Erster Gaia-Sternkatalog kommt
Astronomisches Rechen-Institut veröffentlicht Datenbank mit mehr als einer Milliarde Sternen.
Seit Juli 2014 vermisst der Wissenschaftssatellit Gaia dreidimensional die Milchstraße. Die Mission der Europäischen Weltraumorganisation ESA, an der das Astronomische Rechen-Institut ARI am Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg maßgeblich beteiligt ist, soll mit Positionen, Entfernungen, Eigenbewegungen, Helligkeiten, Farben und Temperaturen der Sterne einen möglichst umfangreichen Datensatz unserer Heimatgalaxie erstellen. Endergebnisse sind für das Jahr 2023 geplant, ein erster Sternkatalog mit hochgenauen Positionen und Helligkeiten von 1,143 Milliarden Sternen sowie Bewegungen und Parallaxen von zwei Millionen Sternen wird in Kürze am Mittwoch, 14. September 2016, öffentlich zugänglich gemacht. Parallel zur Veröffentlichung dieses Gaia DR1 genannten Katalogs im spanischen Villafranca wird das ARI die Daten am selben Tag in Heidelberg Astronomen, Journalisten und der interessierten Öffentlichkeit vorstellen.
Abb.: Mit seinen beiden Spiegelteleskopen von 1,45 x 0,5 Metern und einer Brennweite von 35 Metern kann Gaia rund eine Milliarde Sterne der Milchstraße vermessen. (Bild: ESA / D. Ducros)
„Das ARI war von Beginn der Mission im Jahr 1992 an eine der treibenden Kräfte und stets an führender Position beteiligt“, sagt Ulrich Bastian vom Astronomischen Rechen-Institut. Er ist einer der sechs Gründerväter von Gaia und gehörte von 1993 bis 2016 zum Leitungsteam der Mission. Unter anderem organisiert und leitet das ARI die gesamte Datenverarbeitungskette von den Rohdaten des Satelliten bis zu den daraus abgeleiteten endgültigen Positionen, Bewegungen und Entfernungen der Sterne.
Die Heidelberger Wissenschaftler entwickelten dazu ein Software-System, das seit Januar 2014 auf den Großrechnern des ESA-Astronomie-Zentrums in Villafranca läuft und es seither ermöglicht hat, über 100 Datenprobleme zu erkennen und zumeist auch zu beheben. Das ARI wird außerdem die Gaia-Kataloge als Datenbank für den weltweiten Direktzugriff von Astronomen und von interessierten Hobby-Astronomen bereitstellen.
Der Sternkatalog beruht auf Messungen, die Gaia zwischen Juli 2014 und September 2015 vorgenommen hat. Zur Vorstellung der Daten lädt das Astronomische Rechen-Institut am 14. September in das Kirchhoff-Institut für Physik, Im Neuenheimer Feld 227, ein. Im Hörsaal 2 und im Foyer werden Plakate und ein Gaia-Modell ausgestellt. Neben einem englischsprachigen Fachvortrag zu Inhalt und Eigenschaften des ersten Gaia-Katalogs wird es auch einen deutschsprachigen Vortrag für interessierte Laien geben, in dem die Gaia-Mission vorgestellt und erläutert wird. Nach einer kurzen Direktschaltung zur zentralen ESA-Presseveranstaltung in Villafranca wird mittags der Gaia-Katalog geöffnet und erklärt, wie darauf zugegriffen werden kann.
U Heidelberg / JOL