01.07.2016

Feier für Freie-Elektronen-Forscher

European XFEL weiht das neue Hauptgebäude in Schenefeld ein.

European XFEL erreichte am 29. Juni einen wichtigen Meilenstein: die Einweihung des neuen Haupt­gebäudes in Schenefeld in Schleswig-Holstein. Rund 400 Gäste aus Politik, Verwaltung und diplomatischem Korps, dem European XFEL Council sowie Mitarbeitern von European XFEL und DESY, dem größten Gesellschafter und engen Kooperations­partner von European XFEL, feierten das Ereignis auf dem neuen Forschungscampus.

Abb.: Gäste der Einweihungsfeier des European XFEL-Hauptgebäudes in Schenefeld (Bild: European XFEL)

Mit der Einweihung des Hauptgebäudes sind die Bauarbeiten auf dem Campus der neuen Forschungs­anlage zum großen Teil abgeschlossen. Das Gebäude bietet Arbeitsplätze für etwa 300 Wissenschaftler, Ingenieure, Techniker und Verwaltungs­angestellte von European XFEL sowie für die Gäste des Forschungs­zentrums, ebenso wie verschiedene Labors, unter anderem zur Proben­vorbereitung. Ab 2017 werden Wissenschaftler aus der ganzen Welt nach Schenefeld reisen, um mit den intensiven, ultrakurzen Röntgen­blitzen des European XFEL extrem schnelle Prozesse, winzige Strukturen und extreme Materiezustände zu erforschen.

European XFEL-Geschäftsführer Massimo Altarelli dankte den am Bau des European XFEL beteiligten Partner­ländern, Unternehmen und Einrichtungen sowie den Mitarbeitern von DESY und European XFEL. „Das ist ein wichtiger Meilenstein. Wir spüren jetzt täglich deutlicher als je zuvor, wie der Start des Nutzer­betriebs näher rückt, der für Mitte 2017 geplant ist. Gemeinsam mit den künftigen Nutzern, unseren Gesellschaftern und unseren Partnern bei DESY sehen wir diesem Tag mit Ungeduld und großen Erwartungen entgegen“, sagte Altarelli.

„Es gibt viele Dinge, an denen die Nutzer den Erfolg des European XFEL messen können“, sagte der Vorsitzende des European XFEL Council Martin Meedom Nielsen. „Die hervorragende Qualität des Röntgen­strahls und der Instrumente sind vielleicht die sichtbarsten. Aber es ist genauso wichtig, dass die Nutzer ein gutes Umfeld für die Proben­vorbereitung und zur Auswertung ihrer Messungen vorfinden. Mit dem neuen Haupt­gebäude haben wir einen wichtigen Schritt hin zu diesem Ziel gemacht, und wir freuen uns sehr, European XFEL in diesem neuen und schönen Gebäude zu sehen.“

Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Technologie­minister Reinhard Meyer sagte: „Für unser Land eröffnet sich mit der heutigen Einweihung des Haupt­gebäudes eine Riesenchance. Europäische Spitzen­forschung hat hier in Norddeutschland, in Hamburg und Schleswig-Holstein, ein neues Zuhause gefunden. Wir freuen uns auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt, die hier nun einzigartige neue Arbeits­möglichkeiten vorfinden werden. Wir hoffen, dass diese Anlage nicht nur die Grenze zwischen zwei Bundesländern überwindet, sondern zu einem Ort wird, an dem Wissenschaft als eine völker­verbindende, weltweite Gemeinschaft gelebt wird.“

Katharina Fegebank, Hamburger zweite Bürger­meisterin und Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleich­stellung von Hamburg, sagte: „Der European XFEL ist ein echtes europäisches Gemeinschafts­werk. Gemeinsam bringen elf Staaten mehr als eine Milliarde Euro für den Bau der Forschungs­anlage auf. Mit Hilfe der hoch­intensiven ultra­kurzen Röntgenblitze des European XFEL wird es möglich sein, chemische Reaktionen auf atomarer Ebene zu filmen und die Struktur von Biomolekülen zu erforschen. Forscherinnen und Forscher aus aller Welt fiebern der Inbetriebnahme der Anlage entgegen. Ich freue mich sehr, dass das Haupt­gebäude bereits bezogen werden konnte, und wünsche den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel Freude und Erfolg an ihrem neuen Arbeitsort.“

