01.07.2008

Fraunhofer-Präsident sieht deutsche Forschung in Finanznot

Deutschland droht nach Ansicht des Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft, Hans-Jörg Bullinger, seine selbstgesteckten Ziele beim Ausbau der Forschung zu verfehlen.

Lindau (dpa) - Deutschland droht nach Ansicht des Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft, Hans-Jörg Bullinger, seine selbstgesteckten Ziele beim Ausbau der Forschung zu verfehlen. Die außeruniversitären Forschungsorganisationen würden von steigenden Kosten für Gehälter und Energie gebremst, sagte Bullinger in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Lindau. Zudem leide die Industrie unter einem dramatischen Mangel an Ingenieuren. Bullinger forderte, ausländischen Fachkräften die Einwanderung zu erleichtern. Es müsse deutlich mehr Geld als bisher in die Forschung fließen.

Zuletzt war den großen Wissenschaftsorganisationen im «Pakt für Forschung und Innovation» bis 2010 ein jährlicher Mittelzuwachs von drei Prozent garantiert worden. «Wir glauben, dass das bei einem nächsten Pakt für Forschung sicher deutlich über dem Doppelten sein muss, um überhaupt einen Effekt zu erzielen», sagte Bullinger. In Gefahr sieht er das in der Europäischen Union vereinbarte Ziel, bis 2010 drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwicklung auszugeben. «Wenn diese Selbstverpflichtung der Maßstab ist, geben wir deutlich zu wenig aus.»

Bullinger ist Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, die an 56 Instituten anwendungsorientierte Forschung betreibt. Ihre bekannteste Entwicklung ist der MP3-Player. Die Gesellschaft mit Sitz in München hat einen von öffentlicher Hand und Wirtschaft finanzierten Haushalt von 1,3 Milliarden Euro und rund 13 000 Mitarbeiter. Trotz des Mangels an Ingenieuren habe die als Karrieresprungbrett geltende Fraunhofer-Gesellschaft im vergangenen Jahr 870 von 1000 freien Stellen besetzen können, sagte Bullinger, der sich anlässlich einer Tagung von Nobelpreisträgern in Lindau äußerte.

In der Industrie sei der Mangel dagegen dramatisch. Deutschland müsse ausländischen Studenten und Ingenieuren Einwanderung und Aufenthalt erleichtern. «Da müssen wir uns ein Stück weit offener zeigen», sagte Bullinger. Langfristig müsse die Begeisterung für Technik vom Kindergartenalter an gefördert werden.

Fortschritte sieht Bullinger bei Kontakten zwischen Grundlagenforschern und ihren Kollegen mit anwendungsorientierten Fragen. «Wir suchen diesen Dialog. Deshalb lernen in Lindau auch unsere Leute etwas über solide und gute Forschung von den Nobelpreisträgern.» Eine Gesellschaft könne nicht nur aus Geld Wissen machen, sagte Bullinger. «Wir müssen aus dem Wissen auch wieder Geld machen.»

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