Gasriese auf dem Labortisch
Laborexperiment modelliert erstmals Tiefenströmungen auf jupiterähnlichen Planeten.
Die markanten Streifen und der rote Fleck gehören zu den bekanntesten Mustern von Jupiters Atmosphäre. Wie tief aber reichen eigentlich diese Verwirbelungen der oberen Wolkenschichten auf dem Gasriesen? Die Frage betrifft nicht nur Jupiter, sondern auch die anderen Gasriesen in unserem Sonnensystem – und die Modellierung der Atmosphären großer Exoplaneten in fernen Sternensystemen.
Abb.: Aufbau (links) und numerische Simulation (rechts) des Experiments. (Bild: S. Cabanes et al. / NPG)
Eine besondere Schwierigkeit bei der Simulation der massiven Atmosphären von Gasriesen besteht darin, dass Modellrechnungen angesichts des turbulenten und chaotischen Verhaltens häufig unrealistische Ergebnisse zeigen. Experimentell sind die tieferen Schichten auch nur schwer zugänglich. Die im Jahr 2011 gestartete NASA-
Die Forscher um Michael Le Bars von der Uni Marseille entwarfen hierzu ein spezielles Experiment: Auf einem rotierenden Tisch befand sich ein Wassertank, in dem ein Pumpsystem mit 64 kleinen Düsen für eine turbulente Strömung sorgte. Dabei saugten 32 Düsen mit einem Durchmesser von zwei Millimetern Wasser an, das 32 vier Millimeter durchmessende Düsen wieder ausströmen ließen. Der Tank war etwas über einen Meter hoch und hatte einen Durchmesser von einem Meter. Die Wissenschaftler wählten Rotationsgeschwindigkeiten von bis zu 75 Umdrehungen von Minute. Die Strömungen nahmen die Forscher mit einer Kamera auf, die von oben auf den Tank schaute.
Bei abgeschaltetem Pumpsystem nahm die Wasseroberfläche wie erwartet die Form eines Paraboloids an. Schalteten die Forscher nun die Düsen an, so bildeten sich streifenförmige, turbulente Muster heraus, die überraschend den Wolkenmustern auf den Gasriesen ähnelten. Die partiellen Strömungsgeschwindigkeiten konnten die Forscher anhand von neunzig kleinen schwarzen Kügelchen auswerten, die in der Flüssigkeit verteilt waren. Diese Kügelchen hatten einen Durchmesser von drei Millimetern – unterhalb der typischen Strömungsbreiten – und die Dichte von Wasser. Durch Verfolgung dieser Kügelchen konnten die Forscher Tiefenprofile in der Strömung erstellen.
Abb.: Links ist eine Aufnahme der Cassini-
Wie sich herausstellte, bildeten sich tiefreichende, axialsymmetrische, stabile Strömungszonen heraus, die an der parabelförmigen Oberfläche zu turbulenten Streifenmustern führte – wie sie auch auf Gasriesen auftreten. Einigen Modellen zufolge sollten auf Gasriesen dissipative Effekte – nicht zuletzt aufgrund der starken Magnetfelder – solche Strömungen auf die oberen Schichten der Troposphäre beschränken. Offenbar können aber auch durchaus tiefreichende Strömungen entstehen.
Auch wenn es auf den ersten Blick durchaus ungewöhnlich erscheinen mag, diese künstlich erzeugten, modellhaften Strömungsprofile auf die Atmosphäre von Gasriesen übertragen zu wollen, so gibt es doch eine Reihe ähnlicher Experimente, die besser als viele Simulationen solche atmosphärischen Dynamiken nachzubilden vermögen. Wie insbesondere die Analyse wichtiger strömungsdynamischer Parameter zeigte, gelang es den Forschern erstmals, Tiefenströmungen mit Jupiter-
Inwieweit sich diese Laborbefunde mit der Realität decken, wird glücklicherweise schon bald klar werden: Die Raumsonde Juno wird Jupiter noch gut ein Jahr lang auf einem hochelliptischen, polaren Orbit umkreisen, bevor sie in dessen Atmosphäre verglüht. Dasselbe Schicksal wird die Saturnsonde Cassini ein wenig früher ereilen: Das Ende dieser Mission ist für September 2017 vorgesehen. Auch von den Cassini-
Die Forscher gehen nach Analyse ihrer Experimente jedenfalls davon aus, dass sich in den Daten der Raumsonden Hinweise auf tiefreichende Gasströmungen finden werden. Auch die starken Magnetfelder, die für entsprechende Dissipation sorgen, sollten nicht in der Lage sein, solche Gasströme zu unterbinden.
Dirk Eidemüller
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RK