Graphen aus einem Guss
Neues Verfahren ermöglicht Herstellung defektfreier Graphengitter.
Graphen gilt als eines der vielversprechendsten neuen Materialien. Es defektfrei und kostengünstig herzustellen, ist für Wissenschaftler weltweit jedoch nach wie vor eine große Herausforderung. Chemikern der Friedrich-
Abb.: Chemische Herstellung von Graphen: Das Lösungsmittel Benzonitril (grauer Kreis) nimmt die Verursacher von möglichen Defekten auf und färbt sich rot – es entsteht defektfreies Graphen (roter Kreis). (Bild: P. Vecera, FAU)
Durch seine besonderen Eigenschaften bietet Graphen eine Vielzahl an zukünftigen Anwendungsmöglichkeiten, wie beispielsweise als transparente Elektrode für flexible Displays. Der Einsatz von Graphen in der Halbleiterindustrie kann jedoch nur gelingen, wenn Eigenschaften wie die Größe, Fläche und Anzahl der Defekte, die die spätere Leitfähigkeit des Graphens bestimmen, bereits während der Synthese eingestellt werden können. Forschern um Andreas Hirsch vom Lehrstuhl für Organische Chemie II ist dafür nun ein entscheidender Durchbruch gelungen: Sie haben mit Hilfe des Additivs Benzonitril eine Möglichkeit gefunden, direkt aus Lösung das defektfreie Graphen herzustellen. Ihre Methode ermöglicht es, das Graphen nicht nur fehlerfrei – und in einer bisher nicht erreichten Qualität – abzuscheiden, sondern auch über die Zahl der Ladungsträger maßgeschneidert elektronische Eigenschaften einzustellen – und das gleichzeitig kostengünstig und effizient.
Eine gängige Methode, um Graphen zu synthetisieren, ist die chemische Exfoliierung aus Graphit. Dabei werden Metallionen in den Kohlenstoff Graphit eingelagert, eine Interkalationsverbindung entsteht. Mit Hilfe von Lösungsmitteln werden die einzelnen Kohlenstofflagen voneinander getrennt. Nun muss das stabilisierte Graphen noch aus dem Lösungsmittel gelöst und wieder oxidiert werden. Bei diesem Vorgang können jedoch Defekte in den einzelnen Kohlenstofflagen entstehen, wie beispielsweise die Hydrierung und Oxidation der Gitterkohlenstoffatome. Die neue Lösung für dieses Problem: Durch die Zugabe des Lösungsmittels Benzonitril kann das Graphen ohne die Bildung von zusätzlichen funktionellen Gruppen herausgelöst werden – und bleibt dadurch defektfrei.
„Diese Entdeckung stellt für Experten auf dem Gebiet der reduktiven Graphen-
Die Methode der FAU-Forscher hat noch einen weiteren Vorteil: Das durch die Reaktion reduzierte Benzonitril-
FAU / DE