Ghost Imaging für extrem schnelle Prozesse
Neuartiges Verfahren ermöglicht hohe Zeitauflösung trotz störender Lichtstreuung.
Ghost imaging – die Aufnahme von „Geisterbildern“ - bezeichnet ein noch sehr junges Verfahren, um trotz störender Streueffekte scharfe Aufnahmen eines Objekts mit hoher räumlicher Auflösung zu erhalten. Einer finnisch-französischen Arbeitsgruppe ist es nun gelungen, dieses verblüffende Prinzip auch für die Analyse schneller Pulsfolgen zu verwenden. Ihre Experimente könnten zu besseren Nachweisverfahren etwa bei der optischen Datenübertragung oder der Fernerkundung via Satellit führen.
Abb.: Aufbau des Ghost Imaging-Experiment, um schnelle Prozesse auch bei widrigen Randbedingungen mit hoher Genauigkeit zu analysieren. (Bild: P. Ryczkowski et al. / NPG)
Basis des Ghost Imaging ist die Aufspaltung eines Laserstrahls in zwei unabhängige Lichtpulse. Nur einer dieser Pulse trifft auf das zu analysierende Objekt. Mit einem einfachen Detektor kann er nach der Wechselwirkung trotz störender Streueffekte aufgezeichnet werden. Doch trägt er danach nicht mehr die Information für ein räumlich wie zeitlich hoch aufgelöstes Messergebnis. Erst nach einer Kopplung mit dem zuvor abgespaltenen zweiten Puls lässt sich die räumliche und zeitliche Struktur auf den eigentlichen Messpuls aufprägen.
Piotr Ryczkowski und seine Kollegen von der University of Technology im finnischen Tampere wandten dieses Prinzip nun zur Analyse einer schnellen Abfolge optischer Pulse an. Einen Laserpuls mit einer Wellenlänge von 1547 Nanometern schickten sie über Glasfasern durch einen Strahlteiler. Das erste Signal schwankte in seiner Intensität zufällig in Abständen von durchschnittlich 13 Pikosekunden. Ohne auf das zu beobachtende Objekt – eine schnelle Abfolge von Pulsen aus einem elektro-optischen Modulator – zu treffen, wurde dieses Signal mit einem schnell reagierenden Lichtsensor aufgezeichnet. Das zweite Signal dagegen traf auf die zu analysierende Pulsfrequenz. Nach der Wechselwirkung zwischen Signal und Pulsfrequenz wurde es von einem mit etwa fünf Nanosekunden nur langsam reagierenden Detektor registriert.
Der Vorteil dabei: Auch bei störender Lichtstreuung konnte der langsame Detektor immer noch Daten oberhalb eines starken Rauschens nachweisen. Diese Daten erlaubten aber keine zeitliche Auflösung der optischen Impulse aus dem Pulsgenerator. Daher führten Ryczkowski und sein Team beide Signale wieder mit einem speziellen elektro-optischen Aufbau zusammen. So ließ sich die Zeitstruktur des ersten Signals auf das ungenaue zweite Signal aufprägen. Die Signalkombination gab den exakten Verlauf der zu analysierenden Abfolge der optischen Impulse mit einer Genauigkeit von etwa fünfzig Pikosekunden wieder.
Zeitlich hoch aufgelöste Aufnahmen können zwar auch allein mit schnell getakteten Laserpulsen etwa mit der Femtosekunden-Spektroskopie gewonnen werden. Doch bei einer stark lichtstreuenden Umgebung und starkem Untergrundrauschen scheitern diese Nachweisverfahren häufig. Das Ghost Imaging dagegen ermöglicht auch bei widrigen Bedingungen zuverlässige und extrem genaue Messungen mit hoher zeitlicher Auflösung.
Jan Oliver Löfken
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RK