27.02.2017

Gesteinsplaneten auch bei engen Doppelsternen

Staubscheibe um weißen Zwerg liefert Hinweise auf Planeten­ent­stehung.

Ein enger Doppelstern am Himmel eines lebensfreundlichen Planeten – das ist ein beliebtes Motiv für SF-Illustra­tionen, nicht zuletzt durch die Wüsten­welt Tatooine der Star-Wars-Saga. Aber sind erd­ähn­liche Planeten in solchen Systemen über­haupt möglich? „Die Ent­stehung von Gesteins­planeten um zwei eng benach­barte Sterne ist schwierig“, erläutert Jay Farihi vom Univer­sity College London in Groß­bri­tannien. „Die Schwer­kraft der beiden Sterne zerrt in unter­schied­liche Rich­tungen und verhin­dert so, dass Staub und kleine Gesteins­brocken größere Körper bilden.“

Abb.: So könnte es aussehen: Künstlerische Darstellung von Aste­roiden und Staub um das Doppel­system aus weißem und braunem Zwerg. (Bild: M. Garlick, U. Warwick / U. Sheffield)

Zwar hat insbesondere das Weltraumteleskop Kepler inzwischen bei vielen engen Doppel­sternen Planeten aufge­spürt. Doch es handelt sich durch­weg um Planeten ähn­lich Neptun oder Jupiter in unserem Sonnen­system, also um Gas­riesen, die jen­seits der „Schnee­grenze“ ent­standen sind, wo reich­lich flüch­tige Stoffe zur Verfü­gung standen. Kleinere Gesteins­planeten, die inner­halb der „Schnee­grenze“ ent­stehen, also näher an den beiden Sternen, waren bis­lang nicht unter den Ent­deckungen.

Farihi und seine Kollegen Steven Parsons von der Univer­sidad de Valpa­raiso in Chile und Boris Gänsicke von der Univer­sity of Warwick im bri­tischen Coventry berichten jetzt über neue Beob­ach­tungen des etwa tausend Licht­jahre ent­fernten weißen Zwergs SDSS 1557. Der Stern zeigt sowohl einen signi­fi­kanten Infra­rot-Exzess durch etwa 1100 Kelvin warmen Staub, der sich vermut­lich in einer Trümmer­scheibe um den Stern verteilt, als auch eine „Ver­schmut­zung“ seiner Atmo­sphäre durch schwere Elemente, darunter Silizium und Magne­sium. Beides sind typische Hinweise auf Über­reste von Gesteins­planeten und Aste­roiden – und keines­wegs unge­wöhn­lich für iso­lierte weiße Zwerge, da vermut­lich die meisten Einzel­sterne sowohl von Gesteins­planeten als auch von Gas­planeten um­kreist werden.

Doch bei ihren Beobachtungen mit dem Very Large Telescope der Europä­ischen Süd­stern­warte und dem US-amerika­nischen Gemini South Tele­scope stießen Farihi und seine Kollegen jetzt auf die zusätz­liche Strah­lung eines weiteren Objekts: Über­deckt von der Strah­lung des Staubs verbarg sich dort ein brauner Zwerg, der den weißen Zwerg auf einer engen Bahn alle 2,27 Stunden um­rundet. Braune Zwerge sind sub­stellare Himmels­körper, deren Masse nicht aus­reicht, um in ihrem Inneren dauer­haft eine Kern­fusion von leichtem Wasser­stoff zu Helium anzu­treiben. Die Massen­grenze hierfür liegt beim 75-fachen der Jupiter­masse. Bis hinab zum 13-fachen der Jupiter­masse können sub­stellare Himmels­körper jedoch Energie aus der Fusion von Deute­rium zu Helium gewinnen.

Die Entdeckung dieses Begleiters war für die drei Astro­nomen eine große Über­raschung. „Wir kennen zwar Tausende von Doppel­sternen, die SDSS 1557 ähneln“, sagt Parsons, „doch dies ist der erste, bei dem wir Aste­roiden-Trümmer und eine Ver­schmut­zung der Atmo­sphäre sehen.“ Damit haben Farihi, Parsons und Gänsicke erstmals einen deut­lichen Hinweis darauf gefunden, dass auch um enge Doppel­sterne erd­ähn­liche Gesteins­planeten ent­stehen können. Die Forscher wollen nun weitere, ähn­liche Systeme unter­suchen um die Frage zu beant­worten, wie häufig es bei engen Doppel­sternen erd­ähn­liche Planeten gibt.

Rainer Kayser

RK

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