Höchstes Lob für Doktoranden?
Für Physikpromotionen wird immer häufiger die Note „summa cum laude“ vergeben.
„Mit Auszeichnung“ oder „summa cum laude“: Glaubt man den Promotionsordnungen deutscher Fakultäten, sollte die Latte für diese Bestnote sehr hoch hängen. Wie eine kürzlich veröffentlichte Erhebung des Instituts für Forschungsinformation und Qualitätssicherung iFQ ergeben hat, ist dies an einigen Fakultäten auch tatsächlich der Fall – sie vergeben dieses „höchste Lob“ entsprechend selten oder sogar nie. In der Physik zählen dazu die Universitäten Freiburg, Bayreuth sowie die LMU München. An anderen Fakultäten erhalten jedoch nicht selten ein Drittel der Absolventen oder mehr die Bestnote – in der Physik z. B. an den Universitäten Kiel, Magdeburg, Konstanz und Frankfurt.
Das iFQ hat das umfangreiche Datenmaterial, das auf einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts beruht, für das Web so aufbereitet, dass sich per Knopfdruck Diagramme für verschiedene Fächer, Universitäten und Zeiträume erstellen lassen. Die aktuellsten Zahlen sind für den Zeitraum 2010 bis 2012, die Daten umfassen meist auch die Dreijahresperioden ab 2001–2003.
Gemittelt über alle Universitäten ist der Anteil der mit „summa cum laude“ bewerteten Physikpromotionen von 13,7 Prozent (2001–2003, bei insgesamt 3507 Promotionen) auf 19,4 Prozent (2010–2012, 4336) gestiegen; an der Universität Kiel, bei geringen absoluten Zahlen, sogar von 13 auf sage und schreibe 62 Prozent – dort ist das „höchste Lob“ also bereits die Regelnote.#) Die sehr unterschiedlichen „Notenkulturen“ drücken sich z. B. auch darin aus, dass an der TU München 34 Prozent von 260 Promotionen die Bestnote erhielten, an der LMU München bei gleichen absoluten Zahlen jedoch nicht eine einzige (Tabelle). Diese Unterschiede scheinen weniger fachspezifisch als vielmehr universitätsspezifisch zu sein. So gibt es an der TU München auch in Mathematik, Chemie oder Biologie häufig die Bestnote, an der LMU jedoch auch in diesen Fächern nicht.
Universität | Promotionen | davon „summa cum laude“ | in Prozent |
---|---|---|---|
Kiel #) | 37 | 23 | 62,2 |
Konstanz +) | 112 | 46 | 41,1 |
Frankfurt | 115 | 46 | 40,0 |
TU München | 260 | 89 | 34,2 |
Dresden | 165 | 33 | 20,0 |
Hamburg | 158 | 26 | 16,4 |
Heidelberg | 325 | 38 | 11,7 |
Karlsruhe | 150 | 14 | 9,3 |
Freiburg | 70 | 0 | 0 |
LMU München | 256 | 0 | 0 |
Bei den Promotionsnoten scheint sich damit insgesamt die bereits bei den Diplomnoten beobachtete inflationäre und uneinheitliche Notengebung fortzusetzen, die der Wissenschaftsrat zuletzt 2012 beklagt hat. Das iFQ hält zusammenfassend fest: „An den Noten für Promotionsabschlüsse lässt sich die Qualität der Doktorarbeit kaum noch ablesen. Die Benotungen von ‚summa cum laude‘ bis ‚rite‘ stellen die gewünschte Vergleichbarkeit der Promotionsleistungen über Universitäts- und Fächergrenzen nur noch sehr bedingt her und sind daher als Teil der Qualitätssicherung von Doktortiteln kaum geeignet.“
Stefan Jorda
Anmerkung: Nach der Veröffentlichung dieser Meldung wurde die Redaktion darauf hingewiesen, dass z. B. an der LMU München die Note „summa cum laude“ dem Wert 0,7 entspricht, der in der Statistik möglicherweise auf 1 (entsprechend „magna cum laude“) aufgerundet wurde. Vgl. hierzu den Artikel „Herausragende Promotionen fallen bei Statistikern hinten über“ von 2011.
#) Inzwischen hat die Uni Kiel darauf hingewiesen, dass der hohe Anteil an Promotionen mit „summa cum laude“ auf falschen Zahlen des Statistischen Landesamtes beruhe. Zwischen 2010 und 2012 sei bei 36 Physik-Promotionen 13 Mal die Bestnote vergeben worden, was einem Anteil von 36 % entspricht.
+) Auch bei der Uni Konstanz seien die Zahlen nicht korrekt. Bei 81 Promotionen sei 17 Mal „summa cum laude“ vergeben worden, was einem Anteil von 21 % entspricht.