Hochseetaugliches System zur Ozeanbeobachtung im Einsatz
Das zur Simulation von Umweltveränderungen im Meer vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften eingesetzte System funktioniert wie eine Reihe von 20 Meter langen Reagenzgläsern.
Wissenschaftlern und Technikern des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) ist es gelungen, ein hochseetaugliches System zur Simulation von Umweltveränderungen im Meer erfolgreich einzusetzen. Die sogenannten Mesokosmen (zu Deutsch: mittelgroße Welten) funktionieren wie 20 Meter lange Reagenzgläser, in denen unter naturnahen Bedingungen der Ozean der Zukunft simuliert werden kann. In sechs dieser "mittelgroßen Welten", die je bis zu 60 Kubikmeter Meerwasser fassen, untersuchten die Wissenschaftler jetzt bei der Beobachtungsstation Booknis Eck die Auswirkungen der Meeresversauerung.
Abb.: Die in Kiel entwickelten "Mesokosmen" im Einsatz vor Booknis Eck.
(Bild: Ulf Riebesell, IFM-GEOMAR)
Abb.: Das Forschungsschiff ALKOR setzt die "Mesokosmen" in der Ostsee aus.
(Bild: Ulf Riebesell, IFM-GEOMAR)
Beim ersten Einsatz der am IFM-GEOMAR entwickelten Mesokosmen stand die Ozeanversauerung im Fokus der Wissenschaftler. "Das Meer nimmt gut ein Drittel des von Menschen produzierten Kohlendioxids auf. Dadurch sinkt der pH-Wert, das Meer wird sauerer", sagt Riebesell. Dieser Vorgang wird von vielen Meeresforschern als genauso gefährlich wie die Ozeanerwärmung angesehen. "Jetzt wollen wir wissen, wie sich die Versauerung genau auf die Lebensgemeinschaften im Meer auswirkt", erklärt Riebesell. Für eine abschließende Beurteilung der Versuche bei Booknis Eck sei es zwar noch zu früh, so Riebesell weiter, "aber eins ist schon klar: Dank der neuen Technik konnten wir eine Flut neuer Daten gewinnen". Die umfangreiche Studie wurde zusammen mit Partnern des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung Bremerhaven, des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde und des Leibniz Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin sowie 19 Kieler Studenten der Meereskunde durchgeführt. Sie ist Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Verbundprojektes SOPRAN (Surface Ocean Processes in the Anthropocene), über das auch ein Teil der Entwicklungskosten des Beobachtungssystems "Mesokosmen" getragen wurde. Ausländische Interessenten aus den USA und Großbritannien haben bereits Interesse an der Kieler Technologie bekundet.
Der Einsatz in der Ostsee diente den Kieler Forschern als Generalprobe für ein im Frühjahr 2010 geplantes Großprojekt, das unter Federführung des IFM-GEOMAR und mit Beteiligung von 15 weiteren europäischen Instituten vor Spitzbergen im Rahmen des EU-Projektes EPOCA (European Project on Ocean Acidification) durchgeführt werden soll. Auch bei dieser Studie wird der Einfluss der Ozeanversauerung im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen.
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften
Weitere Infos:
- Leibniz-Institut für Meereswissenschaften
http://www.ifm-geomar.de - BMBF-Projekt SOPRAN
http://sopran.pangaea.de/ - EU-Projekt EPOCA
http://www.epoca-project.eu
KP