04.12.2025

Neues Applikationslabor für in situ-Elektronenmikroskopie

Zwei neue Instrumente im Joint Lab für Elektronenmikroskopie der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Leibniz-Institut für Kristallzüchtung (IKZ).

Im EFRE-geförderten Projekt „Applikations­labor für in situ Trans­missions­elektronen­mikro­skopie“ (ALISE) am Joint Lab JEMA in Berlin-Adlers­hof wurde eine neue Gene­ration hoch­moderner Elek­tronen­mikro­skopie-Instru­mente in Betrieb genommen. Im Zentrum steht das Trans­missions­elektronen­mikroskop Spectra Ultra der Firma Thermo Fisher Scientific, ausge­stattet mit ILIAD EELS, einem integrierten Mono­chro­mator und dem hoch­effi­zienten Ultra-X-Detektor. Dieses Mikro­skop bildet nicht nur ein­zelne Atom­lagen ab, sondern misst gleich­zeitig die chemische Zusammen­setzung, lokale elek­trische Felder und die elek­tronische Struktur von Materi­alien – und das unter realis­tischen Betriebs­beding­ungen, etwa bei hohen Tempera­turen, unter elek­trischer Span­nung oder in Gas­atmo­sphären.

Der in das Spectra Ultra integrierte Monochromator ermöglicht eine Energieauflösung in EELS-Spektren besser als 25 meV. In Kombination mit der neuen ILIAD-EELS-Optik können nun Energie­verluste gemessen werden, die bislang im Wesent­lichen nur an Synchrotron­quellen zugänglich waren – hier jedoch mit atomarer Orts­auflö­sung direkt im Elektronen­mikroskop. Eine neu­artige „always-in-focus“-Optik sorgt dafür, dass diese Informationen über einen sehr großen Energie­bereich scharf und zuver­lässig bleiben. Der Ultra-X-Detektor ergänzt dies durch eine äußerst effi­ziente, strahlenschonende Röntgen­analytik: Durch seine besonders hohe Effi­zienz können chemische Karten viel schneller aufge­nommen oder mit deut­lich geringerer Strahlen­belastung erzeugt werden – ein entschei­dender Vorteil für empfindliche Proben wie moderne Halb­leiter, Batterie­materialien oder Sensor­strukturen. Das System gehört zu den ersten Instal­lationen dieser Art in einem akade­mischen Labor.

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Eine entscheidende Rolle für die Qualität dieser Unter­suchungen spielt die Proben­präparation. Hier kommt die Helios 5 Hydra UX zum Einsatz, ein hoch­modernes Zweistrahl-Raster­elektronen­mikroskop mit Plasma-Ionen­quelle. Es nutzt Gase wie Argon oder Xenon, Stick­stoff und Sauer­stoff, um ultra­dünne, saubere und hoch­reprodu­zier­bare Proben für die Trans­missions­elektronen­mikro­skopie herzu­stellen. Gegen­über konven­tio­nellen Ionen­quellen werden Konta­mina­tionen deutlich redu­ziert, eine beson­ders feine End­politur ver­bes­sert die Abbil­dungs­quali­tät, und KI-gestützte, automati­sierte Work­flows verkürzen die Proben­bearbei­tungs­zeit auf unter eine Stunde.

Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts ist die Automa­ti­sie­rung von Experimenten und Daten­auswer­tung mit Hilfe künst­licher Intel­ligenz. Gemein­sam mit dem IKZ Inter­national-Fellowship-Preisträger Sergei Kalinin werden KI-gestützte, teil- und voll­automati­sierte Mess- und Analyse­abläufe ent­wickelt. Die hierfür notwen­dige Daten­infra­struktur entsteht im Rahmen von FAIRmat, einem Verbund inner­halb der natio­nalen Forschungs­daten­infra­struktur NFDI der DFG.

ALISE ist als offenes Applikations­labor konzipiert. For­schende aus Univer­sitäten und außer­univer­sitären Ein­rich­tungen sowie Unter­nehmen – insbe­sondere kleine und mitt­lere Unter­neh­men – sind eingeladen, die Infra­struktur im Rahmen von Koopera­tions­projekten zu nutzen. Gerade Firmen aus den Bereichen Mikro­elek­tronik, Photonik, Energie- und Sensor­technik erhalten so Zugang zu Methoden, die sonst nur an wenigen großen inter­natio­nalen For­schungs­einrich­tungen verfügbar sind.

ALISE ist zugleich ein Eckstein des Berlin-Adlershof Center for Advanced Microscopy (BEAM), in dem die Elektronen­mikro­skopie-Aktivitäten von Humboldt-Universität, Helmholtz-Zentrum Berlin, Fritz-Haber-Institut und IKZ gebündelt werden. Mit ALISE entsteht in Adlershof eine europa­weit sicht­bare Infra­struktur, die wissen­schaft­lichen Fort­schritt und techno­logische Inno­vation in enger Partner­schaft mit der Indus­trie voran­treibt. [L-IKZ / dre]

Anbieter

Leibniz-Institut für Kristallzüchtung (IKZ)

Max-Born-Straße 2
12489 Berlin
Deutschland

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