leergepumpte Plasmagefäß bewegt. Er hinterlässt dabei eine Leuchtspur, die durch Stöße der Elektronen mit Restgas im Gefäß entsteht. Schwenkt man nun noch einen fluoreszierenden Stab durch den Gefäßquerschnitt, entstehen zusätzlich Leuchtflecke, wenn der Elektronenstrahl den Stab trifft. In der Kamera­auf­zeichnung wird so nach und nach der gesamte Querschnitt des magnetischen Feldes sichtbar.

Abb.: Das Foto kombiniert die Leuchtspur eines Elektronenstrahls auf seinem vielfachen Umlauf längs einer Feldlinie durch das Plasmagefäß mit den Bildpunkten, die er auf einem fluoreszierenden Stab hinterlässt, der durch die Bildebene geschwenkt wird. Der schnell bewegte Stab ist wegen der langen Belichtungszeit nicht zu sehen. (Bild: M. Otte, IPP)

Während einer rund sechzig Sekunden dauernden Einzelmessung läuft der Elektronenstrahl auf seiner Feldlinie viele Male im ringförmigen Plasmagefäß um und legt dabei einige Kilometer zurück. Die verschraubte Feldlinie führt ihn nach jedem Umlauf leicht versetzt durch die Schnittebene, durch die der Stab schwenkt. Aus den Leuchtpunkten auf dem Stab setzt sich nach und nach das Bild des Feldquerschnitts zusammen. Und tatsächlich: In gepunkteten Linien zeigten sich die gewünschten ineinander geschachtelten Flussflächen. „Nach der aufwändigen Montagezeit sind wir jetzt sehr glücklich über die guten Messergebnisse“, sagt Pedersen, „die Flussflächen sehen so aus, wie wir sie haben wollten“.

IPP / RK

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