Herausragende Quantenforschung
Hans J. Briegel erhält den FWF-Wittgenstein-Preis 2023.
Österreichs Wissenschaftsminister Martin Polaschek und FWF-Präsident Christof Gattringer übergaben am 22. Juni 2023 in Wien den mit 1,5 Millionen Euro dotierten FWF-Wittgenstein-Preis an Hans J. Briegel, der damit seine Forschung an der Weltspitze weiter ausbauen wird. Insgesamt bringt der FWF durch das Wittgenstein- und das Start-Programm Forschungsvorhaben mit einem Volumen von 11 Millionen Euro ins Rollen.
„Diese Auszeichnung freut mich außerordentlich“, so Hans J. Briegel in einer ersten Reaktion. „Der FWF-Wittgenstein-Preis ist eine wirklich schöne Anerkennung meiner Arbeit und gibt mir die Möglichkeit, weiter an sehr grundlegenden Fragen, wie Wissenschaft mit dem Aufkommen der künstlichen Intelligenz aussehen kann, zu forschen. Mit meinem Team fokussieren wir uns auf die Quantenphysik, um diesen Fragen nachzugehen“, so Briegel weiter.
„Ich gratuliere dem FWF-Wittgenstein-Preisträger Hans J. Briegel sowie den acht mit den FWF-Start-Preisen prämierten Forschenden herzlich zu ihren Auszeichnungen“, so Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsminister Martin Polaschek, der die Bedeutung der Förderpreise für die Grundlagenforschung in Österreich unterstreicht.
Mit Hans J. Briegel zeichnet die internationale Jury einen Pionier der Grundlagenforschung aus, der wegweisende Konzepte für die Quanteninformation entwickelt hat. Seine Theorien ebnen den Weg für neue Technologien wie das Quanteninternet oder quantengestützte künstliche Intelligenz. „Der Preis ist ein weiterer Höhepunkt einer beeindruckenden wissenschaftlichen Karriere, die auch in Zukunft noch vielversprechende neue Erkenntnisse erwarten lässt“, würdigt FWF-Präsident Christof Gattringer den diesjährigen Preisträger. „Darüber hinaus gratuliere ich auch allen mit FWF-Start-Preisen ausgezeichneten Wissenschaftlern sehr herzlich, die sich in den nächsten Jahren aufmachen, neue Forschungsfragen in ganz unterschiedlichen Bereichen zu beantworten.“
Hans J. Briegel ist Professor und Leiter der Forschungsgruppe „Quantum Information and Computation“ am Institut für Theoretische Physik an der Universität Innsbruck. Er studierte Physik und Philosophie in München und Edinburgh. Zu den weiteren Stationen seiner Karriere gehören unter anderem ein Postdoc-Fellowship an der Harvard University, eine Gastprofessur an der Universität Konstanz sowie die langjährige Leitung einer Forschungsgruppe als Wissenschaftlicher Direktor am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Innsbruck. 2022 wurde Hans J. Briegel mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnet.
Seine Arbeitsgruppe erforscht grundlegende Konzepte der Quantenmechanik und der statistischen Physik sowie deren Anwendungen für die Informationsverarbeitung. Von ihm stammen wegweisende Arbeiten in den Bereichen Quantencomputer und Quantenkommunikation. So ist Hans J. Briegel einer der Erfinder des Einweg-Quantencomputers, an dessen Realisierung heute mehrere Unternehmen weltweit arbeiten. Mit der Idee für Quantenrepeater hat er gemeinsam mit Kollegen der Universität Innsbruck die Basis für ein zukünftiges Quanten-Internet gelegt. Seine aktuellen Forschungsinteressen konzentrieren sich auf das Problem des Lernens und der künstlichen Intelligenz in der Quantenphysik und auf quantenmaschinelles Lernen.
Für Hans J. Briegel spielen Verstehen und Transparenz eine zentrale Rolle in der Wissenschaft, weshalb die Entwicklung von erklärbarer KI in der Grundlagenforschung für die Zukunft sehr wichtig ist. Diese Frage in der Quantenphysik zu untersuchen, hält er für vielversprechend, weil die Naturwissenschaften über eine fundierte Vorstellung und Kriterien dafür verfügen, was eine gute Erklärung ist. Mit seinem Team untersucht Hans J. Briegel nicht nur grundlegende Aspekte und Potenziale von Quanteninformationssystemen und autonom agierender künstlicher Intelligenz, sondern bearbeitet auch philosophische Fragestellungen zur KI und der prinzipiellen Handlungsfähigkeit physikalischer Systeme.
„Hans J. Briegel zählt zu den Pionieren im Bereich Quanteninformatik und -technologie. Seine Arbeiten erlauben Berechnungen, die klassische Computer nicht leisten können. Seine Erkenntnisse spielen eine Schlüsselrolle in drei zentralen Bereichen der Quanteninformatik: Die Entdeckung der messungsbasierten Quanteninformatik ist das Herzstück der optisch basierten Quanteninformationsverarbeitung; die Erfindung des Quantenrepeaters macht das Quanteninternet möglich; und seine Entwicklung des Quantenverstärkungslernens prägt das schnell wachsende Gebiet der künstlichen Quantenintelligenz. Mit dem FWF-Wittgenstein-Preis an Hans J. Briegel ehrt Österreich einen seiner kreativsten Forschenden in einem Bereich, in dem Österreich eine führende Rolle einnimmt“, so die START/Wittgenstein-Jury.
FWF / DE