18.12.2017

Fehlerfrei ins Quantencomputer-Zeitalter

Mit maßgeschneiderten Protokollen für Ionenfallen lassen sich Fehler jeder­zeit korri­gieren.

Heute verfügbare Ionenfallen-Technologien eignen sich als Basis für den Bau von großen Quanten­computern. Das zeigen Unter­suchungen eines inter­natio­nalen Forscher­teams. Die Wissen­schaftler haben für Ionen­fallen maß­geschnei­derte Proto­kolle ent­wickelt, mit denen auf­tre­tende Fehler jeder­zeit ent­deckt und korri­giert werden können.

Abb.: Ein mehrstufiger Korrekturprozess sorgt im Quanten­computer für fehler­freies Rechnen. (Bild: H. Ritsch, U. Inns­bruck)

Damit die heute existierenden Prototypen von Quantencomputern ihr volles Poten­zial ent­falten, müssen sie erstens über deut­lich mehr Quanten­bits ver­fügen und zweitens mit Fehlern umgehen können. „Auf­wändige Rech­nungen scheitern heute noch daran, dass die Systeme auf­grund von Störungen aus dem Ruder laufen“, sagt Rainer Blatt von der Uni Inns­bruck. „Durch Fehler­korrektur lässt sich dieser Prozess ein­dämmen.“ Jeder her­kömm­liche Computer nutzt solche Ver­fahren, um Fehler bei der Speiche­rung und Über­tragung von Daten zu erkennen und mög­lichst zu korri­gieren. Dazu wird vor der Daten­speiche­rung oder Über­tragung den Daten Redun­danz hin­zu­ge­fügt, meist in Form zusätz­licher Bits, die zum Erkennen und Korri­gieren von Fehlern genutzt wird. Auch für den Quanten­computer wurden ähn­liche Ver­fahren ent­wickelt, die im Wesent­lichen darin bestehen, die Quanten­infor­mation in mehreren, mit­ein­ander ver­schränkten physi­ka­lischen Quanten­bits zu speichern.

„Hier werden die Eigenschaften der Quantenwelt genutzt, um Fehler zu erkennen und zu korri­gieren“, erläu­tert Markus Müller von der Swansea Univer­sity in Groß­britan­nien. „Wenn es gelingt, die Störungen unter eine bestimmte Schwelle zu drücken, können wir Quanten­computer für beliebig komplexe Rech­nungen bauen, indem wir die Zahl der ver­schränkten Quanten­bits ent­sprechend erhöhen.“

Die Forscher haben eine Reihe von fehlertoleranten Protokollen weiter­ent­wickelt und unter­sucht, wie diese mit den heute ver­füg­baren Opera­tionen auf Quanten­computern um­ge­setzt werden können. Eine neue Gene­ra­tion von segmen­tierten Ionen­fallen bietet dafür ideale Möglich­keiten: Einzelne Ionen können rasch zwischen ver­schie­denen Zonen einer Falle hin- und her­trans­por­tiert werden. Zeit­lich sorg­fältig fest­ge­legte Abläufe erlauben paral­lele Prozesse in unter­schied­lichen Speicher- und Rechen­zonen. Durch den Ein­satz von zwei unter­schied­lichen Ionen­arten in einer Falle lässt sich die eine Art als Träger der logischen Quanten­bits ein­setzen, während die andere zur Fehler­messung, Rausch­unter­drückung und Kühlung dient.

Auf Basis der experimentellen Erfahrung von Forschungs­gruppen in Inns­bruck, Mainz, Zürich und Sydney haben die Forscher Kriterien defi­niert, anhand deren bestimmt werden kann, ob die Quanten­fehler­korrektur erfolg­reich ist. Auf dieser Basis können die Wissen­schaftler die weitere Ent­wick­lung von Ionen­fallen-Quanten­computern leiten, um schon in naher Zukunft ein logisches Quanten­bit zu reali­sieren, das mit Hilfe der Fehler­korrektur die Eigen­schaften eines rein physi­ka­lischen Quanten­bits über­steigt.

Aufwändige numerische Simulationen der neuen Fehler­korrektur­proto­kolle in der Arbeits­gruppe um Simon Benjamin an der Uni Oxford zeigen, wie die Hard­ware der nächsten Gene­ra­tion von Ionen­fallen-Quanten­computern weiter­ent­wickelt werden muss, um in Zukunft fehler­tolerant rechnen zu können. „Unsere numerischen Ergeb­nisse unter­streichen, dass die modernsten Ionen­fallen-Techno­logien als Basis für den Bau von großen, fehler­tole­ranten Quanten­computern sehr gut geeignet sind“, erklärt Benjamin.

U. Innsbruck / RK

ContentAd

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe
ANZEIGE

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Die HiPace 10 Neo ist ein effizienter, kompakter Allrounder für den Prüfalltag, der geräuscharm und besonders energieeffizient ist.

Weiterbildung

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie
TUM INSTITUTE FOR LIFELONG LEARNING

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie

Vom eintägigen Überblickskurs bis hin zum Deep Dive in die Technologie: für Fach- & Führungskräfte unterschiedlichster Branchen.

Meist gelesen

Themen