Hochempfindliche Sensoren für Herz- und Hirnströme
Energieeffiziente Sensoren für extrem niedrige Frequenzen entwickelt.
Wie das menschliche Gehirn oder das Herz arbeitet, zeigen ihre elektrischen Signale, die zum Beispiel über ein EKG gemessen werden. Aber auch magnetische Signale verraten etwas über die Aktivität dieser Organe. Sie könnten sich mit wenig Aufwand ohne Hautkontakt messen lassen. Für die besonders schwachen Signale braucht es jedoch hochempfindliche Sensoren. Forscher der Uni Kiel haben jetzt ein neues Sensorkonzept entwickelt, um in Zukunft diese niedrigen Frequenzen von Herz- und Hirnströmen zu messen. Die extrem kleinen, energieeffizienten Sensoren eignen sich besonders gut für medizinische Anwendungen oder mobile Mikroelektronik. Möglich wird das durch die Verwendung von Elektreten. Dieses Material ist permanent elektrisch aufgeladen und kommt auch in Mikrofonen für Hörgeräte oder Mobiltelefone zum Einsatz.
Biegebalken-Sensoren bestehen aus einem dünnen Silizium-
Normalerweise schwingen weiche Materialien wie Kunststoffe mit niedriger Frequenz. Die Schwingung ist also stark gedämpft und das ausgesendete Signal nur sehr gering. Mit harten Materialien lässt sich so eine starke Dämpfung vermeiden. Hierfür wird aber eine größere Materialmasse benötigt, die sich in den kleinen Dimensionen der Sensortechnik kaum einbauen lässt. „Mit unserem Ansatz konnten wir einen kleinen Biegebalken aus hartem Material dazu bringen, sich wie ein weiches Material zu verhalten und bei niedrigen Frequenzen zu schwingen – und das sogar noch mit größerer Amplitude“, fasst Rainer Adelung von der Uni Kiel die Besonderheit der Entdeckung zusammen.
Entscheidend war hierfür der Elektret. Dieses permanent elektrisch aufgeladene Material brachte das Forschungsteam unter dem Biegebalken an. Normalerweise drängt der in Schwingung gebrachte Balken zurück in seine Ausgangsposition. Der Elektret zieht ihn durch seine Eigenspannung jedoch in die Gegenrichtung und vergrößert damit die Schwingung des Balkens – und damit das elektrische Signal des Sensors. Um dieses Signal möglichst exakt auslesen zu können, integrierte das Forschungsteam in sein alternatives Sensorkonzept außerdem einen neuen Ansatz zur Rauschunterdrückung. Mit einer extrem schnellen Messung lassen sich gewissermaßen die einzelnen Signale zwischen dem Rauschen erfassen.
Dank der in den Sensoren verwendeten Elektrete lassen sich nicht nur niedrige Frequenzen besser messen. Ähnlich wie Permanentmagnete, die ohne Stromversorgung dauerhaft magnetisch sind, erzeugen auch Elektrete ihr permanentes elektrisches Feld selbst. „Der Elektret verleiht dem Sensor damit ein eingebautes elektrisches Potential. Der Sensor selbst benötigt somit keine externe Stromversorgung und kann für mobile Anwendungen eingesetzt werden“, erklärt Mitarbeiter Stefan Schröder. „Elektrete funktionieren wie eine Art Nanogenerator, der elektrische Energie erzeugt – und das theoretisch über zwanzig Jahre lang“, so Faupel. „Sensoren mit eigener Stromversorgung in diesen kleinen Dimensionen sind auch spannend für Anwendungen im Bereich ‚Internet of Things‘, die dezentrale, autark arbeitende elektronische Systeme vernetzen“, ergänzt Adelung.
CAU / RK
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