30.10.2025 • Energie

Effizienter kühlen mit Magnetfeldern

MAGNOTHERM und HZDR nehmen Pilotanlage HyLICAL zur Wasserstoffverflüssigung in Betrieb.

Das EU-Projekt HyLICAL hat mit der Inbetriebnahme der ersten magnetokalorischen Pilotanlage Europas zur Wasserstoffverflüssigung einen wichtigen Meilenstein erreicht. Der vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) und dem Darmstädter Start-up MAGNOTHERM entwickelte Demonstrator stellt einen Durchbruch im Bereich der nachhaltigen, energieeffizienten magnetischen Kühlung dar und ebnet den Weg für den großtechnischen Einsatz in der Industrie.

Tino Gottschall (links) und Norman Schubert (Mitte) mit Thomas Platte (rechts)...
Tino Gottschall (l.) und Norman Schubert (M.) mit Thomas Platte vor dem HyLICAL-Demonstrator
Quelle: HZDR / M. Förster

Tino Gottschall, Wissenschaftler am Hochfeld-Magnetlabor Dresden (HLD) des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) erforscht schon seit Jahren Möglichkeiten der magnetischen Kühlung. Seine Vision: Eine Anlage, die täglich 5.000 Kilogramm flüssigen Wasserstoff produziert und damit deutlich effizienter und günstiger als bisherige Kompressoren zur Verflüssigung arbeitet. Gemeinsam mit MAGNOTHERM und anderen HyLICAL-Partnern arbeitet sein Team daran, zu beweisen, dass die Wasserstoffverflüssigung auf Basis des magnetokalorischen Effekts für den industriellen Einsatz skaliert werden kann.

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Seit 2023 arbeiten die HyLICAL-Partner eng zusammen, um magneto­kalori­sche Kühl­techno­logien voranzu­bringen. „Unsere magne­tische Käl­tetechno­logie bedeutet eine neue Art der klima­freund­lichen und energie­effi­zienten Kälte­technik, ganz ohne Kom­pres­soren und umwelt­schäd­liche Kühl­gase. So können wir die benötigte Climate-Tech-Trans­forma­tion inner­halb der Kälte­indus­trie ent­schei­dend beschleu­nigen“, erklärt Timur Sirman, einer der beiden MAGNO­THERM-Geschäfts­führer, die Motiva­tion hinter der Koope­ration.

MAGNOTHERM hat 2024 eine zweite Betriebs­stätte auf dem Campus Rossen­dorf eröff­net und ein „Joint Lab“ einge­richtet, wo HZDR-Wissen­schaft­ler Tino Gott­schall und MAGNO­THERM-Inge­nieur Thomas Platte eine Pilot­anlage zur Wasser­stoff­ver­flüs­sigung aufge­baut haben. Das Herz­stück bildet ein 19-Tesla-Supra­leitungs­magnet, der in den Boden des HLD einge­lassen ist. Zum Vergleich: Moderne MRT-Geräte in der Medizin verwenden Magnete mit einer Stärke von 1,5 bis 3 Tesla. „Mit dieser Anlage können wir nun das Prinzip und die Funk­tions­weise nach­wei­sen“, sagt Gott­schall. Das nächste Ziel ist es, die Effi­zienz zu steigern, um ein­hundert Kilo­gramm flüs­sigen Wasser­stoff pro Tag zu produ­zieren und damit die Skalier­bar­keit dieser Techno­logie für den indus­tri­ellen Einsatz zu demons­trieren.

Der von HZDR und MAGNOTHERM entwickelte magnetokalorische Demonstrator HyLICAL zur Wasserstoffverflüssigung.
Der magnetokalorische Demonstrator HyLICAL zur Wasserstoffverflüssigung.

Europas erster Demonstrator einer magnetisch gekühlten Wasserstoff­verflüssigungs­anlage basiert auf dem magneto­kalorischen Effekt. Dieser Effekt tritt auf, wenn Materialien mit bestimmten Eigen­schaften :– ein Beispiel ist die Lanthan-Eisen-Silizium-Legierung (LaFeSi) :– in ein Magnet­feld gebracht werden. Je nach Ausrich­tung der magneti­schen Momente können die metalli­schen Materi­alien einen plötzlichen Temperatur­abfall oder -anstieg verursachen. Mit diesem Prinzip ist es möglich, Wasser­stoff nach einer Vorkühlung mit flüs­sigem Stick­stoff auf -253 :Grad Celsius zu kühlen. Sobald diese niedrige Tempe­ratur erreicht ist, beginnt das Gas zu verflüssigen. „Unsere Methode bietet erhebliche Vorteile für die Wasser­stoff­verflüs­sigung“, erklärt Gott­schall. „Mit dem MAGNOTHERM-Gemeinschaftslabor am HZDR wollen wir die Ver­flüs­sigungs­kosten im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen auf unter 1,50 Euro pro Kilo­gramm Wasser­stoff senken.“

Die Inbetriebnahme der Pilot­anlage ist ein wichtiger Schritt für HyLICAL auf seinem Weg zur Weiter­entwicklung energie­effizienter, kompakter Wasserstoff­verflüssigungs­techno­logien auf Basis magneto­kalorischer Kühlung. Durch die Validierung dieses Ansatzes im Pilot­maßstab unter­stützt das Projekt das Ziel Europas, grünen Wasser­stoff kosten­günstiger zu produzieren, Transport­kosten zu senken und den Über­gang zu einem klima­neutralen Energie­system zu beschleu­nigen. [HZDR / dre]

Anbieter

Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf e. V. (HZDR)

Bautzner Landstraße 400
01328 Dresden
Deutschland

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