11.04.2014

Finanzspritze für freie Geister

Die Volkswagenstiftung fördert außergewöhnlichen Forschungsansätze mit den neuen „Freigeist-Fellowships“.

Forscher, die sich an unkonventionelle und risikobehaftete Projekte wagen möchten, haben es oft schwer, dafür Mittel bewilligt zu bekommen. Oft genug erwarten die Geldgeber Ansätze mit Erfolgsgarantie, nicht zuletzt soll die staatliche Forschungsförderung den Weg zu Innovationen und Produkten ebnen.

Die Volkswagenstiftung hat daher 2013 das Förderprogramm der „Freigeist-Fellowships“ in Leben gerufen. Es soll jährlich etwa 10 bis 15 exzellenten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit bis zu fünfjähriger Forschungserfahrung nach der Promotion ermöglichen, riskante Projekte abseits des Mainstreams zu verfolgen. Ähnliches beabsichtigt die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit den 2008 ins Leben gerufenen Reinhart-Koselleck-Projekten.

Nun hat das Kuratorium der Volkswagenstiftung nach einer harten Begutachtungsphase erstmals elf Freigeist-Fellowships bewilligt, darunter auch für Wissenschaftler aus dem Ausland, die für die Arbeit an deutsche Hochschulen geholt werden konnten. Drei Projekte haben einen engeren oder weiteren Bezug zur Physik:

Der Physiker Hendrik Weimer von der Universität Hannover erhält mit dem Freigeist-Fellowship die Möglichkeit, sein Projekt „Quantum States on Demand“ zu verfolgen. Weimer arbeitete nach seiner Promotion an der Harvard University und am Institute for Theoretical Atomic, Molecular and Optical Physics, Cambridge, USA. Eine Arbeit über Quantensimulationen, an der er maßgeblich beteiligt war, wurde 2010 von der Zeitschrift Science als „Breakthrough of the Year“ ausgezeichnet. Weimer möchte in seinem Theorieprojekt Modelle erstellen, die Antworten auf allgemeine Fragestellungen über Quantentechnologien geben können und es erleichtern sollen, viele Ideen für Experimente und Anwendungen auf diesem Gebiet umzusetzen. Hier locken Anwendungen für sichere Kommunikation und hochpräzise Messtechniken. In einem zweiten Schritt möchte er in Kooperationsprojekten Experimente entwickeln, um theoretische Vorstellungen etwa über Quantencomputer in praktische Versuche zu übersetzen.

Die theoretische Chemikerin Annika Bande vom Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Heidelberg erhält Förderung für ihr Projekt „Electron Dynamics of Ultrafast Energy Transfer Processes in Clusters of Real and Artificial Atoms Induced by Long-Range Electron Correlation“. Bande möchte ultraschnelle, langreichweitige Energietransfer-Prozesse mit einer gänzlich neuen Herangehensweise in echten Atomen sowie in Quantenpunkten erforschen. Diese finden sich beispielsweise in Detektoren von Wärmebildkameras, die als Frühwarnsysteme in Fahrzeugen zum Einsatz kommen. Der Ansatz der Chemikerin sieht vor, zwei Quantenpunkte über ihre Elektronen miteinander „kommunizieren“ zu lassen. Dadurch lässt sich die Sensitivität solcher Detektoren deutlich erhöhen. Ihre Erkenntnisse will die Wissenschaftlerin auch auf Anordnungen von natürlich vorkommenden Atomen übertragen.

Das Projekt „Novel Nanotemplates for Combined Structural and Functional Analysis of Membrane Proteins“ von Elmar Behrmann vom Institut für Medizinische Physik und Biophysik an der Berliner Charité befasst sich mit der Frage, wie genau sich die äußere Form eines Proteins während der Reaktion mit Wirkstoffen ändert. Dazu wird Behrmann ein Modell nutzen, das einer natürlichen Zelle stark ähnelt. Dieses möchte er durch Kombination eines zeitaufgelösten mit einem strukturgebenden Verfahren (Elektronenmikroskopie) analysieren.

Das Förderangebot der Freigeist-Fellowships ist Modul-artig aufgebaut, um besonders flexibel zu sein. Die Förderdauer liegt bei fünf Jahren plus Verlängerungsoption um drei Jahre. Die Wissenschaftler können in der ersten Phase bis zu eine Million Euro beantragen, in der Verlängerungszeit bis zu 400.000 Euro. Der Stichtag für die nächste Ausschreibungsrunde ist voraussichtlich im Herbst dieses Jahres.

Volkswagenstiftung / Alexander Pawlak

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