29.07.2016

Gitterstruktur dämpft Vibrationen

Per 3D-Druck produzierte Absorber lassen sich auch als kräfte­tragende Bau­teile ver­wenden.

Die Vibrationen des Motors eines Fahrzeugs können sich stark auf die Sitze über­tragen. Bei Propeller­flug­zeugen und Heli­koptern machen Vibra­tionen des Propellers oder des Rotors den Flug unruhig und laut – und sie können zu Ermü­dungs­schäden führen. Ingenieure versuchen daher, Vibra­tionen bei Maschinen, Fahr­zeugen und Flug­zeugen zu vermeiden. Forscher an der ETH Zürich haben jetzt eine neue drei­dimen­sionale Gitter­struktur entwickelt, die die Möglich­keiten der Vibrations­dämmung erweitert.

Abb.: Beispiel für die drei­dimen­sionale Komposit-Struktur. (Bild: K. H. Matlack et al., ETH Zürich)

Das Team unter der Leitung von Chiara Daraio fertigte die Struktur mit einem Gitter­abstand von etwa 3,5 Milli­metern mittels 3D-Druck aus Kunst­stoff an. In das Gitter­netz betteten die Forscher Stahl­würfel ein, die etwas kleiner sind als Spiel­würfel und die als Reso­na­toren wirken. „Vibra­tionen bewegen sich von einem Ende nicht durch die ganze Struktur aus, sondern werden von den Stahl­würfeln und den inneren Kunst­stoff-Gitter­stäben aufge­fangen. Das andere Ende der Struktur bewegt sich nicht“, erklärt Team-Mitglied Kathryn Matlack.

In Fahrzeugen, Maschinen und Haushaltsgeräten werden Vibra­tionen bislang zum Teil mit­hilfe von speziellen, meist weichen Mate­rialen aufge­fangen. Neu an der vibra­tions­absor­bierenden Struktur der ETH-Forscher ist, dass sie starr ist und damit gleich­zeitig als kräfte­tragendes Bau­teil verwendet werden kann, beispiels­weise im Maschinen­bau oder eben bei Flug­zeug­propellern und Heli­kopter­rotoren.

Ein weiterer großer Vorteil der neuen Struktur: Sie kann im Vergleich zu beste­henden, weichen Absorp­tionsmate­rialien eine sehr viel größere Band­breite an Vibra­tionen abfangen, sowohl schnelle wie lang­same. Insbe­sondere bei verhält­nis­mäßig lang­samen Vibra­tionen ist die neue Struktur besser. „Die Geo­metrie der Struktur können wir so bemessen, um damit Vibra­tionen mit Schwin­gungen von einigen hundert bis einigen zehn­tausend Hertz zu dämpfen“, sagt Daraio. „In diesem Bereich liegen auch die mit dem Gehör wahr­nehm­baren Vibra­tionen, die uner­wünschten Lärm verur­sachen und den Wirkungs­grad von Maschinen und Fahr­zeugen ver­ringern.“

Theoretisch könne man eine solche Konstruktion statt aus Kunst­stoff auch aus Alu­minium und anderen Leicht­metallen bauen, sagt Matlack. Im Prinzip brauche es einfach eine Kombi­nation von leichtem Gitter­werk­stoff und darin einge­betteten Reso­na­toren mit einer großen Massen­dichte, wobei die Geo­metrie von Gitter­struktur und Reso­na­toren jeweils im Hin­blick auf die zu erwar­tenden Vibra­tionen optimal auf­ein­ander abge­stimmt sein müsse.

Im Prinzip seien die Vibrationsabsorber bereit für tech­nische Anwen­dungen, sagt Matlack. Limi­tierend sei, dass die 3D-Druck­technik vor allem auf Mini­serien ausge­richtet sei und der­zeit gegen­über tradi­tio­nellen Her­stellungs­methoden bei den Materi­al­eigen­schaften noch Nach­teile auf­weist, zum Bei­spiel, was die Belast­bar­keit angeht. Sobald die 3D-Druck­techno­logie reif sei für den indus­tri­ellen Einsatz, stünde einer breiten Anwendung nichts im Weg. Weitere Anwen­dungs­gebiete könnten Rotoren von Wind­kraft­an­lagen sein. Eine Mini­mierung von Vibra­tionen würde dort den Wirkungs­grad erhöhen. Außer­dem wären Anwen­dungen im Fahr­zeug- und Flug­zeug­bau denk­bar sowie in der Raum­fahrt.

ETH / RK

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