Grüner Wasserstoff aus Afrika
Neuer Atlas zeigt Potenziale für die Produktion von grünem Wasserstoff für West-, Ost und das südliche Afrika.
Das Ergebnis des Projekts „H2Atlas Africa“ ist ein Atlas, der die Regionen Afrikas und ihre Potenziale für grünen Wasserstoff aufzeigt. Die Karte dient als Werkzeug für Interessengruppen, Wissenschaftler und Entscheidungsträger, um zu bestimmen, welche Standorte für den Aufbau entsprechender Infrastrukturen relevant sein könnten. Der nun am Forschungszentrum Jülich präsentierte Abschlussbericht des Projektes zeigt, dass Afrika enormes Potenzial hat, um den eigenen Energiebedarf mit erneuerbaren Quellen zu decken und sich darüber hinaus als führender Exporteur von grünem Wasserstoff zu etablieren.
Ziel des Projekt, das zur „Go Green Go Africa“-Initiative des Bundesforschungsministerium (BMBF) gehört, ist die Unterstützung einer nachhaltigen und wirtschaftlichen Entwicklung des afrikanischen Kontinents durch eine Wasserstoffwirtschaft. Afrika kann so seine Bedeutung als Exporteur von grünem Wasserstoff auf den internationalen Energiemärkten stärken. Der lokale Energiebedarf wird dabei priorisiert und eine nachhaltige Wasserversorgung in grünen Wasserstoffprojekten von Anfang an berücksichtigt.
Dafür arbeitet das Forschungszentrum Jülich mit Partnern in West-, Süd- und Ostafrika zusammen, um sicherzustellen, dass alle relevanten Interessengruppen einbezogen werden und alle lokalen Daten in die Forschung einfließen. Die größten Potenziale für grünen Wasserstoff pro Fläche bestehen in der Sahara und in der Nama-Karoo Ökoregion im südlichen Afrika. Allerdings haben auch Regionen mit geringeren Flächenpotenzialen sehr bedeutende Qualifikationen für die Erzeugung von grüner Energie und grünem Wasserstoff.
Zudem hat das Forschungszentrum Jülich diese Woche einen hochmodernen Teststand für Elektrolyseure zur Produktion von grünem Wasserstoff eingeweiht. Damit werden Industrie-Stacks untersucht, die mit fortgeschrittener Sensorik fortlaufend beobachtet werden. Die Anlage des Projekts „Deriel“, das von Siemens Energy koordiniert wird, ist Teil des Wasserstoff-Leitprojektes H2Giga des BMBF. Sie soll einen wichtigen Beitrag leisten, um Elektrolyseure „made in Germany“ noch effizienter und langlebiger zu machen.
PEM-Elektrolyseure, die am neuen Teststand erforscht werden sollen, verwenden eine Protonaustauschmembran. Elektrolyseure dieses Typs sind mit schnellen Lastwechseln dynamisch betreibbar, und damit besonders gut für den Betrieb mit erneuerbaren Energien geeignet. Die neue Testanlage in Jülich ist für Elektrolyseure realer Größe auf industrieller Skala ausgelegt, und mit modernster Sensorik ausgestattet. „Erstmalig wurde dem Forschungszentrum Jülich ein Teststand für PEM-Elektrolysestacks im Megawattbereich zur Verfügung gestellt“, sagt Projektkoordinator Günter Schmid von Siemens Energy.
„Mit der Erforschung und Weiterentwicklung der Wasserelektrolyse im Megawattmaßstab setzen wir weltweit neue Maßstäbe im Miteinander von Wissenschaft und Wirtschaft“, sagt Rüdiger A. Eichel vom Forschungszentrum Jülich. „Die gemeinsame Forschung hilft beiden Seiten: Unternehmen wie Siemens Energy können den wissenschaftlichen Vorsprung in innovative Produkte umwandeln. Gleichzeitig lernt die Wissenschaft viel über die grundlegenden Vorgänge – und zwar im realen System, nicht nur an Modellen.“
Neben der aufwendigen Sensorik am laufenden Elektrolyseur untersucht „Deriel“ Materialproben aus dem Realbetrieb zusätzlich mit Computertomografie, Elektronenmikroskopie, Kernspinresonanzspektroskopie und Raman-Spektroskopie. Digitale Zwillinge simulieren zudem den kompletten Prozess – von der elektrochemischen Reaktion im Innern über Strömungen und Temperaturen bis hin zur Gesamtanlage.
FZJ / JOL