30.01.2017

Erster SmallGEO-Satellit ist im All

Europas neue geostationäre Satelliten­platt­form für den Tele­kommu­ni­ka­tions­markt.

Mit dem Telekommunikationssatelliten Hispasat 36W-1 ist am 28. Januar der erste Satellit einer neuen, wesent­lich in Deutsch­land ent­wickel­ten und gebauten Satel­liten­platt­form ins All gestartet: SmallGEO ist ein Programm für relativ leichte geosta­tionäre Satel­liten, die mit etwa drei - statt klas­sischer­weise sechs oder acht - Tonnen in 36.000 Kilo­meter Höhe um die Erde kreisen. Die Platt­form ist modular aufge­baut und kann verschieden konfi­gu­riert und einge­setzt werden – vor allem für den kommer­ziell interes­santen Markt der Tele­kommu­nika­tions­dienst­leis­tungen. Deutsch­land ist der größte Beitrags­zahler des SmallGEO-Programms der ESA und hat rund 150 Milli­onen Euro in die Entwick­lung der Platt­form und der Nutz­last inves­tiert.

Abb.: Der erste SmallGEO-Satellit startet vom Welt­raum­bahn­hof der ESA in Franzö­sisch-Guyana an Bord einer Sojus-Träger­rakete. (Bild: DLR)

Hispasat 36W-1 soll die Iberische Halbinsel, die kanarischen Inseln und Süd­amerika mit Multi­media­diensten versorgen. Die deutsche Firma Tesat Spacecom hat für die Mission erstmals eine komplette Kommu­nika­tions­nutz­last ausge­legt und gebaut. Einen Teil dieser Nutz­last bildet der Ka-Band-Demon­strator, eine Kommu­nika­tions­ein­heit mit einer besonders großen Band­breite an Frequenzen. Zu dieser Nutz­last­ein­heit gehören eine neuartige Ansteu­erungs­ein­heit und drei Leis­tungs­ver­stärker. Beide Techno­logien werden im Welt­all erprobt und sollen die Satel­liten­kommu­ni­kation flexi­bler machen. Denn bisher waren die Tele­kommu­nika­tions­satel­liten relativ starr: Einmal ins All geschossen, sendeten sie über ihre gesamte Lebens­dauer von rund 15 Jahren hinweg immer im selben Frequenz­bereich und mit einer fest einge­stellten Leistung. „Das ist heute nicht mehr zeit­gemäß und geht am Markt vorbei. Ein flexi­bler Leis­tungs­ver­stärker kann – wenn nötig – die Inten­sität ver­stärken oder ver­rin­gern. Das spart Strom, der dann für andere Anwen­dungen zur Verfü­gung steht“, verdeut­licht Frank Bensch, SmallGEO-Programm­leiter beim DLR Raum­fahrt­manage­ment.

„Hispasat 36W-1 ist der Beginn einer eigenen Produkt­linie“, erläutert Bensch weiter. So basieren auf SmallGEO die derzeit im Bau befind­lichen europä­ischen Wetter­satel­liten Meteosat Third Gene­ration. In der Folge­mission EDRS-C – geplanter Start im Herbst 2017 – wird die SmallGEO-Platt­form um eine rein chemisch ange­trie­bene Variante erweitert. EDRS-C wird Teil des europä­ischen Daten­relais­systems EDRS, einer Daten­auto­bahn im All, die bereits 2016 mit ihrem ersten Satel­liten EDRS-A den Betrieb aufge­nommen hat. Die SmallGEO-Platt­form bereitet auch die deutsche Satel­liten­mission „Heinrich Hertz“ mit Start­datum 2020 vor. Bei der Mission Electra, die 2022 folgen soll, wird eine Platt­form­variante mit voll elek­trischem Antrieb ent­wickelt. Dadurch kann die Nutz­last bei gleicher Satel­liten­masse nahezu ver­doppelt werden.

DLR / RK

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