„Die Einweihung des Hauptgebäudes des European XFEL ist ein wichtiger Meilenstein hin zur Realisierung der weltweit leistungs­fähigsten Röntgen­laseranlage“, erklärte Beatrix Vierkorn-Rudolph, beim Bundes­ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) verantwortlich für Großgeräte und Grundlagen­forschung. „Wir sind von der wissenschaftlichen und volks­wirtschaftlichen Bedeutung des European XFEL überzeugt und sehen dem Start des Betriebs mit großer Hoffnung entgegen. Das BMBF hat mit rund 760 Millionen Euro zum Bau des Röntgenlasers beigetragen.“

Ludmila Ogorodova, stellvertretende russische Ministerin für Bildung und Wissenschaft, sagte: „Wissenschaft ist in der modernen Welt kein elitäres Wissens­gebiet, sondern ein Werkzeug für ökonomische und soziale Entwicklung. Unabhängig von den wirtschaftlichen Herausforderungen, die Russland in verschiedenen Phasen seiner Geschichte erlebt hat, haben wir beträchtliche Mittel in internationale wissenschaftliche und technische Projekte investiert und tun dies auch weiterhin. Als Vertreterin der russischen Föderation, die bedeutende Beiträge zur Entwicklung von Freie-Elektronen-Lasern geleistet hat und aktiv am Bau des European XFEL beteiligt ist, bin ich besonders erfreut darüber, dass wir unserem gemeinsamen Ziel mit großen Schritten näher kommen. Unsere erfolgreiche Zusammen­arbeit bei European XFEL ist ein Beweis dafür, dass auch in der heutigen Welt mit einer schwierigen politischen Ausgangslage die Wissenschaft weiterhin offen für eine konstruktive internationale Kooperation zum beiderseitigen Nutzen ist.“ Russland trägt 27 Prozent der Kosten für den European XFEL und ist damit zweitgrößter Gesellschafter nach Deutschland mit 58 Prozent.

Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof sagte: „Ich bin stolz drauf, bei einem so spannenden Projekt von Anfang an mit dabei gewesen zu sein, und bedanke mich bei European XFEL und DESY für die gute und transparente Zusammenarbeit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von European XFEL möchte ich ganz herzlich in Schenefeld begrüßen. Außerdem freue ich mich bereits jetzt auf die Gäste aus aller Welt, die ab dem nächsten Jahr zu uns nach Schenefeld kommen werden.“

Der European XFEL-Forschungs­campus markiert das Ende eines 3,4 Kilometer langen unterirdischen Tunnelsystems, das vom DESY-Gelände in Hamburg-Bahrenfeld bis nach Schenefeld reicht. Das Zentrum des Geländes bildet das Hauptgebäude mit der darunter­liegenden unterirdischen Experimentier­halle. In dieser Halle werden die wissenschaftlichen Nutzer arbeiten, von deren Ergebnissen Impulse für unterschiedlichste Fachbereiche von der Biomedizin bis hin zur Astrophysik erwartet werden.

Der Umzug der Mitarbeiter von European XFEL nach Schenefeld ist einer der letzten Meilensteine in der Bauphase für die Anlage. Die 2009 begonnen Arbeiten umfassten das Bohren von 5,77 Kilometern Tunnel sowie den Bau des Haupt­gebäudes und mehrerer Neben­gebäude. Bis zum Umzug vor einigen Tagen hatte European XFEL Büroräume in der Nähe des DESY-Campus in Hamburg Bahrenfeld gemietet. Die Arbeiten auf den Betriebs­geländen der Anlage konzentrieren sich nun auf den Abschluss der Installation des Beschleunigers und der lichterzeugenden Magnet­strukturen – der Undulatoren – sowie auf die Installation der wissenschaftlichen Instrumente und ihrer Infrastruktur.

European XFEL / DE

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